Sportchef Bruno Galliker über die Challenge League

Beim SC Kriens ist alles bereit für den Aufstieg

Das Einschwören und Beten vor dem Spiel gehört bei den Kriensern zur Tagesordnung.

 

(Bild: Roger Keller)

Nach fünf Jahren kann der SC Kriens am Samstag im Aufstiegskampf alles klarmachen. Gewinnt das Team von Trainer Bruno Berner das Spiel gegen La Chaux-de-Fonds, grüsst die Challenge League. Doch ist das Team reif für die neue Herausforderung?

Dieser Tage hat der Krienser Sportchef Bruno Galliker viel zu tun. Am Samstag haben die Krienser den ersten Matchball in ihren Füssen, um nach sechs Jahren Abstinenz wieder Challenge-League-Luft zu atmen.

Auch wenn der eine oder andere monieren mag, dass der SC Kriens bereits vor einem Jahr an derselben Stelle stand – was durchaus zutrifft – ist die Situation mit jener von vor einem Jahr nicht vergleichbar. Der 54-jährige Geschäftsführer Bruno Galliker gibt im Interview Auskunft über den Zustand des Clubs.

zentralplus: Herr Galliker, ist die Zeit nach sechs Jahren 1. Liga reif für den Aufstieg in die Challenge League?

Bruno Galliker: Nach dem Abstieg und dem finanziellen Fiasko ist der Verein heute nicht nur sportlich, sondern auch finanziell gut aufgestellt. Wir schreiben wieder schwarze Zahlen. Mit dem neuen Stadion können wir künftig auf eine bessere Infrastruktur zurückgreifen. Das Umfeld ist dadurch professioneller geworden. Also ja, die Zeit ist reif für den Aufstieg.

zentralplus: Immer wieder hört man davon, dass die Challenge League eine «Totengräber-Liga» ist. Die AC Bellinzona, der FC Le Mont, der FC Wohlen sind nur einige Beispiele von Teams, die sich in den letzten fünf Jahren freiwillig aus der Liga zurückzogen. 

«Wir müssen realistisch bleiben. Bei uns wachsen die Bäume nicht in den Himmel – auch nicht in der Challenge League.»

Bruno Galliker, Sportchef des SC Kriens

Galliker: Das ist tatsächlich so und man darf die finanziellen Auslagen nicht unterschätzen. Auch wenn wir aufsteigen, wir werden keinen Profi-Betrieb finanzieren können. Unser Budget beläuft sich momentan auf 600’000 Franken, bei einem Aufstieg verdoppelt sich dieses. Alleine vom Verband stünden uns bei einem Aufstieg zwischen 500’000 bis 700’000 Franken zur Verfügung. Aber klar: Der Klassenverbleib wäre auch für uns eine Herausforderung

zentralplus: Wäre es dann nicht klüger, die 10er-Liga wieder auf 16 Teams zu vergrössern?

Galliker: Das wäre auch mein Vorschlag gewesen. Vereine wie Delémont, Yverdon oder unser Konkurrent im Aufstiegskampf, Stade Nyonnais, haben ähnliche Strukturen wie der SC Kriens. Diese Teams wären sicherlich eine Bereicherung für die Liga.

Bruno Galliker ist derzeit ein gefragter Mann bei den Kriensern.

Bruno Galliker ist derzeit ein gefragter Mann bei den Kriensern.

(Bild: Roger Keller)

zentralplus: Mit welchem Budget rechnen Sie?

Galliker: Wir müssen realistisch bleiben. Bei uns wachsen die Bäume nicht in den Himmel – auch nicht in der Challenge League. Ich rechne nicht damit, dass wir zwei Millionen für neue Spieler ausgeben können.

«Die interne Kommunikation hat nicht richtig funktioniert. Das heisst, viele Spieler waren unsicher, was nach dem Aufstieg geschehen würde.»

Bruno Galliker, Sportchef des SC Kriens

zentralplus: Hand aufs Herz. Kriens war letztes Jahr noch nicht reif für die Challenge League.

Galliker: Vermutlich haben Sie Recht. Dieses Jahr ist vieles anders.

zentralplus: Inwiefern?

Galliker: Wir haben im Sommer analysiert, weshalb es mit dem Aufstieg nicht geklappt hat und mussten feststellen, dass vor allem zwei Punkte hauptverantwortlich waren.

zentralplus: Woran lag es?

Galliker: Zum einen hat die interne Kommunikation nicht richtig funktioniert. Das heisst, viele Spieler waren unsicher, was nach dem Aufstieg geschehen würde. Sie fragten sich: Kann ich den Aufwand in der Challenge League bewerkstelligen? Andererseits haben uns im Aufstiegskampf Spieler verletzungsbedingt gefehlt. Woraufhin für die neue Saison die Breite des Kaders angepasst wurde.

zentralplus: Einen ähnlichen Leistungseinbruch gab es aber auch in diesem Jahr. Zu Beginn der Rückrunde gingen die ersten drei Spiele verloren.

Galliker: Das ist richtig. Allerdings muss man dort auch festhalten, dass uns in diesen Spielen der Captain, Daniel Fanger, nicht zur Verfügung stand und auch Dominic Schilling fehlte. Solche Spieler kannst du nicht eins zu eins ersetzen. Sie sind Leistungsträger.

«Wir suchen nach zwei bis drei Spielern, die Erfahrung aus der Challenge League mitbringen.»

Bruno Galliker, Sportchef des SC Kriens

zentralplus: Ist das Kader überhaupt bereit für die Challenge League?

Galliker: Natürlich ist es das. Aber als Sportchef gehört es zu meinen Aufgaben, das Team nach dem Aufstieg nicht nur zusammenzuhalten, sondern auch die eine oder andere Verstärkung zu verpflichten.

zentralplus: Auf welchen Positionen sehen Sie Handlungsbedarf?

Galliker: Ich möchte Ihnen nicht sagen, welche Positionen das betrifft. Was ich aber sagen kann, ist: Wir suchen nach zwei bis drei Spielern, die Erfahrung aus der Challenge League mitbringen. Das kann auch ein junger Spieler sein, der für den Verein finanzierbar ist.

zentralplus: Was unterscheidet Bruno Berner vom ehemaligen Trainer Marinko Jurendic, der letztes Jahr den Aufstieg verpasste?

Galliker: Bruno Berner besitzt eine grosse Sozialkompetenz. Er hat ein besonderes Gespür für die Spieler und ihre Psyche, sucht oft das Gespräch mit ihnen. Marinko Jurendic hatte seine Stärken neben der Sozialkompetenz in den taktischen Details. Es sind zwei völlig andere Trainertypen und deshalb sind sie schwer miteinander vergleichbar.

zentralplus: Bruno Berner ist mit seinen 40 Jahren und seiner ersten Station als Trainer ein Trainer-Rookie. Ist er der richtige Mann für die Challenge League?

Galliker: Bruno bringt ein enormes Erfahrungsrepertoire als Spieler mit. Natürlich ist dieses aber nicht mit jenem eines Trainers zu vergleichen. Trotzdem muss ich sagen, dass Bruno ein gutes Händchen hat und es versteht, den Konkurrenzkampf im Team aufrechtzuhalten.

Kriens Trainer Bruno Berner motiviert sein Team vor dem Spiel.

Kriens Trainer Bruno Berner motiviert sein Team vor dem Spiel.

(Bild: Roger Keller)

zentralplus: Bleibt Bruno Berner nach dem Aufstieg oder verlässt er das Boot wie vor einem Jahr Marinko Jurendic?

Galliker: Wir haben für den Abgang von Marinko Jurendic im Sommer eine fixierte Ablösesumme erhalten. Als klar wurde, dass Jurendic uns in Richtung Aarau verlassen wird, haben wir erste Gespräche mit Bruno Berner geführt. Wir planen längerfristig mit ihm. Also ja, Bruno wird uns auch nach dem Aufstieg erhalten bleiben.

zentralplus: Die erste Mannschaft steht vor dem Aufstieg in die Challenge League. Betrachtet man aber den Verein, gibt es im viele Baustellen: Die zweite Mannschaft ist in die vierte Liga abgestiegen und auch die schweizweit angepriesene «grösste Nachwuchsabteilung» wackelt seit dem Abgang des ehemaligen Juniorenobmanns Bigi Meier. 

Galliker: Sie haben zum Teil gut recherchiert (lacht). Es ist tatsächlich so, dass die zweite Mannschaft in die 4. Liga absteigt Aber die Nachwuchsabteilung wackelt in keiner Art und Weise. Unsere U15 werden voraussichtlich in ihrer Kategorie Schweizermeister, die B- und die C-Junioren stehen im Innerschweizer Cup-Final. In diesem Jahr waren zudem drei U14-Junioren bei den nationalen Auswahlen dabei. Der Nachwuchs Spitzenfussball ist im Team Innerschweiz integriert und somit bilden wir Junioren im Spitzenfussball nur noch bis zur U16 aus.

zentralplus: Erklären Sie das bitte etwas ausführlicher.

Galliker: Wir besitzen nach wie vor eine der grössten Breitensportabteilung des Landes. Was sich aber geändert hat ist der Spitzensport-Nachwuchsbereich. Kriens besitzt eine U-Mannschaft bis zur U16. Dann werden wir die besten Spieler in die U17 des FC Luzern abgeben. Ähnlich wie das Team Zugerland – so will es der Verband.

«Kriens ist und bleibt auch bei einem Aufstieg das Sprungbrett eines Spielers, sich für die Super League zu empfehlen.»

Bruno Galliker, Sportchef des SC Kriens

zentralplus: Sie sind als Geschäftsführer und Sportchef der ersten Mannschaft (50 Prozent) und als Leiter Nachwuchs (50 Prozent) beim SC Kriens angestellt. Was sind Ihre Aufgaben?

Galliker: Als Sportchef bin ich für die erste Mannschaft zuständig, als Geschäftsführer habe ich einige Aufgaben in der Führung des operativen Bereichs des Vereins und als Leiter Nachwuchs bin ich für den gesamten Junioren Spitzenfussball verantwortlich. Ich leite Spezialtrainings, helfe bei der Kaderzusammenstellung, stelle Trainer ein und führe zum Teil auch Elterngespräche. Und natürlich stehe ich ständig mit dem FCL-Nachwuchschef Genesio Colatrella in Kontakt (zentralplus berichtete). Wir wollen eine gemeinsame Ausbildungsphilosophie erarbeiten und umsetzen.

zentralplus: Also kann man in gewisser Weise sagen, dass der SC Kriens eine Art «Tochterverein» des FC Luzern geworden ist?

Galliker: Obwohl wir das nicht gerne hören, würde ich dem im Nachwuchs zustimmen. Kriens soll aber bei der ersten Mannschaft, auch bei einem Aufstieg, das Sprungbrett für junge Spieler in die Super League bleiben.

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