Wettkampf zwischen Musiker und Ex-FCL-Trainer

Campino liegt bei der Wette gegen Markus Babbel klar in Front

Kleiner Sänger, grosser Fussballer: Campino von den Toten Hosen und der Ex-FCL-Trainer Markus Babbel sind Freunde.

(Bild: zvg)

Er ist vor allem als Bühnentier bekannt, aber Campino ist auch ein ebenso leidenschaftlicher Fussballfan: Der Hosen-Sänger liebt Fortuna Düsseldorf und ist Stammgast in Liverpool. Und hat mit seinem Kumpel Markus Babbel, dem Ex-FCL-Trainer, eine eigenartige Wette am Laufen.

Letzthin ging ein Hingucker über die Bildschirme der Sport-TVs: Punksänger Campino (56) mit Pudelmütze und schlechtgebundener roter Krawatte beim Champions-League-Viertelfinal im Liverpool-Stadion, dazu sein altbekanntes cooles Lächeln.

Doch ganz so wohl fühlte er sich vor der Kamera scheinbar doch nicht mit Schlips. Gegenüber zentralplus sagte der Hosen-Sänger anlässlich seines Sedel-Besuches (zentralplus berichtete): «Ich war eingeladen vom Verein und sass in der Directors Box. Da, wo die ehemaligen Spieler abhängen, das sind rund 200 Leute. Es ist bei jedem englischen Klub so, dass du dort keine Jeans anhaben sollst und unbedingt Schlips tragen musst.» Nicht wirklich das Tenue, in dem sich ein harter Punkrocker wie Campino wohlfühlen könnte.

Punk mit Schlips: nur in drei Lebenslagen trägt Campino Krawatte.

Punk mit Schlips: nur in drei Lebenslagen trägt Campino Krawatte.

(Bild: Screenshot SkySports)

Krawatte trägt Campino nur, wenn er muss, und zwar zu drei Anlässen: «Bei Liverpool-Spielen, Hochzeiten und Beerdigungen.» Der Musiker Campino geniesst beim Fussball einen ähnlichen Kick wie bei seinen Konzerten, wo ihm oft bis zu 50’000 Fans zujubeln: «Das sind intensive körperliche Erfahrungen in der Masse: gemeinsam schwitzen, tanzen, hinfallen, sich hochziehen, Ekstase, Kontrollverlust.» Am 25. August kommt Luzern in die Kränze (siehe Box).

Toten-Hosen-Party ohne Krawatte

Eines ist sicher: Am 25. August, wenn auf der Allmend das Luzerner Konzert des Jahres steigt, wird Campino sicherlich keine Krawatte tragen. Dann kommt wieder die Rampensau zum Vorschein, und der Toten-Hosen-Sänger wird ganz in Schwarz die 30’000 Fans am einzigen Schweizer Konzert des Jahres rocken. 2016 lockte das erste Grossfestival auf der Allmend rund 70’000 Fans an. Es spielten Rammstein und Iron Maiden.

Inkognito unter City-Fans

Beim Rückspiel seines Lieblingsvereins Liverpool in Manchester mischte sich der Deutsche dann inkognito unter die einheimischen City-Fans ins Etihad-Stadion. «Mitten unter die Hools.» Damit meint er die Hooligans der Gegner. Wenn schon, denn schon. Ein wahrer Punk bewahrt auch im Stress Haltung.

Ein bisschen Angst begleitete ihn aber durchaus, deshalb hielt sich Campino an die ungeschriebenen Gesetze: «In Manchester darfst du nicht im Liverpool-Rot rumlaufen. Und in den Blocks würde schon der Schal reichen, damit sie dich rausschmeissen.» Vom Schlips ganz zu schweigen. Diese Trennung der Anhänger sei zwar megastreng, aber nur so könne man Spass an den Spielen haben, so der Sänger.

Liverpool-Fan: Campino mit Reds-Schal vor dem Anfield-Stadion.

Liverpool-Fan: Campino mit Reds-Schal vor dem Anfield-Stadion.

(Bild: zvg)

Liverpool kam im April gegen den Favoriten und neuen englischen Meister weiter, in den anderen Viertelfinals setzte sich Bayern locker gegen Sevilla durch. Im Halbfinal aber bekunden die Münchner Mühe gegen Real Madrid, wo sie im Rückspiel heute Abend auswärts eine 1:2-Niederlage auswetzen müssen. Anders Liverpool, das am Mittwoch mit der Vorgabe von 5:2 gegen Rom weitaus lockerer antreten kann.

Im Video äussert sich Campino zu Markus Babbel, Fortuna Düsseldorf und Liverpool (© Gian Waldvogel):

Jetzt geht es um die Wurst bei der Wette, die Campino mit seinem bayrischen Kumpel Markus Babbel (45) am Laufen hat: Wer kommt weiter, die Reds von Campino oder die Münchner, auf die Babbel setzt? Ein Nachtessen haben sie gewettet. Auch ein guter Grund, sich mal wieder zu treffen. Campino: «Wir telefonieren fast täglich, denn in München treffen wir uns leider nur noch selten.»

Wie kam es zur Bekanntschaft der beiden Deutschen? «Mit 14 Jahren bin ich zum ersten Mal mit den Toten Hosen in Berührung gekommen», erinnerte sich Markus Babbel, als Campinos Auftritt in Luzern bekannt wurde. Die Songs gefielen ihm, sprachen den jungen Bayern an. Campino, zehn Jahre älter, war ein Idol des ehemaligen FCL-Trainers.

Markus Babbel spielte für Liverpool

Später drehte diese Rollenverteilung, als Babbel von 2000 bis 2004 für den FC Liverpool 43 Spiele machte. Campino, glühender Fan der «Reds», wurde seinerseits zum Bewunderer Babbels. Via den Bayern wollte sich der Musiker Tickets für ein Spiel besorgen – daraus hat sich eine Bekanntschaft und später eine Freundschaft entwickelt.

«Ich kenne Luzern kaum. Wir sind da zwar schon oft durchgefahren, aber da war ich meist besoffen.»

Campino, Toten-Hosen-Frontmann

Auch in Luzern hat man sich verpasst. Als Babbel während 3,5 Jahren bis am 5. Januar 2018 die Geschicke des FC Luzern leitete, war geplant, dass Campino sich mal ein Spiel auf der Allmend anschaut. Das hat dann leider nie geklappt. Wie gut kennt der Sänger die Stadt überhaupt? Campino: «Kaum, wir sind da zwar schon oft durchgefahren, aber da war ich meist besoffen. Nüchtern kann ich mich an nichts erinnern.»

Das klingt nach mächtig Stimmung. Stimmungssache ist es auch, welche Hosen-Songs der Bayer Babbel mag. Die neuen Sachen seien bereits wieder sehr gut, so der Ex-FCL-Chef, aber er outet sich als Fan der Klassiker: «‹Hier kommt Alex› gefällt mir sehr gut. Aber dann auch gerne wieder etwas Melancholisches, ‹Nur zu Besuch› ist beispielsweise ein Song, der mich immer packt.»

«Es ist begeisternd zu sehen, wie diese doch etwas älteren Herren Stimmung in eine Konzerthalle bekommen.»

Markus Babbel, Ex-FCL-Trainer

Vor allem aber staunt Babbel über die Kondition von Campino und seinen Musikern: Die Hosen geben auch heute noch immer mehrstündige Konzerte. «Für mich ist es immer wieder begeisternd zu sehen, wie diese doch etwas älteren Herren Stimmung in eine Konzerthalle bekommen», sagt Babbel mit einem Schmunzeln.

Feuchtfröhlicher Abend geplant

Eine solche Performance erwartet bald die Leuchtenstadt. Babbel vermutet: «Nach dem Konzert gibt es bestimmt einen feuchtfröhlichen Abend.»

Einmal hat Campino den Vergleich zwischen Fussball und Musik gemacht: «Wenn wir zu wenig motiviert sind für einen Auftritt, habe ich mich eines Tricks bedient und mir vorgestellt, dass eine Tour so etwas ist wie eine Fussballsaison. Wir sind eine Mannschaft, die Meister werden will. Da geht keiner feiern, bis der ‹Cup› da ist.» Das spricht für eine grosse Hosen-Party diesen Sommer auf der Allmend.

Für den Sänger der Toten Hosen, dessen Mutter ein Engländerin ist, steht das Stadion an der Anfield Road weniger für Party, sondern ist vielmehr ein heiliger Ort. Campino zieht dabei den Vergleich zu einem Gotteshaus: «Es ist wie in einer Kirche, denn es gibt Gesänge. Und die Besucher stehen beisammen: im Gefühl, etwas Grossem beizuwohnen.»

«Beim Fussball kann ich alle Gefühle ausleben, die das Leben so ausmachen – von totaler Euphorie bis zu totaler Trauer.»

Campino

Campino kennt noch mehr Emotionen für seine «Tschuttiliebe»: «Ich liebe Fussball, weil er für mich das ideale Ersatzventil ist. Beim Fussball kann ich alle Gefühle ausleben, die das Leben so ausmachen – von totaler Euphorie bis zu totaler Trauer.»

«Es ist besser, wenn wir nüchtern sind!»: Campino und seine Hosen sind leidenschaftliche Bühnentiere.

«Es ist besser, wenn wir nüchtern sind!»: Campino und seine Hosen sind leidenschaftliche Bühnentiere.

(Bild: zvg / Website Die Toten Hosen)

Campinos Liebe zum britischen Fussball geht sogar so weit, dass die Toten Hosen den Stadionhit «You’ll Never Walk Alone» auch gerne an Konzerten singen. Es ist eine Hymne, die Fans zum Weinen bringt. Fussballfans. Und Musikfans.

Im Live-Video aus dem Jahre 2009 spielen die Toten Hosen «You’ll Never Walk Alone»:

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