Neuer Chefcoach Dan Tangnes stellt sich vor

Was der norwegische Talentschmied mit dem EV Zug vorhat

Ist das der Beginn einer meisterlichen Zusammenarbeit? Neo-Coach Dan Tangnes (links) mit EVZ-CEO Patrick Lengwiler.

(Bild: sib)

Da hatte es jemand eilig. Gerade mal neun Tage nach der Bekanntgabe der Trennung von Headcoach Harold Kreis hat der EV Zug am Mittwoch dessen Nachfolger präsentiert. Mit einem Zweijahresvertrag stösst der Norweger Dan Tangnes in die Kolinstadt, wo er das Team zur besten Adresse für junge Spieler in der Schweiz formen soll.

Da kommen Frühlingsgefühle auf. Nach den enttäuschenden Playoffs und dem Ende der Ära Kreis stellt der EVZ mit Dan Tangnes ein ebenso junges, wie in der Schweiz unverbrauchtes Gesicht vor (zentralplus berichtete). Er strahlt positive Energie aus und verkörpert Aufbruchstimmung.

Somit wird der 39-Jährige nicht nur zum Chef der ersten Mannschaft, sondern zugleich zur Symbolfigur für die Zuger Nachwuchsförderung. «Dan lebt das, was der EVZ als Klubstrategie definiert hat und hat diesbezüglich in den letzten Jahren in Linköping hervorragende Arbeit verrichtet. Der Verein wollte viele junge Spieler in die erste Mannschaft integrieren», begründet CEO Patrick Lengwiler das Engagement des ersten norwegischen Trainers in der EVZ-Klubgeschichte.

Auf der Suche nach der Herausforderung

Tatsächlich konnte Tangnes während seines dreijährigen Engagements als Cheftrainer in Linköping seinen Ruf als talentierter Ausbildner, den er sich durch jahrelanges Coaching von Juniorenteams im schwedischen Rögle erworben hatte, bestätigen.

Nach acht Jahren als Trainer in Schweden teilte der Norweger Anfang April den Verantwortlichen in Linköping mit, dass er aus dem weiterlaufenden Kontrakt aussteigen und eine neue Herausforderung suchen möchte.

Als die Zuger Verantwortlichen um Sportchef Reto Kläy, CEO Patrick Lengwiler und Präsident Hans-Peter Strebel ihn anschliessend angefragt haben, sei es sehr schnell gegangen. «Die Art und Weise, wie sie die Klubphilosophie präsentiert haben, hat sich mit meinem Profil als Coach gedeckt. Ich denke, dass ich dem Team helfen kann, sich an der Spitze zu etablieren und ihm eine klare Identität zu verpassen», so Tangnes.

Garrett Roe schwärmte ihm vor

Der Norweger hielt neben dem regelmässigen Kontakt mit Sportchef Kläy (siehe Box am Ende) während der letzten Saison auch den Austausch mit Garrett Roe aufrecht. Dieser zählte vor seinem Engagement in Zug während zweier Saisons zu den Schützlingen Tangnes›. Der Amerikaner habe ihm von dessen neuer Wohn- und Arbeitsstätte vorgeschwärmt.

Entsprechend freut sich Tangnes, der am Dienstag spätabends in Zug angekommen ist, nicht nur auf die neuen Herausforderungen auf, sondern auch auf jene neben dem Eis. «Wir haben an einer Familienbesprechung entschieden, dass wir dieses Abenteuer mit dem Erlernen einer neuen Sprache und dem Anpassen an den schweizerischen Lebensstil wagen wollen.»

Dan Tangnes hat sich im schwedischen Rögle einen Namen als exzellenter Ausbildner verschafft.

Dan Tangnes hat sich im schwedischen Rögle einen Namen als exzellenter Ausbildner verschafft.

(Bild: sib)

Das Vertrauen muss verdient werden

Auf dem Eis dürfen sich die Zuger Fans nicht nur auf mehr junge Spieler, sondern auch auf ein dynamischeres Auftreten der Equipe freuen. «Ich möchte, dass alle fünf Spieler des Blocks im Spiel mit und ohne Puck intensiv auftreten und den Gegner unter Druck setzen», skizziert der ehemalige Stürmer ein aktives Auftreten seiner Equipe.

«Harold Kreis brachte die Erfahrung eines Meisters mit. Das hat jedoch wenig mit dem zu tun, was bei uns passiert.»

Patrick Lengwiler, CEO EV Zug

Auch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit den eigenen Junioren hat er bereits konkrete Pläne. «Wichtig ist die tägliche, enge und individuelle Zusammenarbeit mit den Spielern, sodass sie sich stetig verbessern können», so Tangnes, der in Linköping jungen Spielern oft in entscheidenden Situationen Vertrauen geschenkt hat. Er betont allerdings, dass dieses verdient werden müsse.

In den Playoffs hat er noch nicht brilliert

Es wird interessant zu beobachten sein, wie Dan Tangnes der Balanceakt zwischen Nachwuchsförderung und kurzfristigem sportlichem Erfolg gelingt. In den Playoffs werden die Erwartungen schliesslich höher sein als jene in Linköping, wo er in drei Jahren keine Playoff-Serie gewinnen konnte.

CEO Lengwiler will diesbezüglich nicht allzu viel hineininterpretieren. «Harold Kreis beispielsweise brachte die Erfahrung eines Meisters mit. Das hat jedoch wenig mit dem zu tun, was bei uns passiert. Deshalb werte ich das nicht so hoch.» Wichtiger sei, dass sich neben den Jungen auch die arrivierten Spieler und Leistungsträger weiterentwickelten, damit die erste Mannschaft besser werde. «Diese Fähigkeiten bringt Dan mit.»

«Bin hier, um Spiele und Titel zu gewinnen»

Tangnes zeigt sich ebenfalls nicht besorgt über seinen fehlenden Playoff-Erfolg. «Ich bin hier, um möglichst viele Spiele und Titel zu gewinnen. Aber wichtig ist zunächst, dass sich der Weg, um dorthin zu kommen, mit der Strategie des Managements deckt. Wir hoffen, dass wir eine genügend starke Mannschaft und Coaching Staff haben, um das höchstmögliche Level zu erreichen.»

Patrick Lengwiler sieht den fehlenden Playoff-Erfolg von Tangnes nicht als Problem.

Patrick Lengwiler sieht den fehlenden Playoff-Erfolg von Tangnes nicht als Problem.

(Bild: sib)

Das Verfolgen eines klar definierten Weges, um ans Ziel zu kommen, sei das Wichtigste. «Dann wirst du irgendwann Glück haben – hoffen wir, dass es eher früher als später der Fall sein wird», fügt er mit einem Augenzwinkern an.

Doch bevor sich der neue Zuger Hoffnungsträger mit dem Spielsystem und den Tücken des Meisterschaftsbetriebs befasst, muss er noch eine dringliche Pendenz erledigen. «Ich glaube, ich habe einige unbeantwortete Anrufe von Garrett Roe und sollte ihn mal zurückrufen.»

Kein Trainer-Casting

Nach Bekanntwerden der Trennung von Harold Kreis habe der EVZ laut CEO Patrick Lengwiler viele Bewerbungsdossiers erhalten. Doch ein Casting habe der EVZ nicht durchgeführt – zu offensichtlich war der Wunschkandidat gewesen.

«Wir haben seinen Werdegang in den letzten Jahren genau verfolgt und Reto Kläy stand in den letzten beiden Jahren immer wieder in Kontakt mit ihm. Tangnes hat mitbekommen, was wir wollen und findet das sehr gut. Deshalb wussten wir, dass er zu unserem Profil passt», so Lengwiler.

Beim ersten Gespräch hat’s gefunkt

Nach den ersten Gesprächen mit dem 39-Jährigen war den Zuger Verantwortlichen klar, dass sie keine weiteren Kandidaten zu Gesprächen einladen würden, sondern ihre Idealbesetzung gefunden hatten.

Der neue Mann soll bei der Zusammenstellung des Coaching Staffs grosse Freiheiten erhalten, was sich in einem Fall bereits konkret formulieren lässt. «Er will zwei Assistenztrainer haben, weil es zu einer stärkeren Ausbildung der Spieler mehr Manpower braucht. Deshalb werden wir auch deren zwei einstellen, um die Videobearbeitung und Eins-zu-eins-Zusammenarbeit mit den Athleten zu fördern», verrät Lengwiler. Über konkrete Namen werde in den kommenden Wochen diskutiert.

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