«Er hat ihm in die Weichteile getreten»

Als Constantin in Kriens zuschlug: Zwei SCK-Urgesteine erinnern sich

Nie um einen Disput mit Trainern verlegen: Christian Constantin, hier mit Schiedsrichter Alain Bieri in Sion.

(Bild: Pascal Muller / EQ Images)

Die brutale Attacke von Christian Constantin gegen Rolf Fringer sorgt in der gesamten Schweiz für Schlagzeilen. Da wurden ungute Erinnerungen wach – denn auch in Kriens ist der Sion-Präsident nicht für Fair-Play bekannt. Zwei Urgesteine des SC Kriens erinnern sich an die unschönen Szenen nach dem Spiel gegen Sion vor fast 13 Jahren.

Obwohl sich die Krienser Klubleitung und die treusten SCK-Anhänger am Freitag vor allem für die Lancierung des Crowdfundings trafen (zentralplus berichtete) trafen, bewegte ein weiteres Thema die Gemüter: die Attacke von Sion-Präsident Cristian Constantin gegen Rolf Fringer (zentralplus berichtete).

Das weckte bei der grün-weissen Garde natürlich Erinnerungen an den 5. Dezember 2004, als Constantin in Kriens austickte. «Es war ein Nati-B-Spiel, Sion kassierte nach einem Foul in der Nachspielzeit ein Elfmeter-Tor, es stand am Schluss 2:2», erinnert sich der langjährige Sportchef Bruno Galliker. Der Elfmeterentscheid war aus seiner Sicht absolut gerechtfertigt.

«Eigentlich ein angenehmer Typ»

Der Verein aus dem Wallis habe in dieser Saison jedoch erst im Oktober die definitive Zulassung für die zweite Stärkeklasse erhalten. Die Nerven lagen beim Sittener wohl blank. Der Mann sei eigentlich sehr zuvorkommend und umgänglich, ergänzt Galliker. Er wisse gar nicht, weshalb er manchmal einfach austicke.

«Es geschah, als die Schiedsrichter zu den Kabinen gingen.»

Werner Häfliger, SCK-Urgestein und Ehrenmitglied

Galliker war zwar während des Spiels selbst im Stadion, aber nicht unmittelbar am Ort des Geschehens, als Constantin Schiedsrichter Markus von Känel und seinen Assistenten José Antonio Gonzalez attackierte. Zwar wurden viele Zeugen befragt im Umfeld des Vereins, Galliker gehörte nicht dazu.

SCK organisierte Heimreise

Was genau geschah, wisse ja niemand so genau. Fest steht, die beiden wurden heftig angegriffen: «Besonders der Schiedsrichterassistent sah ganz übel und bleich aus. Der war dann auch in ärztlicher Behandlung in der Kabine.» Er lag nach einem Schlag ohnmächtig am Boden mit Blutergüssen im Unterleib. Der Mann habe dann im Anschluss seinen Rücktritt bekanntgegeben, so Galliker.

«Es geschah, als die Schiedsrichter zu den Kabinen gingen: Constantin hielt einfach den Fuss hin», erinnert sich SCK-Urgestein, Ehrenmitglied und Club-Tausendsassa Werner Häfliger an den Tag: «Dem Assistenten hat er einen Tritt in die Weicheteile verpasst.»

SCK-Sportchef Bruno Galliker vor dem neuen VBL-Bus. Er erinnert sich an die Schiedsrichter-Attacke 2004.

SCK-Sportchef Bruno Galliker vor dem neuen VBL-Bus. Er erinnert sich an die Schiedsrichter-Attacke 2004.

(Bild: giw)

Der Betroffene konnte anschliessend nicht mehr alleine nach Hause. «Wir haben mit dem Auto eine Heimfahrt für den Assistenten organisiert», so Häfliger. Die Verletzungen von Gonzalez seien so schwer gewesen, dass er nicht mehr an der Seitenlinie stehen konnte: «Der war dann auch sehr lange krankgeschrieben.» Constantin habe alles abgestritten, er sei nach dem Match sofort verschwunden, weiss Häfliger.

Geldstrafe und Busse für CC

Weil nicht nur der Präsident, sondern auch viele Fans damals das Feld stürmten, kamen jedoch Zweifel auf, ob wirklich Constantin den Linienrichter attackiert hatte. Die Tätlichkeiten gegenüber dem Assistenten konnten dem Sion-Präsidenten nicht schlüssig nachgewiesen werden. Der Schiedsrichter erlitt nachweislich Brust- und Rippenprellungen. Constantin, der für den Sturz von Känels verantwortlich gemacht wurde, wurde vom Amtsgericht Luzern-Land zu einer bedingten Geldstrafe von 24’000 Franken sowie einer Busse von 8’000 Franken verurteilt. Wäre kurz zuvor nicht das Strafrecht mit der Einführung von Geldstrafen revidiert worden, hätte er wohl einige Tage absitzen müssen.

Doch auch gegen dieses Urteil legte Constantin beim Luzerner Obergericht Berufung ein. Und beharrte weiterhin auf Freispruch. Der Schiedsrichter sei zwar wegen ihm gestürzt, jedoch habe er ihm nicht mit Absicht das Bein gestellt, beteuerte der exzentrische Präsident damals und warf von Känel sogar vor, für den Schweizer Fussballverband gelogen zu haben. Vom Sportgericht wurde Constantin zuerst für 30 Monate, nach verschiedenen weiteren Verhandlungen aber lediglich noch für drei Monate gesperrt.

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