Der FCL-Trainer ist mit Neuzugängen zufrieden

Babbel: «Wichtig wird sein, wie wir auf Niederlagen reagieren»

Trainer Markus Babbel ist trotz komplizierter Vorbereitung optimistisch.

(Bild: Martin Meienberger/ freshfocus)

Diesen Donnerstag steht der erste Ernstkampf für den FCL an. Auswärts trifft das Team in der Europa-League-Qualifikation auf den NK Osijek. Nur: Bereit ist man eigentlich noch überhaupt nicht. Trainer Markus Babbel spielt deshalb mit dem Gedanken, einem 18-Jährigen zum Pflichtspiel-Debüt zu verhelfen. Und erklärt, warum er schon wieder deutlich werden musste.

zentralplus: Markus Babbel, in der Sommerpause gab es viele Mutationen im Kader. Ist man bereit für die Aufgabe in Kroatien?

Markus Babbel: So früh startete ich in meiner ganzen Spieler- oder Trainerlaufbahn nie in den Wettkampfmodus. Tomi Juric etwa ist erst diesen Dienstag eingestiegen. Wir müssen die richtige Balance zwischen Belastung einerseits und einem behutsamen körperlichen Aufbau der Spieler andererseits finden. Wir sind einfach noch nicht so weit, deshalb muss man auch damit rechnen, dass es gegen NK Osijek holprig wird.

«NK Osijek ist kein Fallobst.»

zentralplus: Welche Elf wollen Sie auf den Platz schicken?

Babbel: Es ist kompliziert – die momentan beste Mannschaft wird spielen. Aber eine Woche später kann diese schon wieder ganz anders aussehen. Marvin Schulz und Tomi Juric reisen nicht mit nach Kroatien – die Zeit ist zu knapp. Auch Nicolas Schindelholz, Lucas Alves und Shkelqim Demhasaj werden in Luzern gemeinsam mit Konditionstrainer Christian Schmidt ihren Aufbau vorantreiben. Hekuran Kryzeiu ist nach seinen Nati-Einsätzen mit Kosovo eigentlich noch nicht so weit. Aber ihn müssen wir mitnehmen, dieses Risiko gehen wir jetzt halt ein.

Tomi Juric weilte letztes Wochenende noch in Kroatien im Urlaub:

 

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Ein Beitrag geteilt von Tomi Jurić (@tomijuric9) am9. Jul 2017 um 6:04 Uhr


 

zentralplus: Was für einen Gegner erwarten Sie?

Babbel: NK Osijek ist eine sehr robuste Mannschaft. Wir freuen uns über diese interessante, aber nicht einfache Aufgabe. Und dass Kroaten kicken können, ist bekannt. Wir dürfen sie nicht spielen lassen, sondern müssen Druck ausüben, dann machen sie auch Fehler. Ich weiss, dass wir nicht 90 Minuten Powerfussball spielen können. Wir werden bei weit über 30 Grad beissen müssen. NK Osijek ist kein Fallobst, sondern eine gute Mannschaft.

zentralplus: Welchen Stellenwert hat die europäische Bühne für den FCL?

Babbel: Einen extrem hohen. Aber sind wir ehrlich: Der internationale Wettbewerb startet erst in der Gruppenphase. Ich muss immer schmunzeln, wenn man bereits jetzt von europäischer Bühne spricht.

zentralplus: Welches Potential hat der FCL in dieser Saison?

Babbel: Das ist schwierig zu sagen. Wir haben uns sehr gut verstärkt – gleichzeitig hatten wir viele Abgänge. Marco Schneuwly, Markus Neumayr, Nici Haas, Ricardo Costa, dazu im letzten Winter noch Jahmir Hyka oder Jérôme Thiesson – das waren alles Stammspieler. Aber ich bin guten Mutes. Remo Meyer hat an dieser Stelle ein grosses Kompliment für die Neuzugänge verdient. Die Neuen brauchen noch Zeit, aber die Mannschaft macht es ihnen leicht.

7 Spieler, welche letzten Sommer gegen Sassuolo auf dem Platz standen, haben den Verein verlassen. Dave Zibung sitzt nur noch auf der Bank. Nur die drei grün markierten könnten gegen Osijek spielen.

7 Spieler, welche letzten Sommer gegen Sassuolo auf dem Platz standen, haben den Verein verlassen. Dave Zibung sitzt nur noch auf der Bank. Nur die drei grün markierten könnten gegen Osijek spielen.

(Bild: fcl/ montage les)

zentralplus: Trotzdem nochmals: Was liegt in dieser Saison drin?

Babbel: Wir müssen unsere Leistung abliefern, dann bin ich überzeugt, dass wir einiges erreichen können. Ich kann jetzt allerdings keinen Tabellenplatz herausposaunen – das wäre unseriös.

«Tele 1» übertragt erstes Pflichtspiel

Das Zentralschweizer Fernsehen «Tele 1» hat sich die Übertragungsrechte des Spiels gegen NK Osijek gesichert, wie das Regional-TV in einer Mitteilung schreibt. Das Spiel wird diesen Donnerstag um 20.45 Uhr angepfiffen.
 
Marc Lüscher, Leiter Sport/Stv. Nachrichtenchef Tele 1, sagt: «Der FC Luzern nimmt einen wichtigen Teil unserer Berichterstattung ein. Darum ist es uns ein Anliegen, dass auch alle diejenigen Fussballinteressierten das Europa-League-Qualifikationsspiel verfolgen können, welche nicht selbst nach Kroatien reisen.»

Das Spiel kann auch auf zentralplus in einem Liveticker verfolgt werden.

zentralplus: Im letzten Winter haben Sie fehlendes Engagement im Team moniert (zentralplus berichtete). Wie läuft es jetzt in der Vorbereitung?

Babbel: Die Stimmung ist gut. Zu Beginn hat mir bei den Testspielen das Feuer etwas gefehlt. Das habe ich intern angesprochen und gegen Strassburg hat die Mannschaft von der Einstellung und der Intensität her bereits ein tolles Spiel gemacht. Trotz der vielen neuen Gesichter herrscht eine gute Harmonie.

zentralplus: Dass zu Beginn nicht alles reibungslos funktioniert, ist wohl auch normal.

Babbel: Das ist es. Und wirklich zusammenrücken tut man sowieso erst bei grossem Misserfolg. Wenn’s gut läuft, haben sich alle lieb (lacht). Wichtig wird sein, wie wir auf Niederlagen reagieren. Brechen wir auseinander oder schweisst es uns noch mehr zusammen?

zentralplus: Sind die Kaderplanungen eigentlich abgeschlossen? Bleiben Tomi Juric und Hekuran Kryeziu definitiv in Luzern?

Babbel: Diese Frage kann ich nicht abschliessend beantworten. Wir sind sehr gut aufgestellt. Bei den beiden Angesprochenen gehe ich davon aus, dass sie bleiben. Falls wir jedoch einen von ihnen abgeben, wird es für den FCL ein sehr lukratives Geschäft, es sind Top-Spieler.

«Nur weil einer aus Luzern kommt, hat er keinen Freifahrtschein.»

zentralplus: Der FCL hat erfahrene Spieler verloren und durch jüngere ersetzt. Passt der Mix?

Babbel: Verantwortung muss bei uns grundsätzlich jeder übernehmen. Aber das ist auch für unsere jungen Spieler eine riesige Chance.

zentralplus: Mit Ugrinic, Voca oder Knezevic schafften letzte Saison auch eigene Junioren den Sprung in die erste Mannschaft. Wen muss man dieses Jahr auf dem Radar haben?

Babbel: Bei uns herrscht der Leistungsgedanke. Es sind 22 oder 23 Spieler im Kader, da kann sich jeder aufdrängen. Nur weil einer aus Luzern kommt, hat er keinen Freifahrtschein. Alle müssen Gas geben. Und das wissen sie auch. Ich kann allerdings schon jetzt sagen, dass sich mit Ruben Vargas ein 18-Jähriger hervorgetan hat, der nun bereit ist für den nächsten Schritt. Der Junge kann Tore schiessen und es ist möglich, dass er am Donnerstag von Beginn weg spielt.

Ruben Vargas hat in der Vorbereitung auf sich aufmerksam gemacht:

 

zentralplus: Tore sind ein gutes Thema. Mit Marco Schneuwly hat der Torschütze vom Dienst den Club verlassen. Wer schiesst jetzt die Tore?

Babbel: Jeder ist herzlich eingeladen, Tore zu schiessen (lacht). Wir haben viele Offensivkräfte. Wenn sich die Tore auf mehrere Spieler verteilen und wir unberechenbarer werden, ist das ein Gewinn. Unser Ziel ist es auch dieses Jahr, attraktiven und konstruktiven Fussball zu spielen. Dafür sind unsere Spieler gemacht. Wir dreschen den Ball nicht mit einem Holz 3 (Anm. d. Red.: ein Golfschläger) von hinten nach vorne und versuchen ziellos unser Glück. Wir wollen den Ball laufen lassen.

zentralplus: Torwart Jonas Omlin wird in seine erste Saison als Nummer 1 starten. Andere Clubs rotieren jeweils im Cup oder dem Europawettbewerb. Planen Sie auch in diese Richtung?

Babbel: Jonas Omlin steht am Donnerstag im Tor. Für mich ist wichtig, dass er in einen Rhythmus kommt. Und durch solche Spiele gewinnt er weiter an Sicherheit. Er hat uns im Training die Argumente geliefert, mit ihm weiterzugehen. Talent war ja schon lange erkennbar, aber die Ausstrahlung hat gefehlt. Mit Dave Zibung und Simon Enzler haben wir zwei weitere Torwarts, die sich im Training super präsentieren. Auf dieser Position sind wir sehr gut aufgestellt, über Rotationen habe ich mir allerdings noch keine Gedanken gemacht.

 

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