Zuger Jungschütze spricht über seine Leidenschaft

Warum ich gerne schiesse? «Die Konzentration ist der Kick»

Samuel Heggli hat mit dem Sturmgewehr das Ziel fest im Visier.

(Bild: woz)

Tausende von Schützen nehmen derzeit die Zielscheibe ins Visier, um Treffer zu landen: Das Zuger Kantonal Schützenfest läuft auf Hochtouren. Was fasziniert Schützen eigentlich an ihrem Sport? zentralplus liess sich vom Jungschützen Samuel Heggli (18) aus Rotkreuz in die Geheimnisse des Schiessens einweihen.

Gellende, markerschütternde Schläge und stechender Pulvergeruch empfangen einen auf dem Schiessplatz Niederwil. Zahlreiche Schützen liegen auf dem Boden und feuern ihre Salven ab. Auf den ersten Blick keine sehr einladende Szenerie. Man muss sich die Ohren zuhalten, sonst hält man es hier nicht lange aus. Plötzlich winkt jemand mit einem Gehörschutz.

Mit diesem auf den Ohren wirkt das Ganze wie in Watte gepackt. Erträglich. Die Schläge sind nur noch dumpf. In der Beiz kann man den Gehörschutz gleich wieder abnehmen. Normale Lautstärke herrscht hier bei Wein und Bier. Echt angenehm.  

Am Tisch sitzen Samuel Heggli, seit zwei Jahren Jungschütze im Schiesssportverein Cham-Ennetsee, und Peter Arnet, Präsident des Vereins. Heggli trinkt eine Cola. Neben ihm liegt eine Ausgabe von «Herr der Ringe». Ist Tolkien sein Lieblingsautor? «Nein, ich lese querbeet alles, was es so an Fantasy gibt», sagt der junge Mann aus Rotkreuz. Er schiesst in Niederwil, weil es bei ihm daheim keinen Schiessplatz gibt für das 300-Meter-Schiessen mit dem Sturmgewehr.

«Es ist ein gutes Gefühl, wenn man spürt, wie der Körper und der Geist bei der Konzentration vor einem Schuss in Einklang kommen.»

Samuel Heggli, Jungschütze

«Ich habe vor zwei Jahren mit dem Schiessen begonnen, mein Bruder ist auch ein Schütze», sagt der junge Mann, der gerade eine Lehre als Koch absolviert im Pflegeheim Breiten in Oberägeri. «Ich habe schon als Kind gerne in der Küche geholfen», erzählt er.

Doch zurück zum Schiessen. Was bringt einen jungen Mann dazu, sich mit dem Sturmgewehr auf ein Ziel in 300-Meter-Entfernung zu fokussieren? Warum spielt er nicht einfach Fussball?

Der Moment, in dem sich alles entscheidet, ob die Kugel ins Ziel trifft oder nicht: Samuel Heggli simuliert die Konzentration vor einem Schuss.

Der Moment, in dem sich alles entscheidet, ob die Kugel ins Ziel trifft oder nicht: Samuel Heggli simuliert die Konzentration vor einem Schuss.

(Bild: woz)

Plötzlich senkt Samuel Heggli die Stimme. «Es ist ein gutes Gefühl, wenn man spürt, wie der Körper und der Geist bei der Konzentration vor einem Schuss in Einklang kommen», sagt er. Und beschreibt so, was passiert, wenn er mit dem Finger langsam den Abzug des Sturmgewehrs nach hinten zieht. Nur durch die absolute Konzentration sei es möglich, einen guten Schuss zustande zu bringen: «Das ist der Kick.»

Ein faszinierender Moment

Sagt’s, und sein rechter Zeigefinger knickt langsam, Millimeter für Millimeter, immer weiter nach hinten. Auf den Zuhörer überträgt sich spürbar seine Anspannung vor dem fingierten Schuss. Man meint sogar fast zu hören, wie die Kugel – Kaliber 5,6 Millimeter – plötzlich abgeht und flugs in die Scheibe einschlägt. Das muss tatsächlich ein faszinierender Moment sein.

«Wenn man den Finger nämlich am Abzug schnell zurückzieht und abdrückt, hat man gar keinen ruhigen Schuss», meint Heggli fachmännisch. Man könne auch nicht einfach auf den Schiessplatz kommen und sofort losschiessen. «Da wird man nicht viel treffen.»

«Nicht selten haben Frauen beim Schiessen eine ruhigere Hand als Männer.»

Peter Arnet, Präsident des Schiesssportvereins Cham-Ennetsee

Das Geheimnis liegt, wie gesagt, in der Ruhe. «Wenn ich hierher komme, entspanne ich mich zunächst mal, rauche eine und trinke ein Coki.» Und trotzdem sei es sehr schwer, ins Schwarze zu treffen. «Das ist Millimeterarbeit», sagt der 18-Jährige voller Demut. Mitten ins Ziel zu treffen, sprich: 100 Punkte zu schiessen, habe er aber auch schon geschafft.

Schiesssport boome unter den Jungen, wie Peter Arnet wissen lässt. Im Schiesssportverein Cham-Ennetsee üben derzeit 22 Jungschützen ihren Sport aus. Darunter sind auch immer mehr junge Frauen. «Nicht selten haben diese eine ruhigere Hand als Männer», räumt Arnet ein. Warum das so ist, kann er auch nicht genau sagen. «Wichtig ist, dass die Kameradschaft unter den Schützen stimmt: Sonst können sie kein gutes Resultat schiessen.»

Sportgeräte, keine Waffen

Im Schiesssportverein Cham-Ennetsee kann man auch mit Pistole schiessen und mit Kleinkalibergewehr. Wobei Peter Arnet stets betont, dass es sich dabei stets um Sportgeräte und nicht um Waffen handelt.

Und wie ist das dann, wenn man mit demselben Sturmgewehr in der Rekrutenschule auf Ziele schiessen muss? Ist das dann noch das gleiche, sportliche Gefühl?

«Wenn ich wüsste, dass ich in den Krieg ziehen müsste, würde ich nicht schiessen.»

Samuel Heggli, Jungschütze

«Dazu kann ich noch nichts sagen», meint Samuel Heggli, der bisher keinen Militärdienst absolviert hat. «Wenn ich wüsste, dass ich den Krieg ziehen müsste, würde ich nicht schiessen.» Eine klare Ansage. Sagt’s und weist daraufhin, dass man in der Schweizer Armee auch einen waffenlosen Dienst leisten könne.

Derweil hat Heggli schon bewiesen, dass er bereits ein sehr guter Sportschütze ist. Das Jungschützenfinal neulich hat er gewonnen – gegen eine Konkurrenz von 45 Schützen. Mit insgesamt 178 von 200 möglichen Treffern. Ein Gutschein fürs Zugerland war die Siegestrophäe. Gratulation.

Schon ein sehr guter Jungschütze: Samuel Heggli.

Schon ein sehr guter Jungschütze: Samuel Heggli.

(Bild: woz)

Letztes Zuger Kantonal Schützenfest fand vor neun Jahren statt

Im Jahre 2008 ging das letzte Kantonal Schützenfest in Zug über die Bühne. Um wiederum ein Fest auf die Beine zu stellen, haben sich dieses Mal die vier Schützenvereine SSV Cham-Ennetsee, MSV Walchwil, MSV Zug und Pistolenschützen Ägerital zu einem Trägerverein für das noch bis zum 9. Juli stattfindende 19. Zuger Kantonal Schützenfest zusammengetan. Der offizielle Tag mit Festakt findet am Sonntag, 2. Juli, um 10 Uhr in Zug statt.
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