2000 Zuschauer in Zug beim Kickbox-Kampf

Der Bachelor geht zu Boden

Aus, vorbei: Petar Majstorovic ist Weltmeister, Janosch Nietlispach völlig ausgepumpt.

(Bild: woz)

Am Ende ist es ein Bild des Jammers: Bachelor Janosch Nietlispach hinkt und lässt völlig abgeschlagen den Kopf hängen. Sein Gegner Petar Majstorovic brachte den Chamer am Samstagabend in der Zuger Bossard Arena zu Fall – und wurde K-1-Weltmeister im Halbschwergewicht-Kickboxen.

Die junge Frau kann es kaum erwarten. Aufgeregt stürmt sie durch den Gang der Bossard Arena und klatscht staccato in die Hände. «Jetzt wird es spannend!» sagt sie zu ihrer Kollegin. Und schon ist sie im dunklen Schlund der Zuschauerränge verschwunden, um für ihren Janosch zu fanen.

Sie ist am Samstagabend nicht die Einzige. Zahlreiche aufgebrezelte junge Damen sind gekommen, um den Kampf des «Bachelor»-Fernsehhelden mitzuerleben. «Es ist ja sein letzter Kampf und den muss er einfach gewinnen», meint eine andere junge Frau mit langen blonden Haaren und lächelt hoffnungsvoll.

«Wenn er verliert, kündige ich das Fitness-Abo bei ihm.»

Besucherin der Bossard Arena vor dem Kampf

Sie selbst ist sogar bei Janosch im Training. «Kickboxen ist toll, da kann man sich total verausgaben.» Ihre blonde Freundin im verspielten kleinen Schwarzen frotzelt: «Wenn er verliert, kündige ich das Fitness-Abo bei ihm.»

Doch was danach kommt, entbehrt jeglicher Süffisanz. Es ist Drama und Fight pur, was sich da in der Bossard Arena abspielt. Vor allem: Wer den Bachelor Janosch Nietlispach bisher nur bei seinen amourösen TV-Avancen erlebt und diese als wenig leidenschaftlich empfunden hat, wird eines Besseren belehrt, wenn er den 28-Jährigen plötzlich im Ring vor sich sieht. Man(n) wird unweigerlich auch noch Fan des Bachelor.

In Runde eins sieht alles noch bestens aus für den Bachelor, der mutig wie ein Löwe auf Majstorovic losstürmt.

In Runde eins sieht alles noch bestens aus für den Bachelor, der mutig wie ein Löwe auf Majstorovic losstürmt.

(Bild: woz)

 

Denn voll fokussiert, einen wilden Schrei ins weite Rund werfend, schreitet er über den Laufsteg und steigt in das Kampfgeviert. Tänzelnd kann er es kaum erwarten, bis es endlich nach dem Abspielen der Nationalhymne losgeht. Mit dem Ertönen des Gong gibt es dann keinen Raum für Zärtlichkeiten mehr.

Nietlispach geht auf auf den 42-jährigen Majstorovic mutig wie ein Löwe los. Er reizt den Gegner mit seinen langen Beinen. Und lässt dann die Fäuste ins Gesicht seines Gegners fliegen, so dass Majstorovic bereits in der ersten Runde den Ringboden küssen muss. Die Taktik des Bachelors ist klar: Er will den Routinier möglichst schnell niederringen. Mit all seiner Dynamik und seiner Körpergrösse. Seine Fans haben das sofort begriffen und skandieren «Janosch, Janosch!»

Kräfte des Chamers schwinden

Diese Strategie überrascht Majstorovic sichtlich – der wenige Minuten zuvor noch lässig mit alten, zerschlissenen Gummibadelatschen in den Ring eingezogen ist. Man spürt: Nietlispach hat die Oberhand. Die Bossard Arena kocht.

Doch ab Mitte der zweiten Runde merkt man, wie die Kräfte des Chamers zu schwinden beginnen. Schon in der ersten Pause rinnt ihm der Schweiss in Strömen über den Oberkörper. Und langsam, aber sicher kommt Majstorovic in Schwung. Seine Fäuste treffen den Bachelor ein paar Mal hart ins Gesicht, und auch dieser muss nun immer öfters kurz zu Boden.

Am Boden: Der Kampf ist vorbei.

Am Boden: Der Kampf ist vorbei.

(Bild: woz)

In Runde drei schliesslich nimmt das Schicksal seinen Lauf. Nachdem zuvor eine von zwei Damen mit dem entsprechenden Nummerntäfelchen durch den Ring gestöckelt ist, um die nächste Runde anzukündigen. In ihren übertrieben kurzgeschürzten und tief dekolletierten Outfit wirken die beiden fast wie Karikaturen der Sinnlichkeit. Was sie wohl selbst so finden – ziehen sie doch ständig an ihrem Kleidchen, um es irgendwie länger zu machen.

Doch zurück in die harte Welt der Männer. Wie entfesselt fightet nun der kleinere Majstorovic gegen den «Goliath» aus Cham. Wie ein Panzer wuchtet er sich in seinen Gegner hinein und feuert mit seinen Fäusten auf ihn los. Nietlispach wird in seinen Bewegungen immer langsamer. Er geht ein weiteres Mal zu Boden und wird zum ersten Mal angezählt. Doch er kann sich bis zum Gong retten.

Zuerst unentschieden, dann…

Es kommt dann, was kommen muss. Die Ringrichter einigen sich auf ein Unentschieden. Das heisst, die beiden Kontrahenten müssen in zwei weitere knallharte Runden gehen. Doch, obwohl Majstorovic an seiner linken Augenbraue blutet, strahlt sein Blick in der Pause Entschlossenheit aus – während der Bachelor schon jetzt in den Seilen hängt. Sein Blick ist leer. Er wirkt völlig erschöpft. Sein Coach nimmt das Gesicht seines Schützlings in die Hände und beschwört ihn mit einem Kampfschrei.

Es nützt nichts mehr. Zwei, drei weitere Treffer ins Gesicht des Bachelors – und das Aus in Runde Vier durch technischen K.o. ist besiegelt. Das Licht wird kurz runtergedimmt, und die Anhänger des Siegers schreien: «Petar, Petar, Petar!»

«Eishockey ist schöner.»

Besucherin der Bossard Arena nach dem Kampf

Erstaunlich dann, wie lieb beide nach dieser Klopperei miteinander umgehen. Der Bachelor ist ganz authentisch, lässt enttäuscht seinen Kopf hängen und lobt seinen Gegner als richtigen Fighter. Und Majstorovic? Mit der Winner-Schärpe um den Bauch attestiert er Nietlispach: «Wer geglaubt hat, dass der Bachelor kein guter Kämpfer ist, hat gesehen, wie stark er ist.»

Die Schärpe hat ihm übrigens Ilona Hug überreicht, die Witwe des legendären K-1-Weltmeisters Andy Hug, zu dessen Ehren der Kampf stattgefunden hat.

Einige junge Frauen im Publikum sind indes ebenso enttäuscht wie der Bachelor. Sie lassen den Kopf hängen und schleichen pikiert aus der Arena. Eine ältere Dame, die mit ihrem Mann Freikarten für den Fight bekommen hat, bringt den Abend irgendwie auf den Punkt. «Eishockey ist schöner.»

Total enttäuscht: Der Bachelor.

Total enttäuscht: Der Bachelor.

(Bild: woz)

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