300 Liter Bier: Statt ins Stadion «i d’Möscht»

FCL-Fans sorgen für Rekordumsatz in Thuner Klubbeiz

Wegen den Fahnen durften die FCL-Fans nicht ins Thuner Stadion.

(Bild: Dominik Stegemann)

Weil die FCL-Anhänger das Fahnen- und Transparentverbot nicht akzeptierten, liess man sie am Samstag in Thun nicht ins Stadion. Die Fussballfans nahmen es gelassen und spazierten kurzerhand ins Klubhaus von Rot-Schwarz-Thun. Beim Viertligisten sorgten die FCL-Anhänger für klingelnde Kassen und gute Stimmung.

Der FC Luzern verlor in Thun am letzten Samstag mit 1:3 – dies stiess vor allem Trainer Markus Babbel sauer auf (zentralplus berichtete). Für die mitgereisten Fans war es trotzdem ein Tag, der ihnen in Erinnerung bleiben sollte. Und dies, obwohl die rund 350 Anhänger der Innerschweizer das Spiel nicht im Stadion verfolgten. Denn die Stadt Thun hatte für Samstag kurzfristig ein Fahnenverbot für den Gästesektor im Thuner Stadion erlassen.

Aus Protest rief der FCL-Fanverband «USL» dazu auf, mit Transparenten und Bannern nach Thun zu fahren, um ein friedliches Zeichen für die Fankultur zu setzen (zentralplus berichtete). Prompt wurde man im Regen stehen lassen – die Fussballfans mussten sich eine Alternative suchen. Das taten sie dann auch: In der Klubbeiz des Viertligisten FC Rot-Schwarz Thun schauten sich die 350 FCL-Fans das Spiel an – und tranken den Keller leer. Der Amateurverein machte den Umsatz des Jahres.

Klubwirt lobt: «Friedlich und unkompliziert»

Die Fangruppe sei herzlich empfangen worden, erzählt ein FCL-Fan. Die Anhänger stellten sich denn auch kurzerhand selber hinter die Bar, um den Andrang bewältigen zu können. Die Bilder zeigen klar: Die Kapazität des Klubhauses wurde restlos ausgeschöpft.

Die FCL-Fans schauten das Spiel im Klubhaus von Rot-Schwarz-Thun.

Die FCL-Fans schauten das Spiel im Klubhaus von Rot-Schwarz-Thun.

(Bild: Dominik Stegemann)

Klubhauswirt Heinz Feller sagt: «Es war alles friedlich und völlig unkompliziert.» Insgesamt hätten die FCL-Fans über 300 Liter Bier getrunken, Bratwürste und Hamburger verdrückt und seien rund zweieinhalb Stunden vor Ort gewesen, ohne «Glyr», wie der Thuner sagt. «Der Umsatz entsprach ungefähr einem normalen Wochenumsatz», so Feller. Er meint, es sei schön und wichtig, auch einmal ein positives Zeichen für die Fankultur zu setzen. «Die Fanarbeiter haben ihren Job richtig gut gemacht, Hut ab», so der Wirt.

Fans selber verantwortlich für Auflagen

Peter Siegenthaler, Sicherheitsdirektor und Sozialvorsteher der Stadt Thun, erklärt, warum überhaupt erhöhte Sicherheitsmassnahmen nötig waren: «Während der letzten Begegnung in Thun gab es seitens der FCL-Fans mehrere Vorkommnisse: Angriffe auf die Polizei, 37 Pyros im Stadion, Böller und Scharmützel mit Thun-Fans am Bahnhof und einen Angriff auf einen unbeteiligten Autofahrer.» Alles in allem sei dies eine sehr unerfreuliches Rencontre gewesen.

«Wenn sich die Fans so verhalten, verringert sich die Wahrscheinlichkeit für erhöhte Auflagen beim nächsten Spiel.»

Peter Siegenthaler, Sicherheitsdirektor und Sozialvorsteher der Stadt Thun

Deshalb habe man sich in diesem Jahr entschieden, Auflagen zu verhängen. Neben dem Transparent- und Fahnenverbot galt auch Alkoholverbot und es wurden verschärfte Personenkontrollen durchgeführt. Der Sicherheitsdirektor sagt gegenüber zentralplus: «Die Fans sind zu 100 Prozent selber verantwortlich, ob es bei einem Spiel spezielle Auflagen gibt oder nicht.»

Aber Siegenthaler stellt den FCL-Anhängern für dieses Wochenende ein gutes Zeugnis aus: «Die Fans haben sich wie angekündigt verhalten. Wir haben mit den Verantwortlichen einen Dialog geführt über die getroffenen Massnahmen. Da wir nicht von unserer Position abrückten, verliessen die Fans – wie angekündigt – das Stadion in Richtung des Klubhauses vom FC Rot-Schwarz-Thun.»

Das positive Beispiel von Fankultur am Wochenende wird denn auch registriert. Siegenthaler: «Wenn sich die Fans so verhalten, verringert sich die Wahrscheinlichkeit für erhöhte Auflagen beim nächsten Spiel natürlich.»

Die FCL-Fans feiern ihre Aktion auf Twitter:


 

Die Anhänger des FC Thun solidarisierten sich mit den FCL-Supportern: Aus Protest gegen das Fahnen- und Transparentverbot (welches zur Folge hatte, dass Luzern fast ohne Unterstützung das Spiel bestreiten musste), verzichteten die Thuner-Fans während den ersten 15 Minuten auf Gesänge. Der FC Thun beklagte wie die FCL-Fans, dass die Thuner Stadtregierung «Kollektivstrafen» aussprechen würde. Dies sei kontraproduktiv, so der Verein auf ihrer Webseite, und es bestrafe die Falschen.

Beim FC Thun bedauert man, dass man nicht zusammen mit der Stadtregierung am gleichen Strick ziehe, so die Medienmitteilung.

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