EVZ: zu Hause Top, auswärts Flop

Klingberg ein Fehltransfer? «Wir dürfen Ausländer nicht auf Punkte reduzieren»

Der Zuger Stürmer Josh Holden mit vollem Körpereinsatz gegen Kloten. Am Freitag trifft der EVZ erneut auf die Flyers.

(Bild: Martin Meienberger)

Zwar liegt der EV Zug nach einem Fünftel der Eishockey-Qualifikation auf dem dritten Platz – dennoch fällt Bilanz durchzogen aus. Vor allem Neuzugang Carl Klingberg kam bisher nicht auf Touren. Sportchef Reto Kläy schliesst das Engagement eines fünften Ausländers aber bis auf weiteres aus.

Mit 19 Punkten aus zehn Partien belegt der EV Zug momentan den dritten Tabellenplatz und kann auf einen soliden Saisonstart zurückblicken. Dennoch macht Sportchef Reto Kläy bei der Analyse der ersten Partien keinen wirklich zufriedenen Eindruck. Ob ihm die Niederlage in der Champions Hockey League gegen die Eisbären Berlin vom Dienstag noch auf dem Magen liegt?

Kläy teilt zwar die Ansicht, dass die Resultate bisher nicht schlecht waren, relativiert allerdings, dass es punktemässig sehr eng sei. So liegen die Zuger nur gerade vier Punkte vor dem momentan unter dem Strich klassierten Lugano. Kläy zeigt sich vor allem mit den bisher gezeigten Leistungen nicht rundum zufrieden und ortet reichlich Optimierungspotenzial. «Das Powerplay ist sehr durchzogen, wir haben zu wenige Tore geschossen und zu viele erhalten», erklärt er. Kurzum: Es gibt zahlreiche Bereiche, die verbessert werden müssen. Wichtig sei es vor allem, mehr Konstanz in das Spiel zu bringen und sich im Verlauf der Qualifikation stetig zu steigern, damit die Playoffs – an denen sich der EV Zug während der letzten Jahre die Zähne ausbiss – erfolgreich verlaufen.

Sorgenkinder Suri und Klingberg

Nun ist es so, dass Teams zu Saisonbeginn oft noch nicht ihr bestes Hockey spielen. Bisher scheinen bloss Lausanne, Biel und Kloten ihr Potenzial regelmässig auszuschöpfen, während sich auch andere designierte Spitzenteams wie Davos, Bern und Lugano schwertun, konstant und erfolgreich aufzutreten. Damit es beim EVZ mit der Leistungsexplosion klappt, muss sich die gesamte Mannschaft steigern, insbesondere aber designierte Leistungsträger, die ihr Rendement bisher nicht abrufen konnten.

«Bei Ausländern ist es oft so, dass nur auf die Punkte geschaut wird. Wir dürfen die Spieler allerdings nicht nur darauf reduzieren.»

Reto Kläy, Sportchef EVZ

Während der neue Kanadier David McIntyre nach einem verhaltenen Start besser in Fahrt kommt, hat sich der Knoten bei Nationalstürmer Reto Suri und Neuzugang Carl Klingberg noch nicht gelöst. Beide legen zwar einen grossen kämpferischen Einsatz an den Tag, doch liegt ihre Punkteausbeute weit unter den Erwartungen. Klingberg wartet immer noch auf sein erstes Saisontor, was bei einigen Fans längst die Alarmglocken schrillen lässt. Sportchef Kläy beurteilt die Leistungen des Schweden etwas differenzierter.

«Bei Ausländern ist es oft so, dass nur auf die Punkte geschaut wird. Wir dürfen die Spieler allerdings nicht nur darauf reduzieren.» So habe Klingberg mit seiner Wasserverdrängung dazu beigetragen, dass der EVZ international besser mithalten könne. Dennoch sieht der Sportchef beim kräftigen Flügel wie bei der ganzen Mannschaft «Optimierungspotenzial», ist aber zuversichtlich, dass dieses im weiteren Saisonverlauf ausgeschöpft werde. Ein frühzeitiges Engagement eines fünften Ausländers schliesst Kläy zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls aus.

#GOODNEWS titelte der EVZ bei der Verpflichtung Klingbergs. Dessen Leistungen haben allerdings noch Verbesserungspotential:

 

Der Publikumsliebling hinter der Bande

Verstärkung hat der EVZ bereits letzte Woche erhalten. Assistenztrainer Waltteri Immonen ist von seinem Engagement für das Team Finnland am World Cup of Hockey zurückgekehrt und unterstützt Headcoach Harold Kreis wieder an der Bande. Seine Position wurde temporär vom früheren Kultspieler Paul Di Pietro eingenommen, der ansonsten als Scout und Stürmertrainer amtet. Kläy beurteilt die interimistische Rochade als geglückt. «Wir wollten Immonen diese Möglichkeit geben, schliesslich ist ein Einsatz beim World Cup of Hockey eine einmalige Gelegenheit. Ausserdem konnten wir mit Di Pietro auf eine gute Alternative zurückgreifen. Er kennt durch seine Tätigkeiten die Mannschaft und hat sich bereits in verschiedenen Einsätzen bewährt.»

«Letztendlich geht es darum, dass wir umsetzen, was wir uns vornehmen, und zwar unabhängig vom Spielort.»

Reto Kläy, Sportchef EVZ

Eine weitere Besonderheit der EVZ-Ausgabe 2016/17 ist das unterschiedliche Abschneiden vor heimischer Kulisse und als Gastteam. Während der EVZ bisher alle Heimspiele ohne Punktverlust gewinnen konnte, gab es auswärts erst einen Sieg – beim abgeschlagenen Schlusslicht aus Langnau. Für die zwei Gesichter des EVZ hat auch Kläy keine Erklärung, die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsbilanz sei wohl eher zufällig. Der Staff plant jedenfalls keine Massnahmen, damit sich die Spieler auswärts mehr zu Hause fühlen, denn «letztendlich geht es darum, dass wir umsetzen, was wir uns vornehmen, und zwar unabhängig vom Spielort», so Kläy.

Bleibt zu hoffen, dass der EVZ bald auch auswärts besser in die Gänge kommt – am besten, indem er das Selbstvertrauen aus den heimischen Auftritten mitnimmt. Insofern kommt den Zugern der Spielplan entgegen, denn nach der Pleite in Berlin und vor dem schwierigen Spiel in Genf gastiert am Freitagabend zunächst der EHC Kloten in der eigenen Festung.

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