Neuer FCL-CEO muss mehr Sponsoren an Land ziehen

Stäger nach Absetzung: «Ich habe die Aufgabe unterschätzt»

Ruedi Stäger gibt an seiner letzten Pressekonferenz als FCL-Präsident den Medien Auskunft.

(Bild: lwo)

Nach zweieinhalb Jahren ist Schluss: FCL-Präsident Ruedi Stäger muss gehen. Der neue starke Mann beim Verein heisst Philipp Studhalter. Jetzt wird ein neuer Geschäftsführer gesucht. zentralplus hat mit allen Verantwortlichen gesprochen – und hat überraschende Geständnisse bekommen.

Der FC Luzern schraubt mal wieder an seiner Organisation. Die bislang von Ruedi Stäger in einem 60-Prozent-Pensum wahrgenommenen Aufgaben Geschäftsführung und Vereinspräsident werden aufgeteilt. Neu übernimmt ein noch zu findender CEO im 100-Prozent-Pensum die Geschäftsführung des Clubs. Gleichzeitig werden das Präsidium des Clubs und der FCL Holding AG zusammengelegt. Diesen Job übernimmt Philipp Studhalter, der bislang Präsident der Holding war (zentralplus berichtete).

«Damit werden die regelmässigen Verwechslungen der beiden Präsidien aufgehoben und die Zusammenarbeit zwischen Verwaltungsrat und Clubleitung verstärkt. Denn es hat sich gezeigt, dass der FCL nicht in einem 60-Prozent-Pensum geführt werden kann», sagt der neue starke Mann beim FCL und fügt an: «Meine Aufgabe wird es sein, den Club zusammenzuhalten. Ich bin zudem das Bindeglied zur Holding. Hier habe ich ja Erfahrung.» Offiziell müssen diese Änderungen noch an einer ausserordentlichen FCL-Generalversammlung abgesegnet werden. Diese dürfte ca. im Juli stattfinden.

Philipp Studhalter steht den Journalisten Red und Antwort.

Philipp Studhalter steht den Journalisten Red und Antwort.

(Bild: lwo)

Dass der FCL mit dieser Neuorganisation einmal mehr selber Unruhe in den Club bringt, ist laut Studhalter zwar nicht optimal, hat aber gute Gründe: «Wir haben eine sensationelle Saison hinter uns. Nun aber müssen wir uns auch langfristig entwickeln. Ich will den ganzen Club überblicken und versuchen, mehr Effizienz hinzubringen.» Ausgedeutscht heisst das: Die alljährlichen FCL-Defizits über zwei Millionen Franken müssen gesenkt werden. Bislang musste stets der Verwaltungsrat diese happigen Löcher stopfen. Dazu hat er nun offenbar keine Lust mehr.

Der FCL-Verwaltungsrat besteht aus folgenden Personen:

Hausaufgaben nicht gemacht?

Ruedi Stäger scheidet aufgrund der neuen Organisation aus der Leitung aus. Er hilft aber noch mit, den neuen Präsidenten einzuarbeiten. Stäger hat den Job zweieinhalb Jahre lang gemacht. «Wir danken Ruedi für sein enormes Engagement, das er auch unter äusserst schwierigen Bedingungen an den Tag gelegt hat», würdigte Studhalter die Leistung des Präsidenten an einer Medienkonferenz diesen Montagnachmittag (siehe Live-Ticker). Stäger werde weiterhin als Gast in der Präsidents-Lounge die Geschicke des FCL verfolgen – die entsprechende Jahreskarte übergibt ihm Studhalter vor den Journalisten gleich selber. Studhalter versichert anschliessend: «Ruedi hat selber auch eingesehen, dass es nicht möglich ist, diesen Club so weiterzuführen.»

Auf die Frage eines Reporters, ob Stäger seine Hausaufgaben nicht gemacht und dem FCL zu wenig neue Geldgeber zugeführt habe, weicht Studhalter aus. «Im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten war es wohl nicht realistisch, mehr Gelder zu generieren.»

Kommt Schönberger zurück?

Ein zu 100 Prozent angestellter CEO – das ist nichts Neues für den FC Luzern. Denn bevor der Club entschieden hat, Stäger mit der Doppelfunktion Präsidium/Geschäftsleitung zu beauftragen, hat Thomas Schönberger einige Jahre lang als CEO geamtet. Schönberger musste nach Stägers Anstellung gehen und hat kurze Zeit später beim FC Zürich angeheuert. Dort ist er seither für die kaufmännische Leitung sowie fürs Marketing und den Verkauf zuständig. Jetzt, wo der FCZ absteigt, könnte er doch wieder nach Luzern zurückkehren? Eine Anfrage von zentralplus bei den Zürchern ist hängig. Philipp Studhalter wollte sich konkret zu dieser Personalie nicht äussern. Man sei mit diversen Personen im Gespräch und könne noch nichts Genaueres dazu sagen. Aufgabe des neuen CEO werde unter anderem sein, mehr Sponsoren an Bord zu holen.

zentralplus konnte nach der Medienkonferenz diesen Montag mit Ruedi Stäger sprechen.

zentralplus: Ruedi Stäger, Sie wirkten während der Medienkonferenz recht entspannt. Sind Sie auch ein Stück weit erleichtert, das Amt als FCL-Präsident abzugeben?

Stäger: (lächelt) Die Erleichterung kommt sicher noch. Ich freue mich zuerst mal, den Schritt aus dem Fokus der Öffentlichkeit machen zu können. Ich bin seit meinem Amtsantritt und speziell Anfang Jahr wegen der Entlassungen von Rolf Fringer und Roland Vrabec durch manches Stahlbad gegangen. Das ging nicht spurlos an mir und meiner Familie vorbei. Deshalb ist die Situation jetzt auch eine Erleichterung für mich. Obschon ich gern noch ein Jahr lang weitergemacht hätte – nur schon wegen der Europa-League-Quali.

zentralplus: Wie gehts es weiter mit Ihnen?

Stäger: Ich freue mich, endlich wieder mehr Zeit für meine Familie und meine Freunde zu haben. Ich werde nun sicher nach langer Zeit wieder mal zwei, drei Wochen am Stück Ferien machen, um abzuschalten. Beruflich bin ich immer noch in einigen Verwaltungsräten aktiv. Zusätzlich dazu werde ich dort weitermachen, wo ich hergekommen bin.

Ruedi Stäger und Philipp Studhalter geben den Medien Auskunft.

Ruedi Stäger und Philipp Studhalter geben den Medien Auskunft.

(Bild: lwo)

zentralplus: Sie wurden von gewissen Fans und Medien als unfähig bezeichnet, auch hat man Ihnen Misswirtschaft vorgeworfen.

Stäger: Von Misswirtschaft zu reden, ist eine bösartige Unterstellung. Das weise ich in aller Form zurück. Wir haben hier monatlich eine rigide Kostenkontrolle durchgeführt. 

zentralplus: Ihre Kritik an den Kritikern ist teilweise nachvollziehbar. Aber es ist doch auch so, dass Sie die Erwartungen nicht erfüllt haben, oder? Sie haben gegenüber zentralplus erst kürzlich gesagt, dass Sie Ihre Ziele betreffend Mäzene nicht erreicht haben.

Stäger: Das trifft zu. Es ist mir nicht in genügendem Ausmass gelungen, Mäzene zu finden, die dem FCL finanziell unter die Arme greifen. Das habe ich unterschätzt. Im Nachhinein muss ich auch sagen, dass ich mir die Zeit dafür falsch eingeteilt habe. Ich hätte mehr Zeit für die Mäzenen-Suche aufwenden sollen. Ich stehe auch dazu, dass mir andere Fehler unterlaufen sind. Die vorzeitige Vertragsverlängerung des Ex-Trainers Carlos Bernegger etwa war falsch.

zentralplus: Haben Sie die Aufgabe beim FCL unterschätzt?

Stäger: Das muss ich heute teilweise so sagen. Aber sehen Sie: Um Investoren an Bord zu holen, braucht es ein ruhiges Umfeld. Niemand will bei einem Club investieren, wo es die ganze Zeit brennt. Unter diesen Umständen finden Sie keine Mäzene. Und diese Umstände herrschten beim FCL nun mal regelmässig.

zentralplus: Nun müssen Sie Ihren Sessel räumen – nagt das an Ihrem Ego?

Stäger: Die Neuorganisation ist absolut nötig. So ein Doppelpräsidium, wie wir das mit mir und Philipp Studhalter hatten, ist nun mal nicht sinnvoll. Ich stehe hinter dieser Neuorganisation. Wie schon erwähnt, ich hätte mich durchaus für eine weitere Saison als Präsident erwärmen können. Dass dies nun nicht möglich ist, akzeptiere ich aber selbstverständlich.

zentralplus: Finanziell haben Sie die Erwartungen nicht erreicht. Wie lautet Ihre sportliche Bilanz?

Stäger: Ich schaue auf eine sehr bewegte FCL-Zeit zurück. Sportlich ist der FCL mit einem vierten, einem fünften und nun einem dritten Platz gut unterwegs. Die sportlichen Ziele sind erreicht worden, und das freut mich sehr.

Komplizierte Struktur

Wer die FCL-Struktur verstehen will, muss Finanzexperte sein: Die FCL Holding AG steht den beiden Gesellschaften FC Luzern-Innerschweiz AG (FCL) und der Betriebsorganisation Swisspor-Arena Events AG vor und ist mit je einer Beteiligung von 97% Mehrheitsaktionärin. Chef der Holding ist Philipp Studhalter.

Weiter verfügt die FCL Holding AG über eine 40%-Beteiligung an der Stadion Luzern AG, die das Stadion Swisspor-Arena besitzt. Die Stadion Luzern AG ist für den strategischen Stadionunterhalt verantwortlich und führt Erneuerungsinvestitionen durch. Verwaltungsratspräsident ist Bernhard Alpstäg, mit im Verwaltungsrat sitzen die städtische Kulturchefin Rosie Bitterli sowie Toni Bucher vom Sarner Stadionbauer Eberli AG.

Die FC Luzern-Innerschweiz AG mit den beiden Abteilungen Profifussball und Nachwuchs ist für den Fussballbetrieb zuständig. VR-Präsident ist neu nicht mehr Ruedi Stäger, sondern Philipp Studhalter. Mit im Verwaltungsrat sitzen Marco Castellaneta und Mirco Stierli (der Sohn von Ex-FCL-Präsident Walter Stierli).

Die Swisspor-Arena Events AG vermarktet den FC Luzern und die Swisspor-Arena, verkauft und betreut Drittveranstaltungen in der Swisspor-Arena und erbringt alle Dienstleistungen im Eventbereich. Diese ist in die Abteilungen Sicherheit/Infrastruktur, Marketing und Finanzen aufgeteilt. Im Verwaltungsrat sitzt das gleiche Trio wie bei der FC Luzern-Innerschweiz AG.

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