Comeback am Luzerner Marathon

«Das machte mich kaputt»

Lucia Mayer hat Höhen und Tiefen erlebt. Heute arbeitet sie als Fitness-Instruktorin. (Bild: zvg)

Die Siegerin von 2012 kehrt nach einer schweren Krise wieder zurück an den Start des Luzerner Marathons. Spitzenläuferin Lucia Mayer spricht im Interview mit zentral+ über den Tiefpunkt, fragt sich manchmal auch, warum sie das macht und freut sich enorm, wieder da zu sein. 

Ihr Comeback ist nicht selbstverständlich. Die Stanser Spitzenläuferin Lucia Meyer geht am Sonntag am «Swiss City Marathon Lucerne» nach langem Formtief an den Start. Die 35-jährige Mutter hat in den letzten zweieinhalb Jahren viel durchgemacht: Ihr Körper wollte nicht mehr. Aus reiner Ermüdung brachen ihr die Knochen. Als ihr nichts und niemand mehr helfen konnte, half sie sich selbst und machte eine Ausbildung im mentalen Bereich.

«Ich habe einfach viel Freude daran, wieder am Start zu sein.»

Nun steht sie wieder da. Lucia Mayer gehört sogar zu den Favoritinnen für die 42,2 Kilometer. 2012 gewann sie den Swiss City Marathon; die Strecke zweimal vom Verkehrshaus über die Horwer Halbinsel und wieder zurück (siehe Streckenführung unten). Und es geht sogar zusätzlich noch um den Schweizermeister-Titel im Marathon. Zum erstem Mal in Luzern.  

zentral+: Frau Mayer, sind Sie aufgeregt?
 
Lucia Mayer: Ja, ich habe ein sehr spezielles Gefühl und bin schon ein wenig nervös. Viele Zuschauer kennen mich und es wird für mich wie ein Heimrennen. Meine Vorfreude ist enorm.
 
zentral+: Wollen Sie am Sonntag Schweizermeisterin im Marathon werden?
 
Mayer: Das wäre schon toll, ja. Aber vor allem will ich gesund ankommen.
 
zentral+: Das sagen alle…
 
Mayer: Doch. Ich meine das ernst. Sicher ist der Anreiz bei mir da, wirklich schnell zu sein. Aber beim Marathon spielen viele Faktoren mit und ich will mich selber nicht unnötig unter Druck setzen. Ich weiss eigentlich selber gar nicht, wie gut ich in Form bin. Ich habe einfach viel Freude daran, wieder am Start zu sein. Unverletzt und mit einem fitten Körper.

«Ich wollte nicht nach strengem Fahrplan arbeiten.»

zentral+: Viele Zuschauer am Strassenrand bemitleiden die teilweise schmerzverzerrten Gesichter der Läuferinnen und Läufer. Warum tun Sie sich das an? 
 
Mayer: Ja, wirklich normal ist das nicht (lacht). Da frage ich mich manchmal auch, warum ich das mache. Aber bei mir ist das so: Ich ziehe eher bei den Kurzdistanzen wie zehn Kilometer oder Halbmarathon wüste Grimassen. Kurze Strecken laufe ich nicht gerne. Ein Marathon hingegen ist für mich ein Genuss. Ich komme in einen Flow und es läuft einfach locker.
 
zentral+: Sind Sie laufsüchtig?

Mayer: Nein. Ich hatte, und habe noch immer, einfach nur viel Freude am Laufen.
 
zentral+: Wie sind Sie zum Laufsport gekommen?

Mayer: Angefangen habe ich wie so viele als «Hobby-Jöggelerin». Ich war allerdings von Beginn weg ziemlich schnell und mein Umfeld, zu dem auch gute Läuferinnen und Läufer zählen, hat mich dann zu mehr angespornt. Alle meinten, dass ich noch Potenzial hätte. Und es machte mir wirklich enorm Spass. Und schon bald lief ich meine ersten Rennen, eher spontan und mal zwischendurch. Später trainierte ich dann mit fixen Plänen, aber da habe ich mich anfangs wirklich dagegen gewehrt.
 
zentral+: Warum?

Mayer: Ich wollte nicht nach strengem Fahrplan arbeiten. Ich bin ein Bauchmensch und eine Chaotin: Wenn ich Lust habe, auf einen Berg zu rennen, renne ich auf den Berg. Egal zu welcher Zeit.

«Ich war voll im ‹Fahrwasser›. Und später machte mein Körper nicht mehr mit.»

zentral+: Wie kamen Sie dann trotzdem zum Elitesport?

Mayer: Ich habe die fixen Trainingspläne zwei oder drei Monate durchgezogen. Das Ergebnis war enorm. Danach lief ich am Luzerner Marathon meine Bestzeit und schon bald war das nächste Ziel gesteckt: Die EM-Limite in Zürich, die ich dann wirklich erreichte. Ich war voll im «Fahrwasser». Und später machte mein Körper nicht mehr mit.
 
zentral+: Was war passiert?
 
Mayer: Ich erlitt sehr viele Verletzungen in den letzten zweieinhalb Jahren, auch gerade wegen des fixen Trainingsplans. Ich hatte mich zum Beispiel immer zu einem schnellen Intervall-Training zwingen müssen. Das ist aber gar nicht meins. Das macht mich wirklich kaputt. Ich bin eine typische Langstrecken-Läuferin und von Natur aus ein «Diesel»-Typ. Lange Strecken sind mein Ding. Je länger, desto besser. In kurzen und schnellen Strecken bin ich schlecht.
 
zentral+: Ihr Körper machte nicht mehr mit, wie meinen Sie das?
 
Mayer: Ja. Ich erlitt drei Müdigkeits-Knochenbrüche nacheinander. Die letzten zweieinhalb Jahre habe ich wirklich gekämpft. Ich lief zu Ärzten von Pontius bis Pilatus und niemand konnte mir wirklich helfen. Und meine Eisenwerte im Blut waren tief, wirklich unter 10 Prozent. Ich wollte eigentlich aufhören.
 
zentral+: Eigentlich?

Mayer: Ich habe gedacht, ich sei nicht für den Sport gemacht. Ich hatte nur noch Schmerzen, auch im Ruhezustand. Dann habe ich mir eine längere Pause gegönnt und begann eine Ausbildung mit autogenem Training, Yoga und Tiefenentspannung. Das tat mir gut. Seitdem arbeite ich regelmässig mit diesen Techniken und ohne starre Pläne. Meine Muskeln, mein Körper und meine Psyche sind wirklich im Gleichgewicht. So geht es mir viel besser.
 
zentral+: Und wie gut sind Sie in Form? 

Mayer: Meine Form ist gut, würde ich sagen. Ich bin mental voll parat und habe einen «harten Kopf». Das hilft (lacht). Aber wie gut ich wirklich bin, weiss ich erst, wenn ich im Ziel bin. Der Luzerner Marathon wird für mich eine Überraschung. Und ich schaue nicht, wer sonst noch am Start ist, das macht mich nur nervös.

Über 10’000 Läufer am Start

In den Kategorien Marathon, Halbmarathon und 5 Mile Run nehmen rund 10’000 Teilnehmer die Strecke vom Start in der Haldenstrasse, über die Seebrücke, rund um die Horwer Halbinsel, durch das Zentrum Horw, zurück durch den Luzerner Saal des KKL Luzern, durch die Luzerner Altstadt zum Ziel mitten in der Verkehrshaus Arena unter die Füsse.

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