Toni Stöckli aus Zug

Mit 88 das 44. Mal am Engadiner-Marathon

Anton Stöckli in seinem Haus am Zugerberg (Bild: wia)

In einem Alter, in dem andere schon lange im Altersheim beim Jassen sind, absolviert der Zuger Toni Stöckli noch jährlich den Engadiner Ski-Marathon. Ans Aufhören denkt er nicht. Dafür ist seine Leistung zu gut.

Abgelegener als Toni Stöckli kann man in der Stadt Zug gar nicht wohnen. Das Haus des 88-Jährigen liegt auf halber Höhe des Zugerberges, es ist fast das letzte in der engen Strasse, die sich den Hang hinauf schlängelt.

Wer hier oben wohnt und nur schon gelegentlich aufs Auto verzichtet, der kann nur fit bleiben. Und fit, das ist Stöckli. So sehr, dass er am Wochenende zum 44. Mal am Engadiner Ski-Marathon teilgenommen hat. Schon beim ersten Mal war Stöckli mit am Start. Nur zweimal hat er den Lauf seither verpasst. Mittlerweile gehört der eifrige Teilnehmer zu den «Giubilers» – also zu den Läufern, die mindestens zum 40. Mal am Engadiner Marathon starten.

Nur die Hälfte der gewünschten Trainingskilometer

Stöckli hat nicht damit gerechnet, dass er auch dieses Jahr teilnehmen würde. «Der Schnee ist diese Saison spät gekommen, somit konnte ich nicht genügend früh mit dem Langlauf-Training beginnen. Ausserdem war ich zehn Tage wegen einer Erkältung ausser Gefecht.» Es sei ideal, wenn man vor einem Lauf die zehnfache Distanz des Wettkampfs zurückgelegt habe, erklärt Stöckli. Also rund 400 Kilometer. «Diese Saison war es bei mir nur die Hälfte.»

Geschafft hat es Stöckli dennoch ins Ziel. «Aber auf den letzten vier Kilometern musste ich schon kämpfen. Das ist die strengste Etappe des ganzen Laufs.» Drei Stunden und 44 Minuten brauchte der ehemalige Arzt für die 42 Kilometer. Zufrieden? «Das ist ein ähnliches Resultat wie schon die letzten vier Jahre. Aber angesichts meines Trainingsrückstandes ist das besser, als ich erwartet hätte.»

«In meinem Alter ist man schon auf den Felgen.»

Toni Stöckli, 88-jähriger Engadin-Marathon-Teilnehmer

Am Engadiner Ski-Marathon machen jährlich über zehntausend Menschen mit. Dass man sich in die Quere kommt und vielleicht gar stürzt, ist nicht ausgeschlossen. «Davor habe ich keine Angst. In den letzten Jahren ist der Lauf fairer geworden, früher ging es ruppiger zu und her. Es kann höchstens mal passieren, dass sich der Stock verheddert, wenn jemand von hinten vorbeifährt. Aber das sind Ausnahmen.»

Unterstützung kommt von den Kindern

Unterstützung erhält Stöckli von seinen Kindern. «Das ist wichtig für mich. In meinem Alter ist man schon auf den Felgen.» So trainiert seine Tochter Barbara mit ihm und sorgt auch dafür, dass der Senior nach dem Zieleinlauf in S-Chanf abgeholt wird und nicht einen der überfüllten Extrazüge nehmen muss.

Hinter Stöcklis persönlicher Geschichte verbirgt sich eine hübsche Anekdote: «Ich war ja vor meiner Pensionierung als Gynäkologe tätig. Mitte der Sechzigerjahre hat mich ein Mann, dessen Frau bei mir geboren hat, vor dem Patientenzimmer gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit auf den Zugerberg zu kommen, um das Langlaufen auszuprobieren. Die Diskussion fand also quasi statt, während seine Frau im Raum nebenan am Gebären war.»

Seit zwei Jahren mit dem E-Bike unterwegs

Was tut der gebürtige Luzerner, um auch im Sommer nicht ausser Form zu geraten? «Jeweils am Donnerstag gehen wir mit einer Gruppe biken. Das ist für mich ein wichtiger Termin in der Woche. Und dann werden bei weitem nicht nur einfache Routen abgespult. «Da gibt es auch einige schwierige Wege und Singletrails zu bewältigen.» Schnell fügt Stöckli jedoch hinzu: «Seit zwei Jahren fahre ich aber mit dem E-Bike mit.» Zudem spiele er Golf und jogge. «Wobei die Trainingseinheiten immer kürzer werden», ergänzt er.

«Solange ich die Vier-Stunden-Marke unterbiete, mache ich noch mit.»

Toni Stöckli, 88-Jähriger Engadin-Marathon-Teilnehmer

Seit 18 Jahren sorgt Stöckli für seine Frau, die pflegebedürftig ist. An einigen Morgen kommt eine externe Pflegehilfe ins Haus, doch die Pflege am Nachmittag und das abendliche Kochen ist Stöcklis Job: «Und das, obwohl ich früher nie gekocht habe!» Eine der Töchter wohnt im unteren Geschoss, auch das sei hilfreich. Zudem sei es ein Glück, dass das Haus, welches die Stöcklis in den Sechzigern bauen liessen, praktisch auf einer Ebene sei. «So kommt meine Frau im Haus mehr oder weniger zurecht.»

Im Moment ist noch Regenerieren angesagt. Doch bereits am Donnerstag soll’s wieder aufs Bike gehen. Ob Stöckli auch nächstes Jahr am Engadiner Ski-Marathon mitlaufen wird? Das sei abhängig von seiner körperlichen Verfassung, meint er. Doch eigentlich gilt für ihn: «Solange ich die Vier-Stunden-Marke unterbiete, mache ich noch mit.»

 

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