Mini und gratis: neue Luzerner Trödelläden

Die kleinsten Brockis mit den längsten Ladenöffnungszeiten

Die Regeln sind simpel im kleinsten Brockenhaus der Stadt Luzern.

(Bild: jwy)

Büchertausch, öffentliche Kühlschränke – und jetzt das Mini-Brockenhaus: Angebote nach dem Selbstbedienungsprinzip florieren. In Luzern sind gleich zwei neue Tauschangebote dazugekommen.

Die Mini-Bibliotheken und Büchertauschstationen «trenden» schon länger. Nun machen sich in Luzern die Kleinst-Brockis breit: Gleich zwei solcher frei zugänglichen Trödelläden im Miniformat sind in jüngster Zeit entstanden.

Das eine liegt direkt am Veloweg Freigleis bei der Kreuzung Horwerstrasse. Dort gibt es den kleinen «Gratisladen» mit den längsten Öffnungszeiten: immer. Auf wenigen Quadratmetern und zwei Etagen warten hier Jacken, Kinderkleider oder Geschirr auf neue Besitzerinnen. Aus einem Radio tönt Hip-Hop-Musik.

Der Laden befindet sich auf der Rückseite der Zwischennutzung im alten Zentralbahn-Stellwerk. Das Haus wurde nach Verhandlungen mit Hausbesetzern von der Stadt Luzern zur Verfügung gestellt. Der Verein «Räzel» betreibt dort nun seit letztem Jahr einen nicht kommerziellen Begegnungs- und Weiterbildungsort.

Gegen kapitalistische Gewohnheiten

Der Laden ist aufgeräumt, gut sortiert und das Angebot muss sich hinter normalen Brockenstuben nicht verstecken. «Der Gratisladen ist ein Versuch, kapitalistischen Gewohnheiten entgegenzutreten», steht auf einer Tafel neben dem Eingang.

Die Betreiber appellieren an die Selbstverantwortung: Man solle bringen, was man nicht mehr braucht, das aber für andere noch von Nutzen sein könnte. Ein Tauschzwang besteht nicht – man darf auch nehmen, ohne zu geben. Oder umgekehrt.

Hereinspaziert in den Gratisladen an der Horwerstrasse.

Hereinspaziert in den Gratisladen an der Horwerstrasse!

(Bild: jwy)

Nehmen, bringen, Ordnung halten

Dazu passt das «Maihof-Brocki», das jüngst in einer ausgemusterten Telefonkabine eröffnet hat, wie der Newsletter «Ronorp» vermeldete. Auch dort ist Selbstbedienung angesagt – nehmen, bringen, Ordnung halten, lautet die Devise auf einem Zettel an der Tür.

Ordnung herrscht tatsächlich auf dem Regal in der Kabine, es steht ein kunterbuntes Angebot von alten Skischuhen über Kinderspielzeug bis zu leeren Aktenordnern und Lederjacken zur freien Verfügung.

Aber auch eine leere Neocitran-Verpackung und etwas, das aussieht wie eine exotische Holzmaske, liegen bereit. Wer dahinter steckt, ist offen – der Quartierverein Maihof ist es jedenfalls nicht und weiss auch nicht mehr. Es sieht also ganz danach aus, als hätten Quartierbewohner die leer stehende Zelle okkupiert.

Angebot im Maihof-Brocki in einer alten Telefonkabine.

Angebot im Maihof-Brocki in einer alten Telefonkabine.

(Bild: jwy)

Immer mehr leere Telefonzellen

Die Kleinst-Brockenhäuser folgen dem Trend der Büchertauschstationen, die sich seit einiger Zeit in ausgemusterten Gebäuden und Telefonkabinen etabliert haben. In Luzern betreibt das Neubad im alten Bahnwärterhäuschen vis-à-vis des Hallenbads einen Büchertausch (zentralplus berichtete).

Weitere offene Bücherschränke gibt’s in der Region zudem beim Helvetia-Park, in der Viscosistadt, im Wesemlin oder im Hof des Sentitreffs. Auch die öffentlichen Kühlschränke gegen Foodwaste, wo jeder Esswaren nehmen und bringen kann, folgen einem ähnlichen Prinzip.

Neue Möglichkeiten für solche Kleinstnutzungen kommen laufend dazu, denn der Abbau von Telefonkabinen geht rasant vonstatten. Alleine im laufenden Jahr werden Dutzende Publifone ausgemustert – und damit eröffnet sich neuer Raum für Umnutzungen (zentralplus berichtete). Neue Ideen sind also gefragt …

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Esti
    Esti, 14.12.2019, 16:20 Uhr

    Guten Tag,
    Ich besuche Regelmäßig den Gratis-laden bei dem Freigleis in Luzern, zudem gehe ich auch gelegentlich in der Caritas an der Bleicherstasse in Luzern. Nun hatte vor einige Wochen im Gratis-laden und es Hatte viele Sachen:
    2 Snowboards
    Marken Jacken
    Mehrere Spiel Konsolen Kontroller
    Jedoch am nächsten Tag waren genau diesen Sachen nicht mehr und einige Tagen darauf waren sie in den Caritas zum Angebot im Verkauf.

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  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 06.06.2019, 21:45 Uhr

    Vielleicht liegt die Zukunft halt doch im Tauschhandel und was gratis ist muss nicht nichts wert sein

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