Neues Café hat keine Lust auf gute Laune

Luzern hat jetzt einen Ort für alle Morgenmuffel

Das Café Morgenmuffel mit der gelben Kiste im blauen Raum fällt sofort auf.

(Bild: jwy)

Lust auf einen Kaffee an der Theke, nicht aber auf nette Worte? Ein neues Café in Luzern spricht alle an, die lieber wortkarg und leicht mürrisch durch die frühen Stunden wandeln. Oder kurz gesagt: 🙁

Wer frühmorgens Smalltalk, irgendwelche Smoothies oder sonstigen Firlefanz sucht, soll bitte einen grossen Bogen machen. Wer allerdings einen schnellen, guten Kaffee ohne Umschweife braucht, ist in Stefan Blätters neuem Lokal goldrichtig. An der Museggstrasse 4 hat der Luzerner kürzlich das «Morgenmuffel» eröffnet. Das Logo ist ein Lätsch-Emoji, das auch riesengross auf dem Schaufenster und auf den Tassen prangt.

In der Morgendämmerung fällt das Café mit dem hohen Schaufenster sofort auf. Eine gelb leuchtende, aufklappbare Holzbox steht mitten im dunkelblauen Raum. Darin steht der Barista hinter seiner Kaffeemaschine.

«Ich habe einfach mal eröffnet», sagt er, während er die Milch für einen Cappuccino aufschäumt. Er will es langsam angehen und setzt auf Mund-zu-Mund-Propaganda, eine Website hat er erst seit kurzem.

Einfach guten Kaffee, mehr nicht: Stefan Blättler in seinem Lokal «Morgenmuffel».

Einfach guten Kaffee, mehr nicht: Stefan Blättler in seinem Lokal «Morgenmuffel».

(Bild: jwy)

Auf das Nötigste reduziert

Eine spezielle Idee, ein gutes Produkt – mehr braucht es seiner Meinung nach nicht. «Wie in einer italienischen Kaffeebar, wo man im Stehen einen Espresso trinkt», sagt er.

Blätter mag’s einfach, und so ist auch das Lokal auf das Nötigste reduziert. Die Öffnungszeiten: täglich von 6 bis 14 Uhr (samstags ab 7 Uhr), das Angebot: Espresso, Cappuccino, Caffè Latte. Nicht «to go», sondern «zum Gehen».

«Ich wollte einfach etwas, das authentisch ist.»

Wieso er keinen Kleiderständer habe – oder Zeitungen, wurde er auch schon gefragt. Doch Blättler will’s möglichst reduziert halten: «Wir wollten mit einem möglichst schmalen Konzept anfangen. Gemütliche Cafés gibt’s schon genug.»

Gegen die Smiley-Kultur

Der Name Morgenmuffel ist eine Anlehnung an den «nicht allzu dienstleistungstauglichen Charakter des Inhabers», wie er über sich sagt. Der «Lätsch» – ein Kontra zur globalen «Smiley-Kultur». «Im Gegensatz zu der dauergrinsenden Konkurrenz ziehen wir es vor, uns auf die Qualität des angebotenen Kaffees zu konzentrieren», steht auf der Website, wo andere auf Marketing-Gedöns zurückgreifen.

Und so bildet Blättlers Café mit dem Lätsch einen schönen Kontrast zu den überfreundlichen Lokalen mit ihren tausendfachen «danke, bitteschön, merci». «Ich wollte einfach etwas, das authentisch ist», sagt er, denn so sei er nun mal.

Was muss man vom «Barista mit Laune» denn befürchten? Er lacht: «Ich bin nicht prinzipiell schlecht gelaunt am Morgen, aber vielleicht etwas direkter.» Unfreundlich wirkt er tatsächlich keineswegs, einfach etwas wortkarger. In New York gebe es einen Shrimpsverkäufer, der bekannt dafür sei, dass er Leute zusammenstaucht. «Die Leute stehen Schlange, diese Story hat mich inspiriert», sagt er.

Das Morgenmuffel an der Museggstrasse bietet Kaffee und nichts anderes.

Das Morgenmuffel an der Museggstrasse bietet Kaffee und nichts anderes.

(Bild: zvg)

Auf bescheidenem Niveau zufrieden

Zuvor war im Parterrelokal ein Tattoostudio, als dieses in den oberen Stock zügelte, packte Blättler die Chance, um seinen langgehegten Wunsch eines eigenen Cafés zu verwirklichen. «Ich habe lange in der Maschinenindustrie gearbeitet, war auf der ganzen Welt tätig und irgendeinmal hat es mir abgelöscht», sagt er. Zudem habe er oft schlechten Kaffee getrunken.

Ende der 80er-Jahre hatte er ganz in der Nähe an der Löwenstrasse hinter dem Bourbaki ein Geschäft für alte Spielzeuge – nun kehrt er in die Selbständigkeit zurück. Geld verdiene er im Moment noch nicht mit dem Morgenmuffel, «aber es kommt», sagt er und schmunzelt. Mit dem Start sei er auf bescheidenem Niveau zufrieden.

Neben gutem Kaffee in der Lätsch-Tasse – die das Zeug zum Kultobjekt aller Morgengrummler hat – bietet Blättler in seinem kleinen Lokal auch Kaffeebohnen zum Kauf an. Zudem gibt er Barista-Kurse, vermietet das Lokal oder kommt mit seinem Kaffeemobil an einem Anlass vorbei. An der Fasnacht etwa wird er das Gefährt neben dem Lokal platzieren.

Fast wie in Venice Beach

Und wieso eigentlich der Holzkubus? Dieser entstand in Anlehnung an das bekannte farbige Venice-Beach-Haus des Architekten Frank O. Gehry in Los Angeles. «Ich war mal dort und fand es sehr speziell», sagt er. Seine Frau ist Innenarchitektin, also haben sie diese Kiste im Raum geplant.

Umgebaut hat er im Lokal alles selber: Elektroinstallationen, Gipsen, Malen. Zudem sei er Fan von Comics und einfacher Grafik, was sich in der Gestaltung des Lokals zeigt.

Um 14 Uhr ist Feierabend, dann schliesst Blättler die Luken. Und es steht eine geschlossene Holzkiste im Raum.

Auch Hunde sind im «Morgenmuffel» willkommen:

 

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