15'000 Menschen am Auftakt der Luzerner Fasnacht

Die Narren sind los: Das war der heutige Urknall

Rund 15'000 Menschen zog es dieses Jahr an die Tagwache.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

15’000 Fasnächtler zog es bereits um fünf Uhr morgens auf die Strassen Luzerns. Mit dem Urknall erwachte die schlaftrunkene Stadt. Für die nächsten Tage regieren wieder Verrückte und Narren die Strassen.

Aus allen Ecken und Gassen erscheinen die schlaftrunkenen Verrückten und Narren in Massen. Bereits um halb fünf Uhr morgens schlendern Piraten, Einhörner, als Lauch oder Tisch verkleidete Menschen durch die Strassen Luzerns. Zielstrebig peilen sie die Altstadt an – denn da fällt der Startschuss.

Dunkelheit liegt noch über der Stadt. Die Nacht ist sternenklar, der Mond erstrahlt hell über dem Vierwaldstättersee. Bald gehen die Lichter aus, die ersten Juchzer fallen. Dann knallts. Kurz, aber heftig. Das Feuerwerk erhellt das Seebecken. Die Stadt erwacht, auf den Strassen wird geheult und getanzt. Die ersten Guuggen setzen zum Spiel an, die Leute trinken Holdrio, als ob er Morgenkaffee wäre. Das «Brüeleee», um die bösen Wintergeister zu vertreiben, beginnt.

Sechs Millionen Fötzeli

«Hoppla Schorsch, das war’s jetzt, oder?» Ein übernächtigter Fasnächtler schaut verdutzt gen Himmel. Und setzt das Glas Bier wieder an seinen Mund. Bruder Fritschi gleitet im Nauen über das Luzerner Seebecken, um darauf vom Fritschivater zum Fritischibrunnen auf dem Kapellplatz geführt zu werden. Die meisten bekommen davon jedoch nichts zu sehen. Denn in dem Getümmel und Gedränge haben sich Tausende Schaulustige zusammengefunden, um das Spektakel mitverfolgen zu können.

Der Fötzeliregen auf dem Kapellplatz wird gezündet. Abertausende Papierschnitzel wirbeln durch die Luft, verfangen sich in den bunten Perrücken und den wilden Masken.

Die Scheu wird weggetrunken

Mit dem Kafi Huerenaff fallen natürlich die Hemmungen. So dürfen an der Fasnacht auch die frechen Sprüche nicht fehlen. «Nun kann man aber wirklich nicht zur Arbeit gehen», lautet etwa der Kommentar einer Dame zu einem (nicht verkleideten) Polizisten. Um sich zu vergewissern, ob dieser echt ist oder ob er denn nur so tue, streicht sie mit ihrer Hand über dessen Uniform. «Oha» – sagts und lässt sich von der Masse weitertreiben.

«Ich mag einfach keine Menschen», meint ein Mann, der obenrum als Panda verkleidet ist und untenrum mit Leoparden-Höschen daherkommt. Ziemlich unklug, dann zur Fasnachtszeit auf die Gassen zu ziehen, zog es heuer rund 15’000 Fasnächtler an die Luzerner Tagwache. Ähnlich wie im Vorjahr (zentralplus berichtete).

Ein Meer von Papierschnitzeln

Vom Kapellplatz, über den sich ein Teppich von Papierschnitzeln gelegt hat, strömen die Fasnächtler in Richtung Schwanenplatz, um in die engen Gassen der Luzerner Altstadt einzukehren. Den Mühlenplatz durchquert, wo eine Guugge nach der anderen auf Pauken schlägt und in die Trompeten bläst, über die Spreuerbrücke.

Und – wer hätte das gedacht – am anderen Ende der kleinen Stadt Luzern taucht man in eine scheinbar andere Welt ein. Eine, die vom wilden Treiben weitgehend verschont ist. Kaum gedacht, fällt der nächste Juchzer eines verirrten Fasnächtlers.

10 Fakten zur Fritschi-Tagwache

  • 200 Personen in den unterschiedlichsten Rollen – angefangen beim Fritschivater, über die Fritschifamilie, welche von Neuzünftlern dargestellt wird, bis zu den zahlreichen Helfern im Hintergrund – sind an der Tagwache beteiligt.

  • 1’000 Kilogramm Orangen werden gemeinsam mit 13’600 Willisauer Ringli verteilt.

  • Wer weniger Glück hat: 100 Kilogramm Kornspreu wird schaufelweise vom Fritschiwagen an zu nahe kommende Zuschauer vorzugsweise von hinten in die Jacken gefüllt.

  • 60 Mannstunden werden für den Aufbau und das Schmücken des Fritschiwagens aufgewendet.

  • 1’500 gelb-rote Papierrosen schmücken den Fritschiwagen. 

  • Sechs Ster Fichtenäste und 14 kleine Tännchen werden für die Dekoration des Frischiwagens benötigt.

  • Vier kräftige Pferde (Freiberger oder Shire Horses) ziehen den Fritschiwagen, welcher sogar als 5- der 6-Spänner gefahren werden könnte.

  • Dreimal umrundet der Fritschiwagen beim Umzug den Fritschibrunnen auf dem Kapellplatz, wo sich gemäss Überlieferung das Grab von Bruder Fritschi befinden soll.

  • 300 Telefonbücher werden jedes Jahr zu 210 Kilogramm Fötzeli verarbeitet.

  • 6,3 Millionen Fötzeli regnen beim Orangengewitter auf den Kapellplatz. Die Zündung erfolgt elektrisch.

Weitere Eindrücke der Tagwache der Luzerner Fasnacht erhalten Sie in der Bildergalerie:

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