Seit 26 Jahren ist er Loipenchef am Zugerberg

Ruedi Steiner: Retter der Zuger Langläufer

Er kennt sein Gefährt: Ruedi Steiner präpariert seit 26 Jahren die Loipe am Zugerberg.

(Bild: wia)

Wenn es Schnee gibt auf dem Zugerberg, ist er als Erster zur Stelle. Seit 26 Jahren sorgt Ruedi Steiner dafür, dass Knirpse ihre ersten Skiversuche unternehmen und Wintersportler auf der Loipe entlanggleiten können.

«Als ich am Montag raufgekommen bin, bin ich fast ausgeflippt!», sagt Ruedi Steiner und freut sich wie ein Kind. «Die Jungen würden sagen: Affengeil!» Denn auf dem Zugerberg liegt Schnee. Und zwar viel. So viel wie «scho mängs Jahr nümm», erklärt er, als er auf den verschneiten Vordergeissboden hinausschaut. Wenn einer das weiss, dann nämlich er.

Seit 26 Jahren ist Steiner der Loipenchef auf dem Zuger Hausberg. Während er als Forstwart in den 90er-Jahren noch im Dienste der Stadt Zug stand, wurde er während der schneereichen Zeit fürs Pisten freigestellt. Doch auch seit der Pension wird Steiner gerne eingespannt. Und er mag seine Aufgabe hier oben nach wie vor, in diesem «Naturparadies», wie er es nennt.

Auch wenn der Arbeitsaufwand von Jahr zu Jahr stark variiert. Der 73-Jährige sagt: «Letztes Jahr hatten wir zwar schönen Schnee. Dann jedoch kam der Westwind und der Dauerregen. Es bildete sich ein regelrechter Teich im Schnee. Man hätte heulen können!» Dieses Jahr sind die Wettergötter den Zuger Langlauffreunden wohlgesinnt. Die Piste ist perfekt und dürfte noch länger so bleiben. «Obwohl jetzt der Föhn geht, könnte am Nachmittag etwas Regen fallen», sagt Steiner mit Blick in den Himmel. «Das macht aber nichts. Das bisschen Regen erträgt die Piste.»

Die Wildtiere haben keine Angst

Es ist Donnerstag, 9 Uhr, noch muss Steiner eine Runde um die gesamte Loipe drehen, da die Skating-Spur seit dem sehr sonnigen Vortag zerfahren ist. Eher unelegant gestaltet sich der Einstieg in den Rattrac, die Raupen dienen als Treppe. Und los. Bald wird klar, warum Steiner diese Aufgabe auch zehn Jahre nach der Pension noch mit Freuden macht.

Die Fahrt durchs Weiss, durch Lichtungen und Hügellandschaften ist friedlich. Die Aussicht auf Rigi, Pilatus und das Nebelmeer wunderbar. «Häufig sehe ich Wildtiere. Heute morgen etwa stand beim Nollen ein Reh. Die Tiere sind sich den Lärm des Pistenfahrzeugs gewohnt.» Auch Füchse bekomme man zu Gesicht und Hasen. «Und immer wieder sehe ich Spuren von Wieseln und Mardern, das ist wunderschön!»

Ein Arbeitstag dauert auch mal 12 Stunden

Es wird ein gemütlicher Tag für Steiner. «Weil wir ja bereits vorgepistet haben. Darum ist es nicht schlimm, wenn ich an solchen Tagen erst um 6.30 beginne», erklärt der kernige Senior. Am vergangenen Sonntag jedoch, als es stark schneite, sah die Sache anders aus. «Um 5.30 Uhr morgens habe ich angefangen, und bis auf eine Mittagspause von einer halben Stunde habe ich durchgearbeitet bis 17 Uhr.» Nicht jeden Tag muss der Pensionär auf der Matte stehen. Den Job teilen sich fünf Mitglieder des Vereins Loipe Zugerberg.

«Wie Autofahren, aber mit mehr Knöpfen», beschreibt Steiner das Fahren mit dem Ratrac.

«Wie Autofahren, aber mit mehr Knöpfen», beschreibt Steiner das Fahren mit dem Ratrac.

(Bild: wia)

Steiner ist nicht nur dafür zuständig, dass die Pisten und Loipen vom Zugerberg und vom Unterägerer Nollen ordentlich präpariert sind. Er ist auch verantwortlich für’s notwendige Material, für das Einrichten der Leitstäbe und Verbotstafeln zu Beginn der Saison und dafür, alles im Frühling wieder einzusammeln. Klingt vielleicht läppisch. Ist es jedoch nicht, sind es doch Hunderte von Pfählen, die beschafft werden und in regelmässigem Abstand neben der Loipe eingesteckt werden müssen. Alles in allem vier bis fünf Tage Aufwand.

Fahrt durchs Märchenweiss, dazu süffige Anekdoten

Mittlerweile ruckeln wir im tonnenschweren Gefährt beim Hintergeissboden gemütlich den Hang hinauf. Vereinzelte Langlaufsportler und Wanderer sind unterwegs. «Die sind das grösste Problem», sagt Steiner. «Wenn sie nicht auf den designierten Wanderwegen bleiben, sondern auf der Loipe laufen, gehen diese kaputt.» Früher sei er in so Fällen schon mal laut geworden. «Heute habe ich mehr Verständnis», sagt er. «Wir zahlen ja alle Steuern.» Tatsächlich finanziert die Stadt Zug einen Grossteil der Aufwände.

Mittlerweile kurvt Steiner zwischen schneebeladenen Tannen hindurch. Der «alte Fuchs» kennt die Namen aller Haine, Bäche und Wiesen und kann mit dazugehörigen Anekdoten aufwarten. Etwa mit jener zum «Negerdörfli». Ein Moor im heutigen Naturschutzgebiet, in welchem früher Torf abgebaut wurde.

«Die polnischen Arbeiter, die dort gearbeitet und in der dazugehörigen Siedlung gelebt haben, waren vom Torf kohlrabenschwarz. Daher rührt der Name ‹Negerdörfli›», klärt Steiner das Rätsel auf.

Mittlerweile ist der Rattrac bereits beim «Pfadiplatz» Ewegstaffel vorbeigebrettert und befindet sich auf der «neuen» Loipe. Will heissen? «Früher ging’s hier quasi durch alle Stauden durch. Vor sechs Jahren mussten wir jedoch umpisten, weil die Loipe aufgrund der Richtplananpassung nicht mehr durchs Naturschutzgebiet Eigenried führen durfte», sagt der 73-Jährige.

Dennoch ist er auch mit dem heutigen Pistenverlauf ganz zufrieden. Immerhin sind es doch über 11 Kilometer, auf denen sich Langläufer den Winterspeck vom Leib schwitzen können.

Kein Interesse am Skizirkus

Nach einer Stunde sind wir zurück im Vordergeissboden, die Pisten, die hinter uns liegen, sind hübsch präpariert. Hatte Ruedi Steiner nie ein Reissen danach, die Pisten eines richtig grossen Skigebiets zu präparieren? «Ich kenne ein paar jüngere Kollegen, die in Skigebieten gearbeitet haben. Nach zwei Jahren hatten sie jedoch genug.» Ein solcher Job sei «kei Schläck»! Dies nicht zuletzt, weil man fast nur nachts arbeite und das Präparieren grosser Pisten eintönig werden könne, so Steiner. «Da bleibe ich lieber in meinem Naturparadies.»

«Jetzt geht's runter. Sie müssen aber keine Angst haben», verspricht Steiner. Und führt uns sicher über steiles Terrain.

«Jetzt geht’s runter. Sie müssen aber keine Angst haben», verspricht Steiner. Und führt uns sicher über steiles Terrain.

(Bild: wia)

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