Mario Garcia baute extra Küche für 15’000 Franken

Luzerner auf Weltmeisterkurs: Wenn Kochen zum Sport wird

Der Krienser Mario Garcia trainiert schon mehrere Monate täglich für die Kochweltmeisterschaft.

(Bild: zvg)

Für den Krienser Mario Garcia gibt es nur eins: die Kochweltmeisterschaft des «Bocuse d’Or». Für diesen trainiert der Spitzenkoch bis zu 16 Stunden am Tag und hat sich dafür die Wettbewerbsküche eins zu eins im Lido nachbauen lassen. Für ihn ist das Kochen Passion und Sport.

Seit fünf Monaten hat Mario Garcia ein Ziel vor Augen: das Weltfinale des «Bocuse d’Or». Der Krienser Profikoch vertritt die Schweiz am 30. Januar beim hochkarätigen Kochwettbewerb in Lyon und trainiert dafür täglich mit einer eigenen Küche im Lido. Die Küche wurde eigens für den Kochwettbewerb nachgebaut und entspricht genau der Wettbewerbsküche in Lyon. Die 15’000 Franken für die Küche hat er durch ein Crowdfunding gesammelt.

«Der Moment ist unbezahlbar.»

Mario Garcia, Profikoch

«Ich lebe im Moment für diesen Augenblick, das ist mein Leben und meine Passion», meint der 28-Jährige auf die Frage, ob das alles nicht etwas verrückt sei. Er zielt vor allem auf eines: «Für dieses eine Gefühl, wenn alles aufgegangen ist, ist kein Geld der Welt zu viel. Der Moment ist unbezahlbar.» Garcia überlässt nichts dem Zufall und trainiert oft bis zu 16 Stunden am Tag.

«Grundsätzlich geht es um die Sicherheit, das Wohlfühlen und die Abläufe», meint Garcia, der nach eigenen Aussagen in acht Jahren Nationalmannschaft noch nie einen derart grossen Aufwand für einen Wettbewerb betrieben habe.

Im Jahr 2009 gewann der damals 18-Jährige den Titel als bester Kochlehrling der Schweiz, ein Jahr später gewann er den Weltmeistertitel mit der Junioren-Kochnationalmannschaft.

Die Küche im Lido ist eine getreue Nachbildung der Wettbewerbsküche in Lyon.

Die Küche im Lido ist eine getreue Nachbildung der Wettbewerbsküche in Lyon.

(Bild: zvg)

Das Ziel ist ganz klar: «Das Podest am Bocuse d’Or», sagt Garcia optimistisch. Doch obwohl er seit Monaten täglich hinter dem Kochherd steht, würde er sich selbst nicht als ehrgeizig beschreiben: «Schlussendlich ist es wie ein Spitzensport: Der Beste trainiert am meisten, ist diszipliniert und hat das nötige Talent.» Perfektion wird bei Garcia grossgeschrieben.

Top secret: Das Menü

Das für den Sieg entscheidende Menü ist zwar bis zum Finale geheim, steht aber bereits seit Dezember. Und so viel sei verraten: Die Vorspeise werde aus Gemüse, Muscheln und Blumenkohl bestehen. Beim Hauptgang werde rund um das Kalbskarree auf verschiedene regionale Produkte gesetzt.

«Es gibt immer wieder Momente, bei denen man an seine körperlichen und mentalen Grenzen kommt.»

Mario Garcia

«Die Rezepte, die wir entwickeln, gibt es zur Mehrheit noch nicht», verrät Garcia. Dies brachte während der Vorbereitungszeit jedoch auch so einige Probleme mit sich, da nicht alles so funktionierte, wie sie sich das vorgestellt hatten: «Es gibt immer wieder Momente, bei denen man an seine körperlichen und mentalen Grenzen kommt», so Garcia. Grundsätzlich zeigt er sich jedoch zufrieden mit den Vorbereitungen und der Küche.

«Ich bin noch nie den einfachen Weg gegangen.»

Mario Garcia

Am grossen Finaltag haben er und sein Team genau 5 Stunden und 35 Minuten Zeit, um das Menü zu kreieren. Ein Marathon für die Köche, die während der Zeit abliefern müssen. Jeder Handgriff muss deshalb sitzen.

Ein Leben nach dem «Bocuse d’Or»

«Ich bin noch nie den einfachen Weg gegangen. Das Ganze ist oftmals mit sehr viel Risiko befangen», so Garcia. Auch für den «Bocuse d’Or» geht der 28-Jährige einiges an Risiko ein, denn seinen Job als Koch hat er für die Wettbewerbsvorbereitungen gekündigt. Doch auch einer möglichen Niederlage sieht der Krienser positiv entgegen: «Akzeptieren und weitergehen», lautet die Devise Garcias, der anfügt: «Aber mit diesem Gedanken dürfen wir uns momentan nicht auseinandersetzen.»

Infos zum «Bocuse d’Or»

Der «Bocuse d’Or» wurde 1987 vom französischen Starkoch Paul Bocuse (1926–2018) gegründet. Schon damals war der Chef mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Der «Bocuse d’Or» gilt als der prestigeträchtigste Kochwettbewerb der Welt und ist für Profiköche die wichtigste Auszeichnung überhaupt. Ziel dabei ist, die besten Jungköche der Welt zu ermitteln.

Egal, ob Sieg oder Niederlage, nach dem Bocuse d’Or geht es für Garcia Schlag auf Schlag weiter. «Wir werden zusammen mit der Gastronomiegruppe ZFV im Lido ein Pop-up eröffnen», so Garcia. Dort, wo jetzt seine Trainingsküche steht, sollen künftig Gerichte gekocht werden, die Garcias Team von der Schweizer Ausscheidung bis ins Weltfinale kreiert haben.

Das Pop-up wird ab 8. Februar bis im April regelmässig geöffnet haben. Erst danach kann Garcia das erste Mal seit Monaten ausatmen: «Danach werde ich mich neu orientieren und Ruhe einkehren lassen», so Garcia. Ob diese Neuorientierung noch immer Kochen beinhaltet, ist auch für Garcia noch nicht ganz klar, so der Krienser: «Ich werde dem Kochen immer treu bleiben, nur ist es nach dem ‹Bocuse d’Or› wichtig, einen neuen langfristigen Weg einzuschlagen.»

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