Fehlende Lokale machen Fasnächtler erfinderisch

Luzerner Guuggenmusigen wollen mit Open-Air-Feeling punkten

Das OK des «Geischterinfernos»: Miguz Schwyzer, Patrick Hädener, Simon Wieser, Andreas Zwyssig, Larissa Stocker, Pascal Duss (von links nach rechts).

(Bild: zvg)

Gleich zwei Guuggenmusigen aus der Stadt und der Agglo Luzern setzen für ihre diesjährige Fasnachtsparty auf einen Freiluft-Event. Damit versuchen sie, die Leute für sich zu gewinnen. Die Massnahme geschieht jedoch nicht ganz freiwillig.

Eine Fasnachtsparty oder einen Guuggerball verbindet wohl mancher mit überfüllten und höllisch heissen Turn- und Mehrzweckhallen. Ein Blick auf den Luzerner Veranstaltungskalender zeigt dann auch dieses Bild. Die Rasslerparty in Horw oder der Träumeler-Ball in Ebikon sind nur zwei von dutzenden bekannten Beispielen.

Zwei Luzerner Musigen gehen nun aber neue Wege. Statt in eine Halle locken sie die Fasnächtler mit Freiluft-Fasnachtspartys. Gleich zweimal kommt dieses Jahr das Gebiet Luzern-Nord rund um den Seetalplatz zum Handkuss.

Fehlende Lokalitäten als Herausforderung

Am 26. Januar organisieren die «Schügumugger» aus Emmen ihr «Schügufäscht» auf der Brache beim Seetalplatz. Am 9. Februar folgen ihnen die «Musegg-Geischter». Ihr traditionelles «Geischterinferno» findet zum zweiten Mal als Barwagen-Festival auf dem Areal der Debrunner Acifer AG an der kleinen Emme zwischen Seetalplatz und Littauer Boden statt. Wie es der Name verrät, werden auf dem Gelände diverse Barwagen und ein grosses Festzelt installiert. Es ist also eine Art Open-Air-Fasnachts-Barstreet-Festival.

«Heute gibt es an jedem Wochenende zwischen Anfang Januar und den Fasnachtstagen unzählige Vorfasnachtsveranstaltungen in der ganzen Region Luzern. Um die angefressenen Fasnächtler von unserem Event zu überzeugen, reichen heute namhafte Guuggenmusig-Formationen alleine nicht mehr aus», sagt Larissa Stocker, OK-Chefin des «Geischterinfernos».

«Das aussergewöhnliche Ambiente der Littauer Stahlindustrie bietet einen Kontrast zu den üblichen Mehrzweckhallen.»

Larissa Stocker, OK-Chefin «Geischterinferno»

Man müsse versuchen, bei den Leuten mit speziellen Bar-, Musik- und Getränkekonzepten zu punkten, damit diese jetzt aber auch in den Folgejahren angelockt werden könnten. «In den letzten Jahren mussten wir aus verschiedenen Gründen zudem immer wieder neue Lokalitäten suchen. Die fehlenden Veranstaltungsorte in der Stadt und der Agglo machten uns erfinderisch», schildert Stocker die Beweggründe.

Denn es sei nicht einfach, eine Location in der passenden Grösse zu finden, die auch noch bezahlbar ist und selber bewirtet werden könne. «Dies ist aber entscheidend, um die hohen Kosten zu decken, die ein solcher Event mit sich bringt», sagt Stocker. Ausserdem ist es für die Guuggenmusigen entscheidend, dass am Ende des Tages noch etwas in der Kasse übrig bleibt, um die Aufwände rund um die Fasnacht zu finanzieren. Ein Beispiel dafür sind auch die «Näbelhüüler» Ebikon, die jeweils zu diesem Zweck ein eigenes Oktoberfest auf die Beine stellen.

Besucherzahlen sind zufriedenstellend

Hatten die «Musegg-Geischter» in den vergangenen Jahren also mit sinkenden Besucherzahlen zu kämpfen? Stocker verneint: «Einen markanten Besucherrückgang mussten wir nie verzeichnen. Vielmehr wollen wir mit einem Barwagen-Festival aber neue Akzente setzen und im vollen Vorfasnachtskalender eine gute Alternative bieten», sagt sie.

So rechnet das OK auch dieses Jahr mit einem ausverkauften Haus, oder besser gesagt Festgelände. Zwischen 700 und 800 Gäste werden erwartet. Mit einem Shuttle-Bus gelangen sie vom Bahnhof Luzern direkt zur Party im Industrieviertel. Die spezielle Location ist einer der Verkaufsschlager: «Das aussergewöhnliche Ambiente der Littauer Stahlindustrie bietet einen Kontrast zu den üblichen dekorierten Mehrzweckhallen», preist Stocker den Anlass an.

Viscose-Bar nicht mehr geeignet

Bauliche Entwicklungen haben auch die «Schügumugger» aus Emmen zu einer Verlegung ihres Events bewogen. «Bei der Viscose-Bar, wo wir unser Fest bisher durchgeführt haben, kam es zu einigen Veränderungen, die einen Standortwechsel nötig machten», sagt OK-Chef Roman Lotter.

«Grössere Events kannst du heute in der Stadt eigentlich nur noch im Schweizerhof organisieren.»

Robert Marty, Vorstand «Die Vereinigte»

Ob es insgesamt schwieriger wurde, genügend Besucherinnen für solche Events zu gewinnen, kann Lotter nicht sagen. «Es ist aber sicher so, dass man vor allem bei einer kurzen Vorfasnacht etwas bieten und sich von den anderen Festen abheben muss, damit die Leute kommen.» Dies zeige sich jedes Jahr an den Gästezahlen, die je nach Dauer der Vorfasnacht variierten, sagt Lotter. Auf dem Seetalplatz rechnet er dieses Jahr mit rund 1’000 Gästen.

Ein bekanntes Problem

Die genannten Schwierigkeiten sind auch der «Vereinigten», der Dachorganisation der Luzerner Guuggenmusigen bekannt, wie Medienchef Robert Marty auf Anfrage sagt: «In den vergangenen Jahren sind in der Stadt einige Säle verschwunden, in welchen früher Maskenbälle und Fasnachtspartys stattfanden.»

Er erinnert an das ehemalige Lokal im Hotel Flora oder das Casino. «Grössere Events kannst du heute in der Stadt eigentlich nur noch im Schweizerhof organisieren», so Marty, der selber bei den «Näbelhüülern» guugt. Zwar gebe es zahlreiche Pfarreizentren, die ihre Lokalitäten zur Verfügung stellen würden, diese seien von der Infrastruktur her aber nicht geeignet.

«Solche Anlässe sind wichtig»

Ein grundsätzliches Problem sieht Marty für Vorfasnachtspartys und Maskenbälle aber nicht. «Die Nachfrage ist nach wie vor gross. Insbesondere in der Agglo sind diese Events enorm beliebt und laufen auch gut.» Für die Fasnacht per se seien sie zudem sehr wichtig, so Marty.

«Anlässe dieser Art bestimmen die Zeit rund um die Fasnacht, läuten sie ein und wecken die Vorfreude darauf. Die Musigen können ihre neuen Stücke das erste Mal vorführen und man darf das geliebte Kostüm vom letzten Jahr nochmals tragen», erklärt Marty. Früher hätten viele Leute an solchen Veranstaltungen gezielt nach einem Ehepartner gesucht und regelmässig auch gefunden, sagt er lachend. Der Wert für die «Lozärner Fasnacht» scheint also offensichtlich.

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