Luzerner Genossenschaft mit neuer Zwischennutzung

Das «Zwischenrich» kehrt zurück – aber anders

Eindrücke von den Abbruchtagen im Zwischenrich. (Bild: azi)

(Bild: azi)

Die Zwischennutzung bei der Himmelrich-Siedlung erntete 2015 viel Zuspruch. Nun plant eine Luzerner Baugenossenschaft ihr Comeback: das «Zwischenrich 2.0». Es knüpft am alten Projekt an, soll aber im kleineren Rahmen über die Bühne gehen.

Vier Jahre nach der vielgelobten und in mancher Augen legendären Zwischennutzung bei der Himmelrich-Siedlung kommt es in der Luzerner Neustadt zum Revival: Vor dem Abriss der Häuser entlang der Claridenstrasse entsteht im Herbst 2019 eine erneute Zwischennutzung.

«Zwischenrich 2.0», heisst es in den Worten der Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern (ABL), der die Gebäude gehören. Und diese Bezeichnung weckt natürlich hohe Erwartungen.

«Es soll keine Kopie des Zwischenrichs werden, das kann man gar nicht wiederholen», sagt Benno Zgraggen von der ABL. Damals verwandelten sich die Abbruchhäuser für mehrere Tage in ein wildes, kreatives und riesiges Kulturzentrum – eine Zwischennutzung, wie sie Luzern vorher nicht kannte. Nun wird dieser Faden aufgenommen und weitergesponnen. «Wir möchten das Zwischenrich in eine kleinere, andere Form übersetzen», sagt Zgraggen.

Eine kuratierte Zwischennutzung

Das Projekt soll dieselbe Kraft entwickeln wie damals, als über 200 Engagierte und mehrere tausend Besucher den alten Häusern Leben einhauchten. Mit Kraft, das stellt Benno Zgraggen gleich klar, ist nicht einfach Party gemeint. Zurückhaltender soll das Comeback werden, wie der kleine, ruhige Bruder des «Zwischenrichs» von 2015. Das hängt in erster Linie mit der Lage und der Situation zusammen. War der Ort 2015 weitgehend abgeschirmt von möglicherweise geplagten Nachbarn, werden an der Claridenstrasse nächsten Herbst – in den alten Häusern noch, in den neuen bereits – Menschen wohnen.

Benno Zgraggen von der ABL auf der künftigen Dachterrasse des Himmelrich.

Benno Zgraggen von der ABL auf der künftigen Dachterrasse des Himmelrich.

(Bild: jwy)

Bereits jetzt klar ist, dass die Räume der Geschäftsstelle der ABL, gleich gegenüber des Bleichergärtli, für die Zwischennutzung zur Verfügung stehen. Im Minimum werden es acht bis zehn Wohnungen  – insgesamt etwa 30 Zimmer – sein, vermutlich etwas mehr, sagt Zgraggen. «Das Projekt wird sicher nicht die ganze Strassenzeile umfassen.» Die Dauer ist wie bereits 2015 voraussichtlich auf einige Tage angelegt.

Ideen sammeln

Die ABL lädt alle Interessierten zu einem Workshop, an dem Ideen für die Zwischennutzung im Herbst 2019 diskutiert werden. Er findet am Samstag, 19. Januar 2019, von 10 bis 15 Uhr im Treibhaus Luzern statt. Eine Anmeldung bis am 9. Januar ist nötig unter [email protected].

Was inhaltlich geschieht, ist noch weitgehend offen. Kultur-, Sozial- oder gar Sportprojekte, aber auch Wohnexperimente sollen Platz haben. «Es soll ein Ort für das Quartier werden, zu dem auch andere Städter gerne hinpilgern.» Im Unterschied zur ersten Ausgabe lädt die ABL diesmal zu einem Workshop, um Ideen zu sammeln (siehe Box). «Es wird eine Art kuratierte Zwischennutzung», sagt Zgraggen. Das sei aufgrund des eingeschränkten Platzes nötig. Obwohl genau das Ungezähmte, die Absenz von Anforderungen und Auflagen, 2015 Teil des Erfolgsrezepts waren.

«Sollte das Interesse wieder gleich gross sein, müssen wir zwangsläufig wohl irgendwann Stopp sagen.»

Benno Zgraggen, Allgemeine Baugenossenschaft

Ausgeschlossen wird a priori aber gar nichts. «Der Workshop ist dazu da, den Fächer weit zu öffnen.» Zu schauen, wer bereit ist, sich zu engagieren. Und ob es überhaupt möglich ist, eine gute Zwischennutzung in diesem Rahmen geordnet aufzugleisen.

Hat die ABL nicht Angst, wie vor drei Jahren überrannt zu werden? Zgraggen schmunzelt, bei der Genossenschaft blickt man noch immer gerne zurück auf die damalige Zwischennutzung, doch er sagt auch: «Sollte das Interesse wieder gleich gross sein, müssen wir zwangsläufig wohl irgendwann Stopp sagen.»

Adieu sagen – und von sich reden machen

Zgraggen spricht von einem Experiment. Allerdings hat die ABL bereits grosse Erfahrung mit Zwischennutzungen. Zurzeit betreibt sie zum Beispiel eine an der Bernstrasse (zentralplus berichtete). Die Genossenschaft setzt sich dafür ein, dass leerstehende Räume genutzt werden. Dahinter steht aber oft noch mehr. «An der Bernstrasse geht es darum, Erkenntnisse zu gewinnen, die für unsere Überbauung von Interesse sind, etwa über die Bedürfnisse im Quartier.»

«Junge Labels und kleine Lädelis» lauten die Wünsche für die Siedlung Himmelrich 3 am südlichen Rand der Luzerner Neustadt. (Visualisierung: zvg)

Die Claridenstrasse soll zur autofreien Marktgasse werden. Die Wohnungen rechts werden in der zweiten Etappe abgerissen – nach einer Zwischennutzung. (Visualisierung: zvg)

Im Himmelrich steht hingegen der Abschied im Vordergrund. Einem bewussten Adieu-Sagen, bevor die Bagger auffahren und die Häuser dem Erdboden gleichmachen.

Und nicht zuletzt dürfte auch der Werbeeffekt eine Rolle spielen. «Das ist dann neben der Freude, die wir bei solchen Projekte haben, der positive Nebeneffekt», sagt Zgraggen. Man habe zum Beispiel gesehen, dass einige Interessenten für das Himmelrich 3 dank der Zwischennutzung auf das Projekt aufmerksam geworden seien.

Über 100 Wohnungen vermietet

Im Herbst 2019 startet die ABL in die zweite Etappe der Überbauung Himmelrich 3. Die Häuser an der Claridenstrasse – entlang der Bahngleise, zwischen Bleicher- und Obergrundstrasse – werden abgerissen. Dort entstehen bis 2022 rund 70 neue Wohnungen.

Bereits im Sommer fertig wird der dreieckige Neubau der ersten Bauetappe. Im Juni werden die ersten Mieter im Himmelrich 3 einziehen. Von den insgesamt 179 Wohnungen sind bereits 102 vergeben, sagt Benno Zgraggen zufrieden. Am 15. Dezember startet die zweite Ausschreibungsrunde, wobei noch immer nur ABL-Mitglieder zugelassen sind. Erst im März 2019 können sich auch Nichtmitglieder auf eine der verbliebenen Wohnungen bewerben.

Ebenfalls im Gange sind die Gespräche mit potenziellen Mietern der insgesamt 25 Gewerberäume. Bereits klar ist, dass Pfistergassoptik und das Restaurant Majorelle einziehen werden (zentralplus berichtete). Wer dazustösst, darüber wird die ABL laut Zgraggen im Frühjahr 2019 informieren können.

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