Stadt schreibt Buvette-Standorte neu aus

Sommerbars auf dem Inseli und der Ufschötti bangen um Existenz

Ob es im nächsten Sommer diese Buvettes alle noch so geben wird, wird sich zeigen.

 

(Bild: bic)

Die Stadt Luzern schreibt den Standort von drei beliebten Sommerbars neu aus. Weil sie den Kürzeren ziehen könnten, beschleicht die jetzigen Betreiber ein mulmiges Gefühl. Zu recht. Denn auch ein grosser Player der Luzerner Gastroszene zeigt Interesse an den Buvetten. 

Im Frühjahr werden die Standorte der Luzerner Sommerbars auf dem Inseli und der «Ufschötti» neu vergeben. Das heisst, dass sich auch die bisherigen Betreiber neu bewerben müssen. Bei den bisherigen Betreibern könnte also das grosse Zittern beginnen.

Vorläufig aufatmen können hingegen die Inhaber des «Nordpol» beim Reusszopf sowie des «Dock 4» auf dem Europaplatz vor dem KKL. Diese Plätze werden zu einem späteren Zeitpunkt neu vergeben. Wer den Zuschlag erhält, kann ab 2021 für sieben Jahre wirten (zentralplus berichtete).

Grosser Respekt vor der Neuvergabe

Die Sommerbars haben sich in den vergangenen Jahren zu regelrechten Hotspots entwickelt und sind aus Luzern mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Insbesondere dieses Jahr erzielten die meisten Betreiber wegen des heissen und vor allem sehr langen Sommers Rekordumsätze (zentralplus berichtete).

Es überrascht daher kaum. dass sich die bisherigen Betreiber wieder bewerben werden, wie sie unisono betonen. «Unser Konzept hat sich von Jahr zu Jahr weiterentwickelt und ist auf grosse Resonanz gestossen», sagt Konrad Weber von der Buvette auf dem Inseli. Er kann sich daher vorstellen, dass er bei der Neuausschreibung durchaus Chancen habe. Zu sicher fühlen wolle er sich aber nicht.

«Die Sommerbar ist wichtig für uns.»

Alice Reinhard, Geschäftsführerin Radio 3Fach

«Ich habe grossen Respekt vor dem Prozedere und es wäre anmassend, zu glauben, dass wir aufgrund unserer bisherigen Arbeit besser sind als andere Bewerber und unseren Platz auf sicher haben», sagt Weber. Er werde aber auf jeden Fall ein tragfähiges Konzept einreichen. Wie es weitergehen würde, sollte es nicht klappen, will er nicht sagen. «Wir müssen das Ganze Schritt für Schritt angehen und ich mache mir nicht über alle Eventualitäten Gedanken», so Weber.

3Fach: Geht die Selbstfinanzierung flöten?

Dass man sich wieder bewerben wird, ist auch für das Jugendradio 3Fach klar. Dieses betreibt seit 2012 jeweils die «Volière», die zweite Sommerbar auf dem Inseli. «Diesen Sommer haben bei schönem Wetter täglich viele Gäste auf dem Inseli vorbeigeschaut, ein kühles Bier genossen oder eines der Gratis-Konzerte gehört», sagt 3Fach-Geschäftsführerin Alice Reinhard. Dies werde man auch in den kommenden Jahren wieder versuchen.

«Bisher konnte ich meine Mitarbeiter in der Buvette beschäftigen, wenn in der Bar Berlin wenig lief.»

Sascha Welz, Betreiber des «Ufschötti»-Barwagens

Sollte man nicht berücksichtigt werden, würde dies das Jugendradio wohl aber vor einige Herausforderungen stellen. «Die Sommerbar ist wichtig für uns. Der gesamte Ertrag, den wir dort erwirtschaften, fliesst in den Radiobetrieb und ermöglicht somit zum Beispiel die Teilfinanzierung der Ausbildung junger Radioschaffender», schildert Reinhard die Situation. Sollte 3Fach den Zuschlag nicht erhalten, würde dieser wichtige Teil der Selbstfinanzierung wegfallen.

Angst haben die 3Fach-Leute aber nicht. «Angst ist nie ein guter Ratgeber und macht nicht gerade kreativ», sagt Reinhard. «Wir wollen einfach den Inseli-Besuchern einen gemütlichen Platz an einem der schönsten Orte am See bieten.» Alles andere werde sich zeigen.  

«Es sollen keine grossen kommen»

Nicht wirklich erfreut über die Neuvergabe ist Sascha Welz, Inhaber des Barwagens auf der «Ufschötti». «Grundsätzlich finde ich die aktuelle Situation in Luzern toll und es gibt eine gute Durchmischung des Angebotes», so der Wirt der Bar Berlin an der Neustadtstrasse.

Sollte er nicht mehr zum Zug kommen, würde er drei Arbeitsplätze für seine Angestellten verlieren. «Bisher konnte ich meine Mitarbeiter in der Buvette beschäftigen, wenn in der Bar Berlin im Sommer wenig lief.» Wie er dies machen würde, sollte er seinen Standort verlieren, weiss er noch nicht. «Ich bin hier ziemlich pragmatisch. Das Leben würde trotzdem weitergehen», sagt Welz.

«Die Standorte sind sicher attraktiv.»

Simon Feigenwinter, Sinnvoll-Gastro

Bewerben werde er sich aber auf jeden Fall wieder. «Ich bin der Ansicht, dass wir es bisher gut gemacht haben. Es wird aber spannend sein zu sehen, wer sich sonst noch bewirbt.» Mühe hätte Welz jedoch, wenn einer der grossen Player der Luzerner Gastroszene den Zuschlag bekäme. Dabei denkt er an Mc Donald’s oder ähnliches.

Sinvoll-Gastro zeigt Interesse

Ein grosser Player, zumindest in Luzern, ist aber auch Sinnvoll-Gastro. Hier stösst die Neuausschreibung jedenfalls auf Interesse, wie Mitgründer Simon Feigenwinter sagt: «Dass die Buvettes neu vergeben werden, war uns bis anhin gar nicht bekannt. Deshalb haben wir uns auch noch keinerlei Gedanken darüber gemacht.» Ob man sich allenfalls bewerben wird, kann er folglich nicht sagen. «Die Standorte sind aber sicher attraktiv, da dort immer viel läuft. Vor allem, wenn es wieder zu einem Sommer wie dem letzten kommt», so Feigenwinter.

Wie sich Sinnvoll-Gastro entscheiden wird, muss sich also zeigen. Das Unternehmen hatte in den letzten Jahren jedenfalls immer wieder mit neuen, innovativen und urbanen Projekten auf sich aufmerksam gemacht. Zum Beispiel mit einer Gartenbeiz für Velofahrer beim Seetalplatz (zentralplus berichtete).

Gesamtkonzept muss überzeugen

Doch was müssen die Buvettes überhaupt mitbringen, um eine Chance zu haben? Mario Lütolf, Leiter der Dienststelle Stadtraum und Veranstaltungen, klärt auf. «Eines der wichtigsten Kriterien wird sein, inwiefern ein Konzept die Aufenthaltsqualität erhöht und die Durchmischung des Publikums fördert.»

Dazu gehöre das Erscheinungsbild und die Art, wie die Bar betrieben wird. «Es ist ein Unterschied, ob der Chef auch mal persönlich vorbeischaut oder nicht», so Lütolf. Wichtig seien aber auch das gastronomische Angebot und ein allfälliges Rahmenprogramm. «Eine Eventplattform soll eine Buvette aber nicht sein», stellt Lütolf klar.

Da man mittelfristige Lösungen für die Standorte suche, spiele auch der Business-Plan eine Rolle. «Uns ist es wichtig, dass eine Bar nicht nach einem Jahr wieder schliesst, weil zum Beispiel das wirtschaftliche Konzept nicht aufgegangen ist», sagt Lütolf. Denn eine Ausschreibung und die anschliessende Evaluation der Eingaben könnten jeweils sehr aufwendig sein. Vor allem wenn es viele Bewerbungen gibt.

Lütolf weiss wovon er spricht. Die Neuvergaben der Marroni- und Marktstände in der Luzerner Altstadt führte unlängst für einiges böses Blut zwischen der Stadt und abgewiesenen Interessenten (zentralplus berichtete).

Wieviele Bewerbungen es für die Buvetten geben wird, kann Lütolf nicht abschätzen. «Wir machen keine Prognosen, da wir in diesem speziellen Fall noch keine Erfahrungswerte haben.» Man lasse sich überraschen und bereite sich entsprechend vor, sagt Lütolf.

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