zentralplus begleitet Zuger Kalb bei Enthornung

Video einer Enthornung: Wie Kälbchen Imka unters Eisen kommt

Der Brennstab wird etwa 600 Grad heiss, Imka spürt glücklicherweise nichts davon.

(Bild: ewy)

Etliche Spritzen, ein heisses Eisen und viele Schmerzen: So stellt sich manch einer die Enthornung eines Kalbes vor. zentralplus wollte wissen, wie es wirklich ist, und begleitete Kälbchen Imka aus Hagendorn durch den Eingriff. Zur Hornkuh-Initiative haben sowohl Bauer und Tierarzt eine klare Meinung.

Kälbchen Imka vom Hof an der Langweid in Hagendorn ist gerade zwei Wochen alt und bekommt bereits Besuch vom Tierarzt. Imka liegt noch gemütlich in ihrem Kälberiglu und scheint die Sonnenstrahlen zu geniessen, die durch die dünnen, weissen Wände dringen. Von dem, was gleich kommt, scheint sie noch nichts zu ahnen.

 

Beim Spritzen des Sedativums fallen einige Tropfen Blut zu Boden. Tierarzt Damian Hotz ist gerade dabei, das Kälbchen zu betäuben, um es danach zu enthornen. «Das ist das einzige Blut, das fliessen wird», sagt Bauer Othmar Sidler.

Es ist einer der letzten warmen Tage im Jahr und die Nachmittagssonne lässt Imkas Fell golden glänzen. Diese torkelt gerade unter Beihilfe des Bauern in Richtung eines Strohnestes, das vorbereitet wurde, damit wir alles gut beobachten können.

«Natürlich hat man sie gern, aber vermenschlichen soll man Tiere nicht.»

Othmar Sidler, Bauer aus Hagendorn

Imka ist schon sichtbar benebelt vom Beruhigungsmittel. Und kann sich beim Nest angekommen schon fast nicht mehr auf den Beinen halten. Sidler legt das Kalb sanft hin und bettet es im Stroh. Das Verhältnis zu seinem Vieh sei nicht so wie das zu einer Hauskatze. «Natürlich hat man die Tiere gern, streichelt und tätschelt sie, aber vermenschlichen soll man Tiere nicht», meint der Bauer.

Wie innig die Beziehungen aber doch sind, zeige sich vor allem, wenn Tiere krank sind, erzählt Sidler. Und der Tierarzt bestätigt: «Es sind schon einigen Bauern die Tränen in die Augen geschossen, wenn ich eine Kuh einschläfern musste.»

Eine Enthornung ist glücklicherweise bei Weitem nicht so schlimm. Hotz holt die Schermaschine, jetzt kommen die Haare um die Hornanlage weg. «Das mache ich hauptsächlich wegen der Verheilung und damit ich die Hornanlage gut sehe», erklärt der Tierarzt.

«Die schönste Arbeit ist die Geburtshilfe.»

Damian Hotz, Baarer Tierarzt

Eine Enthornung sei eine Arbeit wie viele andere, aber nicht seine liebste, meint Hotz. «Die schönste Arbeit ist für mich immer noch die Geburtshilfe, wenn man miterleben kann, wie das Leben kommt.»

Als Nächstes wird die Lokalanästhesie gesetzt. Durch das Sedativum wurden dem Tier die Schmerzen nicht völlig genommen. Dafür ist die Anästhesie direkt an den Nerven der Hörner zuständig.

Spürt das Kälbchen wirklich nichts?

Um sicherzugehen, dass die Anästhesie sitzt, wird Imka zweimal mit einer Nadel gepikst. Das Kälbchen würdigt dies nicht mit der kleinsten Bewegung, es scheint also alles gut zu sein. Hotz macht das Enthornungsgerät parat.

Der Tierarzt prüft mit etwas Stroh, ob das Stanzgerät heiss genug ist, und setzt sich dann wieder neben das Kälbchen. Gezielt setzt er das Enthornungsgerät an, dreht es einige Male im Kreis und löst mit etwas Kraft einen Zapfen von der Grösse eines Einfränklers heraus. «Dass man den herauslöst, ist wichtig, da sich sonst oft Eiter und Entzündungen darunter bilden», betont Hotz.

Kälbchen Imka, hier noch vor der Behandlung.

Kälbchen Imka, hier noch vor der Behandlung.

(Bild: ewy)

Dasselbe wird noch mit der zweiten Hornanlage gemacht, und so ist das eigentliche Enthornen in weniger als einer Minute vorbei. «Genau genommen ist es gar keine Enthornung, denn es sind noch keine Hörner vorhanden. Wir stanzen lediglich die Hornanlage heraus», so der Tierarzt. Er steht auf und holt einen Spray, den er dem Kalb auf die im Kopf zurückbleibenden Löcher sprüht.

Eine orange Schicht des Sprays setzt sich auf dem Kopf des Tieres ab. Neben der antibiotischen Wirkung sei er auch kühlend. «Wir wissen alle, wie schmerzhaft es ist, wenn man sich verbrennt. Am Rand der Wunde ist das für das Kalb genau dasselbe», so Hotz.

«Ich halte eine Kastration für wesentlich einschneidender.»

Damian Hotz

Imka werde also schon noch etwas davon merken in den nächsten Tagen, sagt der Tierarzt. Das Kälbchen müsse einem deswegen aber nicht leidtun. «Ich halte eine Kastration aufgrund der Auswirkungen auf den Hormonhaushalt für den wesentlich einschneidenderen Eingriff», hängt Hotz an.

«Ja, aber darüber spricht niemand», pflichtet Sidler ihm bei und spielt dabei auf die Hornkuh-Initiative an. Armin Capaul, der die Initiative ins Leben gerufen hat, bewundern beide dafür, dass er das tatsächlich geschafft hat. Von der Initiative selbst halten sie aber weniger. Jeder Bauer soll das selbst entscheiden. Es gäbe Argumente für und gegen eine Enthornung.

Imka geht’s im Nu wieder gut

Aber genug Politik. Wie wacht Imka nun wieder auf? Etwa eine halbe Stunde nach dem Eingriff lasse die Wirkung des Sedativums nach, erklärt der Tierarzt. Dann wird das Kalb automatisch aufwachen und am Abend schon wieder fit und munter sein.

Die Lokalanästhesie wirkt etwa drei bis vier Stunden, so bleibt das Kalb von den schlimmsten Schmerzen verschont. Damit es aber auch die nächsten Tage nicht leiden muss, gibt es noch eine letzte Spritze. Dieses Schmerzmittel soll drei bis vier Tage wirken.

«Ja, da hast du es ja schon hinter dir», flüstert der Tierarzt dem Kälbchen noch zu. Damit wäre seine Arbeit hier erledigt, aber Bauer und Tierarzt lassen es sich nicht nehmen, noch einen kurzen Schwatz zu halten, bevor sich ihre Wege bis auf Weiteres wieder trennen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von dogbone
    dogbone, 05.11.2018, 12:13 Uhr

    Dieser Artikel ist nun wirklich sehr einseitig und verniedlicht die Enthornung weit über das hinaus, was noch mit neutraler Berichterstattung zu vereinbaren ist. Einige Aussagen sind zudem nachweislich falsch!

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  • Profilfoto von IG Hornkuh
    IG Hornkuh, 05.11.2018, 11:48 Uhr

    Wir machen ein grosses Fragezeichen bei den Tierärzten, welche das Enthornen verniedlichen. Es gibt Tierärzte, die führen aus ehtischen Gründen keine Enthornungen mehr aus. Der Verband der Tierärzte stellt sich gegen das Enthornen von Ziegen. Pro Jahr werden rund 200’000 Kälber enthornt. Nein nicht gratis! Und das soll schmerzfrei sein? Falsch! Es gibt eine Studie, welche die Schmerzen untersuchte. Beim Enthornen selber spürt das Tier nichts, kann es ja nicht. Jedoch konnte die Studie Langzeitschmerzen bei einzelnen Tieren über Monate nachweisen. Die Studie ist bei uns, auf der Homepage der Hornkuh-Initiative, online.

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