Gleich mehrere japanische Lokale vor Eröffnung

Nach dem Sake in die Schlafkapsel: Der Japan-Trend erobert Luzern

Benjamin Egli will den Luzernern einen japanischen Abend ermöglichen, ohne dass sie tausende Kilometer fliegen müssen.

(Bild: jal)

Was die Japaner mögen, scheint auch den Luzernern zu gefallen. Ob Sushi, Sake oder Schlafen in einer Schublade: Dafür muss man nicht mehr ins Land der Kirschblüten reisen. Am Löwengraben will ein neues Lokal zeigen, dass die Esskultur mehr zu bieten hat als rohen Fisch.

Die Japaner stehen sinnbildlich für die asiatischen Touristen in Luzern. Doch auch den umgekehrten Weg wählen viele: Japan erlebt derzeit einen Tourismusboom. Knapp 29 Millionen Touristen zählte das Land im letzten Jahr – darunter auch tausende Schweizer und wohl auch etliche Luzerner.

«Japan ist momentan im Trend in der Schweiz. Das spielt uns sicherlich in die Karten», sagt Benjamin Egli. Der 27-Jährige leitet das Restaurant Izakaya Nozomi, das diesen Samstag am Löwengraben seine Türen öffnet.

Der ausgebildete Koch ist mit einer Japanerin verheiratet. Er hat die asiatische Insel mehrfach bereist und insgesamt rund zwei Jahre dort gelebt. Für ihn ist darum klar, dass er dieses Restaurant eröffnen würde, auch wenn es keinen Japan-Hype gäbe. Seit sieben Jahren schwirre die Idee bereits in seinem Kopf herum. «Es ist das, wofür ich lebe», sagt der Luzerner.

Auch durch die Kleinstadt weht ein Hauch Japan

Das neue Lokal im alten Gefängnis ist nicht das einzige mit japanischem Flair in der Stadt. Lange wurden Sushi-Freunde einzig im «Kaiten» in der Neustadt fündig. Doch nach und nach schwappte der Trend nach Luzern über, etwa mit dem «Mashida» in der Altstadt und dem «Yooji’s» im Bahnhof. Letztes Jahr kam mit dem «Negishi» an der Pilatusstrasse ein weiterer Sushi-Laden hinzu (zentralplus berichtete).

Und seit kurzem gibt es den rohen Fisch in der Reis-Algen-Rolle auch an der Pfistergasse. Das «I love Sushi» versorgt die Luzerner Kleinstadt von Basel aus – dort betreiben die Inhaber in der Markthalle ihr Hauptgeschäft.

Seit kurzem gibt's in der Pfistergasse Sushi.
Seit kurzem gibt’s in der Pfistergasse Sushi.

(Bild: jal)

Doch das Land der Kirschblüten hält nicht nur auf dem Teller Einzug. Bald kann man wie in Tokio oder Kyoto auch in Luzern in Schubladen nächtigen. Was in den japanischen Städten eine billige Lösung für all jene bietet, die nach langen Arbeitstagen und wegen der knappen Mietfläche den letzten Zug in die Vororte verpasst haben, ist zum Touristenmagnet geworden. Und nun auch zum Exportschlager: In Luzern eröffnet Anfang November das erste Kapselhotel der Schweiz (zentralplus berichtete).

Mehr als Sushi

Zurück an den Löwengraben: Anders als am Bahnhof oder in der Kleinstadt wird im «Izakaya Nozomi» explizit kein Sushi serviert. «Wir wollen zeigen, dass die japanische Esskultur viel mehr bietet als nur rohen Fisch», sagt Benjamin Egli. Auf der Karte stehen von gefüllten Teigtaschen (Gyoza) über Frittiertes (Tempura) bis hin zu geschmortem Schweinebauch und Rinderzunge mehr und weniger bekannte japanische Spezialitäten.

«Wir wollen den Gästen ermöglichen, für einen Abend nach Japan zu reisen», sagt Egli. Was das bedeutet, weiss der Luzerner auch dank seiner Berufserfahrung: In Zürich leitete er bereits ein Ramen-Restaurant, zuvor arbeitete er in Gstaad in dem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten japanischen Lokal Megu.

Wo möglich, kauft der Gastronom indes regionale Produkte ein. Statt japanisches Wagyu-Rind setzt er auf Schweizer Fleisch, statt Lachs vom bekannten Tokioter Fischmarkt kann es auch eine Forelle aus dem Vierwaldstättersee sein. Typisch japanische Produkte wie Sake, Sojasauce oder Misopaste hingegen importiert er.

«Beim gemeinsamen Probieren kann man übers Essen diskutieren, über das Leben streiten und sich bei einem Sake wieder versöhnen.»

Benjamin Egli, Chef «Izakaya Nozomi»

Japan ist bekanntlich ein teures Land – doch Egli versichert, dass man im «Izakaya Nozomi» nicht zwingend das dicke Portemonnaie mitbringen muss. «Natürlich hat guter, roher Fisch seinen Preis», sagt Egli. Doch die einzelnen Speisen bewegen sich zwischen 5 und 20 Franken. Denn das Konzept sieht vor, dass man nicht – typisch schweizerisch – seinen eigenen Teller ordert, sondern das Bestellte teilt. Benjamin Egli vergleicht es mit den spanischen Tapas.

Genauso wichtig wie das Essen ist nämlich das Zusammensitzen und Trinken. «Beim gemeinsamen Probieren kann man übers Essen diskutieren, über das Leben streiten und sich bei einem Sake wieder versöhnen», sagt Egli. «Sodass man am Ende einen gefühlvollen, traurigen, wütenden und lustigen Abend verbracht hat, mit genauso vielen Gefühlswelten wie Geschmackserlebnissen – wie das eben in einem typischen ‹Izakaya› in Japan auch läuft.»

Mehr Eindrücke vom neuen Restaurant Izakaya Nozomi am Löwengraben:

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon