Verhandlungen über Verlängerung laufen

Schluss mit Windelnwechseln im Luzerner Neubad-Bistro

Ein multifunktioneller Spielraum: Tagsüber spielen hier Kinder, abends wird der Raum zum Ping-Pong-Spielen und als Backstage-Raum genutzt.

(Bild: ida)

Das Neubad baut und investiert. Der Ping-Pong-Raum wird zu einem Spielraum umgestaltet – welcher über einen Gang vom Bistro abgetrennt wird. Dies führt zu Gesprächsstoff unter den Familien: Wird man vom Rest abgekapselt?

Das Neubad ist zum Gemischtwarenladen geworden. Zum Mikrokosmos. Doch zuallererst waren eigentlich sie da: die Eltern mit ihren Kindern. Während Erstere im Bistro an einer Tasse Kaffee nippten, schrien und spielten die Kleinen nebenan. Das Personal bahnte sich seinen Weg durch parkierte Kinderwagen und rumliegendes Spielzeug. Balancierend, versteht sich.

Denn die alte Kinderecke war, langfristig betrachtet, zu klein. Schon vor zwei Jahren diskutierte man die hohe Kinderdichte in einem Neubad-Talk im Frühjahr 2016: «Bistro oder Kinderspielplatz? Wo sind die Grenzen?»

Fragen, die sich aufgrund der alten Situation stellten, waren, ob es einen Kinderwagenparkplatz brauche. Oder ob das Wechseln von Windeln im Bistro zu akzeptieren sei – und ob es einen Spielraum benötige.

«Ist das Wechseln von Windeln im Bistro zu akzeptieren?»

Aktuell wird der ehemalige Ping-Pong-Raum zum Spielraum umgemodelt. Abends sollen jedoch weiterhin die Ping-Pong-Schläger ausgepackt werden. Bei Aufführungen von grossen Orchestern oder Chören müsse der Raum zudem als Backstage-Raum nutzbar sein.

Dass sich das Neubad als Quartier- und Familientreff etabliert hat, brachte auch Herausforderungen mit sich: Der Lärmpegel im Bistro stieg an und Kinderwagen versperrten den Fluchtweg. Das Servicepersonal musste bei seiner Arbeit auf Kinder und Spielzeug Rücksicht nehmen.

Durch einen Gang ist der Spielraum vom Bistro getrennt. Als Mutter geht man jedoch kaum ins Neubad, um in einem Raum zu sitzen, in dem man auch andere Mütter mit ihren Kindern trifft – abgegrenzt vom Rest der Gesellschaft.

Mutter und Kind gehören nicht zwingend in den Spielraum. «Kinder sind auch im Bistro stets willkommen», sagt Dominic Chenaux, Geschäftsführer des Neubads. Jedoch mit Bedacht: «Spielen Kinder auf dem Boden, so müssen wir die Eltern auf die potenzielle Stolpergefahr aufmerksam machen.» Auch von der Behörde sei man diesbezüglich schon darauf hingewiesen worden.

«Wir sind und bleiben eine Zwischennutzung in einem ehemaligen Hallenbad.»

Dominic Chenaux, Geschäftsführer Neubad

Räumliche Gegebenheiten des Neubads liessen sich nur mit grossem Aufwand ändern. Und alle Interessensgruppen müssten bereit sein, Kompromisse einzugehen. Denn: «Wir sind und bleiben eine Zwischennutzung in einem ehemaligen Hallenbad.»

Im Spielraum gibt’s eine Küche für die Kleinen.

Im Spielraum gibt’s eine Küche für die Kleinen.

(Bild: ida)

Rettungsschwimmer und Neubad packten an

Doch warum kommt der neue Spielraum erst jetzt? Es sei terminlich so geplant worden, sagt Dominic Chenaux. Aufgrund der intensiven Nutzung des Gebäudes führe man ausnahmslos in der Sommerpause lärmige und geruchsintensive Umbauten und Umgestaltungen durch.

«Wir verfügen nicht über die finanziellen Mittel, ein solches Projekt einfach als Auftrag einer Firma umsetzen zu lassen – das ist auch nicht unser Stil.»

Dominic Chenaux

Chenaux fährt fort: «Wir verfügen nicht über die finanziellen Mittel, ein solches Projekt einfach als Auftrag einer Firma umsetzen zu lassen – das ist auch nicht unser Stil. Für solche Umgestaltungen arbeiten wir im Neubad mit Ehrenamtlichen – sogenannten ‹Rettungsschwimmern› – und auch wir legen selbst Hand an.

Lange Zeit schlummerte der Keller nackt vor sich hin.

Lange Zeit schlummerte der Keller nackt vor sich hin.

(Bild: jav)

Der Keller mit 150 Leuten – ganz legal

Doch nicht nur der Spielraum erscheint in neuem Glanz. Auch der Keller wurde fit gemacht für Konzerte, Partys, Talks, Lesungen und Theater. Anfang September wurde dieser inoffiziell eröffnet, bei einer Veranstaltung zum Thema Sex, bei der kein Blatt vor den Mund genommen wurde (zentralplus berichtete).

In den letzten Sommermonaten wurde gebohrt, gehämmert und gebaut (zentralplus berichtete). Ein zweiter Notausgang wurde gebaut vom Klub hinauf zum Bistro. Bistro und Keller sind nun durch eine Treppe verbunden. Zudem wurde die Bühne des Kellers verschoben. Neu dürfen bis zu 200 Leute in den Untergrund abtauchen – und dies ganz legal.

Die Umbauten waren dringend nötig, da der Keller im August 2017 zu einem Fall für die Justiz wurde: Längere Zeit wurde dieser ohne Bewilligung für Veranstaltungen genutzt (zentralplus berichtete).

Budgetiert hat das Neubad für die beiden Bauetappen einen Betrag von rund 150’000 Franken. Eine definitive Schlussrechnung liege noch nicht vor, sagt Chenaux. Aktuell befinde sich das Neubad in Verhandlungen mit der Stadt, um den Vertrag der Zwischennutzung im Hallenbad Biregg zu verlängern. 

Wie lange das möglich sei, kann der Geschäftsführer nicht sagen – denn das letzte Wort haben die Stadt und das Parlament. «Wir sind jedoch zuversichtlich, dass die Investitionen im Rahmen dieser Verlängerung Rechnung tragen werden», so Chenaux.

Der Keller des Neubads wurde fit gemacht – für Partys, Lesungen & Co.

Der Keller des Neubads wurde fit gemacht – für Partys, Lesungen & Co.

(Bild: ida)

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