Guten Tag, dürfen wir Sie kulinarisch stören?

Störköche bekochen immer mehr Zuger Haushalte

Guten Tag, möchten Sie mit uns über Rindsfilets und Crevettencocktails reden?

(Bild: Montage wia)

Sie verdienen ihr Geld in fremden Küchen. An Festen, zu denen sie nicht eingeladen sind. Störköche erleichtern auch im Kanton Zug das Leben von kochfaulen Menschen. So diese denn genügend Geld haben. Denn billig ist die Angelegenheit nicht, auch wenn das Angebot immer grösser wird.

Wer eine Bratpfanne nicht von einem Kochtopf, geschweige denn einen Fenchel von einem Sellerie unterscheiden kann, aber dennoch hin und wieder Gäste zu sich nach Hause einladen will, der muss in Zug nicht verzagen. Im kleinen Kanton gibt es nämlich verschiedene Störköche, die sich auf Geheiss in fremde Küchen stellen und für unbekannte Gäste kochen.

Ein bekannteres Unternehmen, das Störköche anbietet, ist Gammacatering. Die Firma kocht auf Anfrage für bis zu zehn Leute in Privathaushalten. Und zwar alles, was der Gast begehrt. Cléo Oberholzer, Projektleiterin bei Gammacatering erklärt: «Hat der Gast einen aussergewöhnlichen Wunsch, setzen wir alles daran, diesen zu erfüllen.» Ein Störkoch sei etwas sehr Exklusives, oft werde dieser für einen gemütlichen Abend unter Freunden gebucht.

Störköche sind kein neues Phänomen

Wie Oberholzer betont, habe die Nachfrage nach Störköchen bei ihm nicht zugenommen in den letzten Jahren. Eher im Gegenteil. «Früher haben wir das häufiger gemacht. Der Firmengründer Peter Gamma hat vor dreissig Jahren im kleinen Rahmen angefangen.»

Mittlerweile jedoch habe sich das Unternehmen auf diverse Catering-Anlässe spezialisiert. Störaufträge seien nicht das Hauptgeschäft und würden bloss etwa einmal monatlich verlangt.

«Passiert dennoch etwas Unverhofftes, werden wir zu Improvisationskünstlern.»

Cloé Oberholzer, Projektleiterin bei Gammacatering

Damit diese gelingen, benötige es einiges an Vorbereitung. «Wir sind es uns gewohnt, ein Catering an immer neuen Orten aufzubauen. Trotzdem muss man im Vorfeld ganz genau die Details abklären.» Etwa, welche Küchenutensilien vorhanden sind und was es noch brauche. «Passiert dennoch etwas Unverhofftes, werden wir zu Improvisationskünstlern», so Oberholzer.

Die passende Krawatte kostet extra

Der Preis für einen Störanlass setzt sich zusammen aus verschiedensten Komponenten. Laut den AGBs von Gammacatering kostet der Chef de Cuisine bei einem Störeinsatz 85 Franken pro Stunde. Der Servicemitarbeiter 49 Franken.

Fun Fact: Auch die schicke Mitarbeiterbekleidung will bezahlt werden. Die farblich passende Krawatte oder Fliege kostet 8 Franken pro Träger.

Diskretion ist Trumpf

Ein klares Zielpublikum spricht die Culinaire Catering GmbH an. «Wir zählen vorwiegend Unternehmen zu unseren Kunden», so der Geschäftsführer des Catering-Unternehmens, Andreas Litscher. «Diese fragen uns an, wenn sie etwa Angelegenheiten nicht im Restaurant besprechen wollen und deshalb Kunden nach Hause einladen.» Das klingt spannend und geheimnisvoll. «Der Diskretion wegen kann ich Ihnen keine Details verraten», so Litscher.

Weil die Bedürfnisse sehr unterschiedlich seien, finde man auf der Webseite der Firma auch keine Preise. «Das kommt auf verschiedene Faktoren an. Was möchten die Kunden? Wo befindet sich die Küche? Braucht’s nur einen Koch oder auch Servicepersonal? Für Letzteres verrechnen wir 40 Franken pro Stunde», sagt Litscher. Der Kunde erhält im Voraus – nachdem der Auftragsort inspiziert wurde – eine Offerte.

Für Litscher ist der Störbetrieb jedoch nur eines von mehreren Standbeinen. Neben seinem Catering-Betrieb führt er seit Anfang Jahr den Restaurantbetrieb Pure in Sihlbrugg.

Nicht der Teuerste, wohl aber auch nicht der Günstigste

Ein weiterer Zuger Störkoch ist Dieter Schnitzius, der unter dem Namen «Schlemmen Daheim» ein Catering-Unternehmen führt.

Seit zwölf Jahren arbeitet er zudem als Störkoch. «Bei verschiedensten Anlässen, seien es Geburtstage oder Geschäftsessen», so Schnitzius. «Mit meinen Preisen befinde ich mich im Mittelfeld. Ich bin wohl nicht der teuerste, aber auch nicht der günstigste Anbieter in der Gegend», sagt der Koch, der einst als Küchenchef im KKL und Chef de Service im Parkhotel fungierte.

Der Stundenansatz für einen Koch von «Schlemmen Daheim» liegt bei 89 Franken, die Servicefachkraft schlägt mit 69 Franken pro Stunde zu Buche.

Wenn man aus einer Bieridee heraus Störkoch wird

Andere Zuger Anbieter führen ihren Störbetrieb rein hobbymässig, als Ausgleich quasi. So etwa «House-Cooking», ein Chamer Unternehmen. «Im Prinzip war das eine Bieridee», erklärt Franco Odermatt, einer der Mitbegründer. «Wir fanden, man könnte den Spiess doch umdrehen. Nicht, dass die Leute ins Restaurant gehen, sondern dass wir zu denen nach Hause gehen und dort kochen.»

Vor jedem Anlass besuche man den Auftraggeber zu Hause. «Der Koch will die Küche sehen, damit er weiss, womit er es zu tun hat. Ausserdem ist es uns wichtig, ein ‹Gspüri› zu bekommen, mit wem wir es zu tun haben.» Das komme jeweils sehr gut an.

Plötzlich wird man selber zum Gast

Odermatt erzählt von einem schönen Erlebnis, welches das Team erst kürzlich hatte. «Wir waren engagiert für ein grösseres Geburtstagsfest.» Die Gesellschaft habe ein Lokal dafür gemietet, wo das House-Cooking-Team denn auch kochte.

«Natürlich sind es meist besser situierte Leute. Dennoch ist die Kundschaft sehr durchmischt.»

Franco Odermatt, Mitbegründer von House-Cooking

«Irgendwann im Verlauf des Abends wurden wir zu Mitgliedern dieser Gesellschaft und die Gäste halfen uns am Schluss aufzuräumen. Das war sehr schön», so der Unternehmer.

Anders als bei anderen Störköchen zahlt ihm der Gast einen fixen Betrag fürs Essen, etwa 100 oder 150 Franken, je nach Menüwahl. «Das Zielpublikum ist sehr unterschiedlich. Natürlich sind es meist besser situierte Leute. Dennoch ist die Kundschaft sehr durchmischt.» Auch ältere Personen gehörten zur Kundschaft, «Menschen, die gerne Gäste einladen, aber nicht mehr gross kochen mögen oder einfach nur ihr Fest geniessen wollen.»

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