Wer wohnt denn hier… im Chamer Anwesen «Hammer»?

Der Gutsherr, der seine Wildtiere beim Namen nennt

Ariel Lüdi vor seiner Villa. Davor seine treue, vierbeinige Gefährtin Kelly.

(Bild: wia)

In der ehemaligen Chamer Hammerschmiede wird auch heute noch geschuftet. Und wenn auch nicht mehr gehämmert wird, so schmiedet der neue Gutsherr und ehemalige Stuntman Ariel Lüdi doch Pläne. Die sind so innovativ, dass selbst der ehemalige südkoreanische Wirtschaftsminister auf dem Gut auftaucht.

An der Chamer Lorze befindet sich ein quasi unsichtbares Gut. Von der Strasse her ist es wegen der Vielzahl an Bäumen kaum erkennbar, auf der gegenüberliegenden Flussseite wird es von Bäumen verdeckt. Normalerweise ist das Anwesen «Hammer» nicht zugänglich – ein eisernes Tor verwehrt Neugierigen den Einlass. Nicht jedoch an diesem Dienstag. Wir nutzen die Gunst der Stunde und gesellen uns zu einer Gruppe südkoreanischer Delegierter sowie einigen Journalisten, die der Gutsherr Ariel Lüdi zu sich eingeladen hat.

Hat man uns beobachtet?

Die Gäste haben bereits einen ganzen Vormittag mit Vorträgen und Besichtigungen hinter sich gebracht, als wir durchs offene Tor und aufs 20’000 Meter grosse Areal treten. Vergeblich Ausblick haltend nach einem Menschen, der uns sagt, wo wir hin sollen. Die Suche bleibt kurz, denn Ariel Lüdi kommt uns entgegen. Dicht gefolgt von einem – wie sich im Verlauf des Tages herausstellen wird – sehr treuen Chihuahua. Es ist zu vermuten, dass unsere Ankunft trotz der vermeintlichen Menschenleere nicht unbeobachtet blieb.

Auch das kleinere der beiden Wohnhäuser, das Gästehaus, kann sich sehen lassen.

Auch das kleinere der beiden Wohnhäuser, das Gästehaus, kann sich sehen lassen.

(Bild: wia)

Lüdi wohnt seit November 2013 im «Hammer». Auf dem riesigen, grünen Gelände, auf dem die Natur eine Hauptrolle spielt, wachsen jedoch nicht nur saftiges Gras und riesige Tannen. Nein, Lüdi zieht hier auch junge Firmen gross.

Ehemals Stuntman, heute Millionär

Der Aargauer war nämlich seinerzeit nicht nur ein renommierter Stuntman, sondern hatte – und hat bis heute – ein geschicktes Händchen fürs Unternehmertum. Er arbeitete sich bei der US-Firma Oracle in die Geschäftsleitung hoch, wird 2004 CEO der damals kleinen Softwarefirma Hybris und erlebt so manche unternehmerische Achterbahnfahrt.

Und bei Hybris – was auf Griechisch so viel wie massive Selbstüberschätzung bedeutet – hat es der Aargauer nicht immer leicht. Erst nach mehrmals drohendem Konkurs beginnt die Firma zu florieren. So sehr, dass Lüdi das Unternehmen 2013 dem Software-Giganten SAP verkauft – und zum wohlhabenden Mann wird. So sehr, dass er das Chamer Anwesen «Hammer» kauft. Ein Anwesen, in das er sich beim ersten Anblick verliebt.

Und er macht Nägel mit Köpfen mit dem «Hammer». Er lässt die Liegenschaft komplett renovieren, baut sich eine Lebensoase und beginnt mit dem «Hammer-Team», sein Geld in Tech-Startups zu investieren.

Die Villa Hammer liess Lüdi vor wenigen Jahren in grossem Stil renovieren.

Die Villa Hammer liess Lüdi vor wenigen Jahren in grossem Stil renovieren.

(Bild: wia)

Das Badehaus ist auch ein Esssaal

Lüdi führt uns in den «Eventraum», in dem seinen Gästen gerade Rindsfilet aufgetischt wird. Dass das Mittagessen quasi auf dem Wasser stattfindet, realisieren wir erst später. Das vermeintlich historische Schwimmbad wurde vom Vorbesitzer Andrea da Planta gebaut. Origineller Kniff: Die Holzdecke lässt sich senken und wird flugs zum Boden für solche Anlässe.

In diesem Pool lässt es sich gut schwimmen.

In diesem Pool lässt es sich gut schwimmen.

(Bild: wia)

Hier sitzen wir nun also, gemeinsam mit dem Präsidenten der koreanischen Blockchain Association, der einst als Kommunikationsminister Südkoreas fungierte und zudem eine hohe Position bei Samsung innehatte, sowie weiteren Personen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Sie alle haben die weite Reise gemacht, um sich während mehrerer Tage eingehend mit dem Zuger Crypto Valley zu befassen.

Den Stein dieses Besuchs ins Rollen gebracht hatte Lüdi auf einer seiner Reisen nach Südkorea. «Ich war mit einer Portfolio-Firma in Seoul und hielt einen Vortrag zum Thema ICO, bei dem auch der Crypto-Standort Zug thematisiert wurde. Einige Leute im Publikum zeigten sich sehr interessiert. So organisierten wir diese Reise», erklärt Lüdi.

Obendrauf wird gespiesen, darunter liegt der Swimmingpool.

Obendrauf wird gespiesen, darunter liegt der Swimmingpool.

(Bild: wia)

Interessiert an der Blockchain-Technologie

Lüdi, der selber an der ETH zu programmieren gelernt hat, ist sehr interessiert an der Blockchain-Entwicklung. So hat er denn auch in eine Firma namens Mobilebridge investiert, eine E-Commerce-Plattform, welche nicht nur auf Blockchain basiert, sondern auch eine eigene Kryptowährung hat.

Es scheint, als lägen für Lüdi Freizeit und Arbeit sehr nah beieinander. Entsprechend wird im «Hammer» nicht nur gewohnt. Auf dem Anwesen stehen den Firmen, in die der Aargauer investiert hat, Büros und Sitzungszimmer zur Verfügung. «Es handelt sich um bisher 19 zum Teil sehr unterschiedliche Software-Firmen», so Lüdi. «Da sind kleine, die noch gar keinen Umsatz machen, andere erwirtschaften bereits über zehn Millionen Franken», erklärt er.

«Früher sass ich jeden Tag im Flugzeug. Heute geniesse ich es, wenn die Leute zu mir kommen.»

Ariel Lüdi, Unternehmer

Bei der Auswahl der Firmen, für die sich Lüdi einsetzt, gehe er behutsam vor, lerne die Menschen hinter den Unternehmen kennen sowie die entwickelte Technologie und deren Nutzen, bevor er sich für ein Investment entscheide. Immer wieder organisiere man Anlässe mit den Firmen und deren Kunden. Neben der Villa liegt ein gut ausgestattetes Gästehaus mit Kegelbahn, Billardtisch und Cheminée, in dem Gäste logieren können.

Ariel Lüdi auf einem seiner Quarter Horses.

Ariel Lüdi auf einem seiner Quarter Horses.

(Bild: zVg)

Das Stuntman-Image bleibt an ihm haften

Lüdi, der lange Zeit in den USA gelebt hat, geniesst es, an einem Ort angekommen zu sein. «Früher sass ich jeden Tag im Flugzeug. Heute geniesse ich es, wenn die Leute zu mir kommen.» Dass Medien gerne seinen jugendlichen Abstecher als Fallschirmsprunglehrer und Stuntman in den Vordergrund rücken, stört ihn wenig. «Das amüsiert mich eher. Ich hatte viele spannende Phasen in meinem Leben, möchte aber nicht in der Vergangenheit leben», sagt er, während sein Hund zu seinen Füssen sitzt und geduldig wartet, bis sich sein Herr vom Stuhl erhebt.

Schon immer sei der «Hammer» ein Ort der Innovation gewesen, erklärt Lüdi. «Alle Familien, die mit dem «Hammer» verbandelt waren, waren unternehmerisch tätig.» Doch auch an Bodenständigkeit fehlt es Lüdi nicht. Die zum Gelände zugehörigen Reitstallungen werden rege genützt. Auch vom Gutsherrn und seiner Frau Eliane. Beide betreiben das Reiten als Sport.

«Nicht nur Menschen, auch Tiere besuchen uns immer wieder. Manitu, der Graureiher etwa, oder Franz Ferdinand, der Schwan.»

Die Gäste haben mittlerweile fertig gespiesen. Bald folgt der nächste Programmpunkt. Lüdi steht auf, mit ihm auch sein Hund, und wir verlassen das Badehaus in Richtung englischer Garten. «Es ist ein kleines Paradies», schwärmt der Besitzer. «Nicht nur Menschen, auch Tiere besuchen uns immer wieder. Manitu, der Graureiher etwa, oder Franz Ferdinand, der Schwan. Dann und wann kreuzt auch ein Fuchs auf», sagt Lüdi.

1915 kam die Villa noch im Chalet-Stil daher.

Die koreanische Dolmetscherin ist bereit

Danach zieht die ganze Prozession in Richtung Gästehaus. Dort hält Lüdi einen Vortrag über den «Hammer» und seine Firma, die sich hauptsächlich auf E-Commerce fokussiert. Alle paar Sätze unterbricht der Unternehmer seinen Vortrag, damit eine Dolmetscherin das Ganze auf Koreanisch übersetzen kann. 

Das Innere des Gästehauses präsentiert sich ziemlich rustikal.

Das Innere des Gästehauses präsentiert sich ziemlich rustikal.

(Bild: wia)

Der Ausgang durch die Hintertür führt an der Kegelbahn vorbei. Ein paar weitere Türen, das Treppenhaus hoch, und man steht mitten in einem grossen Wohnzimmer. Ledersessel, Billardtisch, Cheminée und Bar.

Is Big Brother watching us?

Findet man den Ausgang aus dem stattlichen Haus doch noch, steht man wieder alleine auf dem Gelände. Oder so scheint es zumindest. Während seiner Präsentation sprach Lüdi auch von sogenannter «Intelligent Building Technology». Davon, dass er allein über sein Handy das ganze Anwesen steuern könne. Ob er neben dem Steuern von Licht oder Heizungen auch das Einsehen von Kameraaufnahmen gemeint hat? Wir wissen es nicht, unterdrücken jedoch ein Winken, als wir durchs offene Eingangstor treten.

Das ist der «Hammer»

1825 erwirbt die Familie Vogel – es handelt sich um Zürcher Unternehmer – die Hammerschmiede an der Lorze und baut dort einen Herrensitz inklusive Park, französischem Garten, Vorzeigebauernhof und Pferdestallungen. Nachdem Carl Vogel den Schmiedebetrieb einstellt, beginnt er, im Mühlehaus Strom zu produzieren. Es ist das erste Kraftwerk weit und breit und sorgt in der nahen Villa und in der Papieri schon im späten 19. Jahrhundert für elektrisches Licht.

Nach dem Tod Carl Vogels 1911 treten seine Schwiegersöhne die Nachfolge in der Papierfabrik an. Vogels Witwe Anna wandelt das Unternehmen derweil in eine Familien-AG um, in die der ganze Besitz eingebracht wird. Auch der «Hammer».

1984 kaufen Margrit und Andrea von Planta den «Hammer». Sie möchten die Liegenschaft im historischen Sinn erhalten und lassen diese über mehrere Jahre umbauen. Ende 2013 geht der «Hammer» in den Besitz von Ariel Lüdi über. Er baut die Liegenschaft erneut massiv um und macht aus der Villa ein luxuriöses Einfamilienhaus. Und er schafft ein Unternehmenszentrum für die Software-Firmen, in die er investiert hat.

Weiter Bilder zum «Hammer»-Gut finden Sie in der Fotostrecke:

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