Luzerner Restaurant «Emilio» schliesst im August

Nun erwischt es den nächsten Traditionsbetrieb am Grendel

Das Restaurant und Cafeteria «Emilio» eingepfercht zwischen Uhrenläden. Ende August hat es sich am Grendel ausgewirtet.

(Bild: bic)

Ende August schliesst das Restaurant «Emilio» am Grendel in Luzern. Ab Januar werden somit auch in den Räumen des Traditionslokals Luxusuhren angeboten. Doch im Gegensatz zur Aufgabe anderer Betriebe in der Altstadt sind dieses Mal nicht finanzielle Gründe entscheidend. 

Eingequetscht zwischen Uhren- und Schmuckgeschäften liegt das Restaurant «Emilio» am Grendel in Luzern. Es ist die letzte Bastion des klassischen Gewerbes an der Touristenmeile, nachdem Ende Monat die Falkenapotheke schliesst (zentralplus berichtete). Doch nun fällt auch sie. Ende Januar 2019 sollen im kleinen Lokal nicht mehr Essen und Getränke serviert, sondern Uhren verkauft werden.

Die Luxusmarke «Breitling» aus dem Berner Jura wird ihre Chronometer an die gut betuchte, ausländische Kundschaft bringen. Die Betreiber des «Emilio» haben den Pachtvertrag per Ende Oktober gekündigt. Ab dann wird das Haus mitsamt der Wohnungen in den oberen Geschossen komplett saniert.

Dieses Mal ist es nicht die Miete

Doch wer jetzt denkt, dass ein weiterer Traditionsbetrieb in der Luzerner Altstadt  vom Hauseigentümer quasi geschasst wird, liegt zumindest in diesem Fall falsch. «Mit der Miete oder Ähnlichem hat unser Entscheid rein gar nichts zu tun. Diese wäre auch nach dem Umbau nicht merklich gestiegen», sagt Marina Hunziker von der Betreiberfamilie des «Emilio», wo traditionelle Schweizer Küche aufgetischt wird.

Man habe im Gegenteil sehr gute und konstruktive Gespräche mit dem Hauseigentümer geführt und stehe mit ihm in einem sehr guten Verhältnis. «Wir haben von Seiten des Eigentümers sehr viel Entgegengekommen und grosses Verständnis für die Situation gespürt», sagt Hunziker, die als Tochter des Wirtepaars lange mit der Übernahme des Lokals liebäugelte.

«Der Eigentümer hat grosses Interesse daran gezeigt, dass wir den Betrieb weiterführen. Deshalb hat er uns ein an und für sich gutes und sehr faires Angebot gemacht. Leider kamen wir dann aber trotzdem zum Schluss, dass eine Weiterführung des Betriebs sehr schwierig, umständlich und auch riskant wäre.» Aktuell läuft es aber noch rund am Grendel. 

Lange Bauarbeiten im und ums Lokal

«Aus wirtschaftlichen Gründen erachten wir es aber als zu riskant, das Restaurant parallel zu den Bauarbeiten zu betreiben», sagt Hunziker. Diese sollen laut dem Eigentümer rund sieben Monate dauern. «Während dieser Zeit hätten wir ein Gerüst vor dem Eingang am Grendel und bei der Terrasse auf dem Stiefelplatz.» Hinzu würden der ganze Lärm und der nicht zu vermeidende Staub der Baustelle kommen. Weiter müssten auch die sanitären Anlagen und der Warenlift im sehr schmalen Haus ersetzt werden.

Hunziker hat indes grosses Verständnis für den Schritt des Eigentümers und zeigt auf die Fassade beim Stiefelplatz. «Es ist völlig klar, dass da jetzt etwas gemacht werden muss», sagt sie. Deshalb habe man sich auch nie dagegen gewehrt.

«Wir sind seit einiger Zeit daran, die Nachfolge zu regeln und zu diskutieren. Die ganze Entwicklung hat mich nun aber zur Entscheidung gebracht, dass ich den Betrieb definitiv nicht übernehmen werde», sagt sie. Ihr Entschluss habe indes längst nicht nur mit dem Umbau zu tun. Eine Wiedereröffnung nach sieben Monaten Pause erachtet sie als schlicht nicht realistisch.

«Der Grendel hat sich positiv entwickelt»

Enttäuscht zeigt sich Hunziker insbesondere darüber, dass man mit dem «Emilio» die bald in Angriff genommene Aufwertung und Umgestaltung des Grendels nicht mehr erlebt. «Das wäre natürlich eine tolle Sache gewesen», sagt sie.

Gerade weil, entgegen vieler Stimmen in der Bevölkerung, der Grendel in den letzten Jahren stark belebt worden sei. Die jüngsten Entwicklungen hat sie als durchaus positiv und gewinnbringend erlebt. «Es wurden dutzende Arbeitsplätze geschaffen, was auch uns als Restaurant letztlich zugute kam», so Hunziker.

Der Grendel wird ab Januar um ein weiteres Uhrengeschäft ergänzt.

Der Grendel wird ab Januar um ein weiteres Uhrengeschäft ergänzt.

(Bild: bic)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Casiboy
    Casiboy, 23.06.2018, 14:18 Uhr

    Liebe Familie Hunziker
    Als Nachbar danke ich euch für euren enormen Einsatz. Jedes Wochenende habt Ihr im Emilio verbracht und uns Gäste umsorgt. Wir werden euch sehr vermissen und wünschen euch, dass Ihr eure Batterien schnell wieder aufladen könnt. Es ist schade, dass es das Emilio nicht mehr gibt. Gottseidank ist das Heini, Cafe de Ville und die Reuss nicht weit. Es ist der Lauf der Zeit. In Luzern gibt es die Schlossergasse, Schustergasse, Ledergasse etc. Dies beweist es war früher so, man hat das Gewerbe auf einen Ort konzentriert. Es sind kurze Wege und weniger Belastung für die Allgemeinheit. Wir wissen, dass Konkurrenz gut ist fürs Geschäft und wünschen dem neuen Mieter viel Erfolg. Und noch ein Wunsch. Ueli Riesen am Stiefelplatz hört auf, die freiwerdende Terrasse wäre doch eine Chance für einen Gastrobetrieb im freiwerdenden Schuhgeschäft.

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