Irish-Shop in der Luzerner Altstadt eröffnet

20 Quadratmeter Irland zwischen Indern und Hipstern

Conor McGonigle und Jennifer Daly vor ihrem neuen Laden im Löwengraben.

(Bild: jav)

Im Luzerner Löwengraben reihen sich hippe Kleiderläden an internationale Restaurants. Nun fügt sich auch Irland in die Reihe ein. Mit einem winzig kleinen Laden, der Fernweh auslöst.

Rotes Haar und Sommersprossen, in den Ohren keltisches Silber und über den Schultern ein wollener «Coatigan». Jennifer Daly ist die Vorzeige-Irin par excellence. Wenn sie denn eine wäre.

Doch Daly, die Geschäftsführerin des kleinen Irish-Shops, ist in Rickenbach gross geworden. Vor 12 Jahren begann ihre Beziehung zu Irland beziehungsweise zu einem Iren. Die 36-jährige Luzernerin lernte die grüne Insel durch ihren heutigen Mann kennen und lieben. Nun hat sie in der Altstadt einen Shop eröffnet. Über Ostern wurde geschraubt, grün gemalt und eingerichtet. Im ehemaligen Tattoo-Laden «Il Gatto & la Volpe» im Löwengraben kann man sich jetzt mit irischen Produkten eindecken.

Vier Hände

Die Idee für den Shop sei langsam gewachsen, so Daly. Sie habe immer häufiger Geschenke aus Irland mitgebracht. Irgendwann seien es ganze Kartons voll gewesen. «Da stellte sich die Frage, weshalb biete ich diese Produkte nicht zum Kauf an?», sagt Daly. Zudem sei in ihr in den letzten Jahren der Wunsch gewachsen, selbstständig etwas aufzuziehen, so die gelernte Gastronomin.

Nun hat Daly zwei irische Männer in ihrem Leben: neben ihrem Ehemann auch den Geschäftspartner. Mit ihr den Laden schmeisst Conor McGonigle aus Athlone im County Leinster. Der 42-Jährige lebt seit 2007 in der Schweiz. Als Barkeeper begann er in der französischen Schweiz und ist nun nicht unglücklich darüber, nach Jahren im Nachtleben in den Tagesbetrieb zu wechseln. Daly und McGonigle lernten sich in Neuenburg kennen, wo sie gemeinsam hinter der Bar eines Irish-Pubs standen.

Indisch, italienisch, indisch, irisch

Das Lokal in der Altstadt sei der perfekte Standort für den kleinen Shop. Er reiht sich hier neben internationalen Restaurants, Secondhand- und Fairtrade-Läden ein. «Der Löwengraben ist multikulti. Und bald wird die Aufwertung der Strasse zur Flaniermeile umgesetzt, da gibt es noch viel Potenzial», sagt Daly.

Doch bereits jetzt sei die Strasse sehr belebt. Denn die Einheimischen bewegen sich parallel zum Touristenstrom in der Rössli- und Weggisgasse gerne durch den Löwengraben und die Grabenstrasse. «Hier kann man lädelen, flanieren, Unbekanntes entdecken und die Gesichter und Geschichten hinter den Produkten kennenlernen», so Daly.

Passend zum irischen Humor: Der historische Spruch an der Fassade des Löwengrabens Nummer 4.

Passend zum irischen Humor: der historische Spruch an der Fassade des Löwengrabens Nummer 4.

(Bild: jav)

Gesichter und Geschichten

Wolldecken, Strick und selbstverständlich die obligaten Biere und Whiskeys finden sich auf den 20 Quadratmetern. Neben den bekannten irischen Produkten und Guinness-Merchandise-Artikeln setzen Daly und McGonigle aber vor allem auf irische Designer, Illustratoren und Kleinunternehmer. Ein Surf-Label von der Insel, Gin aus dem Glendalough, Schmuck und Keramiken, Kunst und Karten mit irischem Humor von Illustratoren aus Dublin und Sligo. Eine breite Palette. «Wir wollen langsam herausfinden, was ankommt, und in unserem Sortiment auch Experimente wagen.»

Die Menschen hinter den Produkten zu kennen, das ist Daly und McGonigle ein Anliegen. Die Kontakte zu den Lieferanten und Produzenten sind teilweise über Freunde und Verwandte, teilweise durch persönliche Beziehungen entstanden. Durch den Besuch einer grossen Design- und Handwerksmesse in Dublin lernten die beiden im Januar noch einen Haufen Künstler und Kleinunternehmer kennen. «Ein Ordner voller möglicher Produkte ist dabei zusammengekommen.» Daly spricht dabei das irische Handwerk an. Zum Teil traditionell, aber etwas entstaubt und trendiger, als man es aus anderen irischen Shops kennt, betont Daly.

In Tschechien geboren, in der Schweiz verstorben – Miroslav Šašeks Irland-Illustrationen sind ein Klassiker.

In Tschechien geboren, in der Schweiz verstorben – Miroslav Šašeks Irland-Illustrationen sind ein Klassiker.

(Bild: jav)

Irische Mentalität

Lernen und Ausprobieren sind die Stichworte, die in Dalys Irish Shop öfters fallen. «Wir setzen darauf, was uns gefällt und worüber sich unser Umfeld gefreut hat», so Daly. Dazu kommt selbstverständlich das bekannte Irische. «Die typischen Fernwehprodukte auch», so Daly. Passend zum Heim- und Fernweh, das Hunderttausende ausgewanderte Iren seit über einem Jahrhundert auch musikalisch in die Welt tragen.

Der Laden sei ein Wagnis, sind sich die beiden bewusst. «Ich glaube aber, dass es bei den Luzernern ankommt.» Irland und seine unkomplizierten, offenen und lebenslustigen Leute seien ein Garant für eine gute Zeit. Die Sympathie für die irische Mentalität und die Offenheit seien auch in den lokalen Irish-Pubs wie dem «Shamrock» spürbar. Dort trifft man McGonigle und Daly öfters an – mittlerweile jedoch vor und nicht mehr hinter der Bar.

«Das ist auch unsere Devise. Wir legen los und lernen aus unseren Fehlern», sagt Jennifer Daly lachend über das neu eröffnete Geschäft.

«Das ist auch unsere Devise. Wir legen los und lernen aus unseren Fehlern», sagt Jennifer Daly lachend über das neu eröffnete Geschäft.

(Bild: jav)

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