Extra-Busse, löchrige Dächer, schläfriger Domherr

Volle Dröhnung: die Highlights der Zuger Schnitzelbänke

Schnitzelbänke haben im Zuger Ennetsee Tradition. Hier eine Aufnahme eines Auftritts im Aparthotel Rotkreuz.

(Bild: zvg)

Seit Fasnachtsbeginn sind in Rotkreuz, Hünenberg und Steinhausen die Bänkelsänger unterwegs. Hier eine kleine Auswahl an Schnitzelbänken, bei denen die Granden aus dem Kanton Zug und anderswo ihr Fett abbekommen.

Zwischen «Chesslete» und «Tagwach», zwischen Zuger und Luzerner Fasnacht gibt es eine Gegend, in der man sich auf eine karnevalistische Spezialität verlegt hat: auf Schnitzelbänke, die im Zuger Ennetsee hoch im Kurs stehen. Zwar gibt es auch hier die normalen Guugger-Bälle und dörflichen Fasnachtsumzüge – aber daneben sind an ein oder zwei Abenden auch die Beizen voll, wenn lokale Bänkelsänger ihre fasnächtlichen Reime zum Besten geben. 

Schnitzelbank-Duo Lirum Larum aus Hünenberg.

Schnitzelbank-Duo Lirum Larum aus Hünenberg.

(Bild: zvg)

Dafür wird grosser Aufwand betrieben. «Aus den rund 40 Schnitzelbänken, die jedes Jahr gedichtet werden, fallen in der Endausscheidung die meisten der Langeweile zum Opfer», sagt Daniel Meyer vom Hünenberger Schnitzelbank-Duo Lirum Larum. «Das ist gut so», sagt er, solle doch den «lieben Gästen» ein «heiterer Abend» gegönnt werden.

Hünenberg: jahrzehntelange Tradition

In Hünenberg haben die Schnitzelbänke schon seit rund 40 Jahren Tradition. Am Schmutzigen Donnnerstag und Fasnachtssonntag sind die Wöschwyber, d’Chickenhillers, Los Papagayos, Rönggeblick unterwegs – und eben Lirum Larum, die 2018 auf «Voll-Fett-Tour» waren und folgende Zeilen zum Besten gaben.

De Cassis mit de EU, sie händ e Rende-vous
So es Rahmeabkomme, das wott Brüssel partout
Doch de EU Unterhändler het sich bim Cassis verletzt
Het er sich doch glatt i’d Nessle statt uf’s Blueme-Sofa gsetzt.

Bundesrat Ignazio Cassis zeigt mit seinem blauen Blumensofa einen komischen Geschmack in Sachen Einrichtung.

Bundesrat Ignazio Cassis zeigt mit seinem blauen Blumensofa einen komischen Geschmack in Sachen Einrichtung.

(Bild: Quelle: Blick)

Zum Besuch von US-Präsident Donald Trump in Davos:

«D’Chinese bringed Pandas, wenn sie uf Staatsbuech gönd
De Macron es edels Ross, wo er voll demit gwönnt
D’ USA, chond as WEF, und was bringed sie eus mit?
So es abghalfterets Trampeltier mit gschläcktem Ponyschnitt.»

Rotkreuz: mehr Busse für den höchsten Zuger

In Rotkreuz gibt es zur Zeit vier Schnitzelbank-Formationen, die am Fasnachtssamstag im Einsatz standen. Ihren Einstand gaben in diesem Jahr «Die Mischtchäfer» – eine Dreiertruppe, bei der Hanni Schriber-Neiger und Greth Furger die Geschichten reimen und Monika Wismer die Geschichten auf dem Schwyzer Örgeli begleitet. Schriber-Neiger und Furger waren früher bei andern Formationen aktiv – und knüpfen sich heuer zwei Politiker aus der Gemeinde Risch vor.

Daniel Thomas Burch ist Kantonsratspräsident und somit höchster Zuger und darf sich zuhause über eine verbesserte öV-Anbindung freuen. Das kam so:

Ein sehr hoher Zuger namens Daniel Burch;
Ist Kantonsratspräsident durch und durch.
Er meint: «Der Bus soll mehr ins Küntwil rauf fahren.
Dort dürfe man – auch als FDP – sicher nicht sparen!

Ein viel besserer Bus-Fahrplan solle endlich her;
Das Laufen zum Bahnhof falle ihm ziemlich schwer.
Er habe schliesslich viele, schwere Akten zu tragen
und da darf der Bus-Fahrplan doch nicht versagen!

Der Regierungsrat hat das Burch-Gejammer satt.
Jetzt fahren mehr Busse – bis zu Burchs Eichmatt.
So findet Kantonsrat Burch wieder seine alte Ruhe.
Und der höchste Zuger hat immer saubere Schuhe!

Rotkreuz: Vernachlässigte Jugend

«Die Mischtchäfer» lassen sich auch über Gemeinderat Roland Zerr und die Binzmühle aus. Diese pittoreske gemeindliche Liegenschaft mit Weiher ist unweit des Bahnhofs Rotkreuz gelegen. Aber die Gemeinde kann sich nicht so recht entschliessen, was sie mit dem Juwel anfangen will (zentralplus berichtete).

D`Gmeind hed Müeh mit de Junge, Müeh mit de Junge, Müeh mit meh Jugendrüm;
Müeh mit em Sueche, Müeh mit em Treffpunkt, Müeh mit de Binzi;
Det wänds kei Jungi i de alte Müühle,
es isch zum Hüühle;
Müeh mit em finde, Müeh mit em finde,
die Junge chönnd direkt is Drü-Linde,
au de Roland Zerr isch det zgfinde –
bi de Alte im Drü-Linde!

Die Schnitzelbanksänger aus Rotkreuz.

Die Schnitzelbanksänger aus Rotkreuz.

(Bild: zvg)

Zur Erklärung: Dreilinden heisst das Altersheim in der Mitte von Rotkreuz. Und noch eine «Mischtchäfer»-Schnitzelbank überliefern wir hier – es geht um den Kantonalen Finanzausgleich, Steuersenkungen und die Rischer Gemeindekasse:

S‘isch emal en Finanzchef gsi und de hed gseit:
Är wärdi guet vo sine Gmeindrots-Gschpändli mittreit.

So sig denn schiens d’Gmeindskasse au nie leer. –
Nur mit em ZFA und NFA tued er sich echli schwer!

Trotzdem cha er das mit em Chlütter irgendwie länkä
und üsi Gmeind hed sogar chönnä d‘Stüre sänkä.

Das isch doch alles e chli Flippi-Floppi,
und uf das reimt sich nur – Francesco Zoppi!

Er hed Müeh mit de Zahle,
Müeh mit em Rächne;
Müeh mit de Zahle –
Müeh mit em Gäld!

Rischer Schnitzelbänke als Audio-Beitrag

Ein anderer langjähriger Schnitzelbank-Dichter in Rotkreuz ist Maurice Nussbaum, «De Bärner». Auch er hat einen Schnitzelbank zu US-Präsident Donald Trump verfasst.

Hier das Audio-File zum Nachhören.

«De Bärner» kennt den wahren Grund, warum das Vierwaldstättersee-Schiff «Diamant» im Dezember vor dem Bürgenstock auf Grund lief (zentralplus berichtete).

Äs isch scho äs Ziitli här – aber vilech wüsset dirs no,
Dass es z’Italie zumene Unglück mit dr Costa Concordia isch cho.

Dr Käpten isch Scettino Fränzu gsii,
U wüu är nid heig ufpasst, sperre si ne für es paar Jahr ii.

Sit emene Momänt seig är wieder dusse, wüu ar sech ir Chischte guet heigi beno.
Aber e Job ir Seefahrt z’Italie heig är kene me übercho.

S’git jetzt es paar Stimme – u s’wärde gäng mee,
wo säge, dass me änds letscht Jahr  – dr Scettino s’Chersite äne uf der MS Diamant heigi gsee.

«De Bärner» interessiert sich auch für Fussball und hat eine deutliche Meinung zur Behandlung von Christian Constantin vom FC Sitten – dem Fussballgewaltigen aus dem Wallis:

Zäh Jahr lang Chischte», verlange doch nid weni,
Es Plakat mit «düet ne uspeischte» drufe, vor em Kiosk gseni,

Läbeslang sperre und zwee Millione Buess,
Oder doch vierzg Stocksschläg uf e blutti Fuess,

Uf jede Fau müess dr Verband es dütlechs Zeiche setze,
Ä sone Fötzu dörf doch nid eifach d’Ferness im Sport verletzte.

Vieäzähn Monet Sperri u hunderttusig Stutz sig gnue,
Meine die Zuständige, um däm Bürschtli z’Höi mau ineztue.

Doch dr Druck vo der Fandamafia het nid lugg glaa,
Drum hei si Straf uf nün Monet u drisgtusig Franke abedaa.

Aber ou das geit no abe – jedi Wett,
Wüu dr Fuesbauverband doch überhoupt kei Füdle het.

I gloube, d’Straf für e Mösiö Constantä, dr wärdets gsee,
Isch e Dag Rasemäie u hundert Stutz für d‘Heilsarmee.

Steinhausen: Undichter Gemeindesaal

In Steinhausen sind drei Schnitzelbankgruppen zuhause, die an ein oder zwei Abenden auftreten. Die «Wasebürschteli» sind eine Vierercombo, die vor allem lustige Episoden aus dem Gemeindeleben des abgelaufenen Jahres erzählen. Dank den Fasnachts-Chronisten weiss man nun, dass der neue, teure Gemeindesaal von Steinhausen bei der Einweihung ein undichtes Dach hatte.

S’Wasserspiel vor em neue Saal,
s’Drüüklang das isch de Hämmer.
Scho bi de Eröffnig seicht’s, bi de Decki, ie,
s’wär schön, s’Wasser wär echli wärmer.
Dusche chasch vo obe, im schöne Huus,
de Kohler find’s ned lustig, sch verdrosse.
Es Wasserspiel chasch gnüsse, eis dine, s’andere dusse,
s’Gremium das dusche mir kalt verusse.

Auf grossen Anklang bei der Steinhauser Bevölkerung stiess die neue «Dreiklang»-Überbauung bei der Einweihung.

Einweihung des «Dreiklangs» in Steinhausen. Laut Schnitzelbanksänger war die Decke des Gemeindesaals undicht.

(Bild: woz)

Oder, dass der Zuger Domherr Alfredo Sacchi ausgerechnet beim Firmgottesdienst verschlief.

Firmling die freut’s, au d’Eltere sind stolz,
eusi Junge sind gschnitzt us guetem Holz.
Alli sind parat, de Fäschtgottesdienst cha beginne,
aber oha es fehlt no eine, z’vordest i de Chile inne.
A de Firmig verschlafe, das isch kein Fiene,
ned de Papst, nei de Sacchi, schliecht sich hindedure ine.

Thöni soll Gemeindepräsident werden

Die «Wasebürschteli» haben ausserdem eine Idee, wie Steinhausen mehr Aufmerksamkeit erhalten könnte – und sie mehr zu besingen haben.

Gmeindrotsprotokoll, die wot er i-gseh,
de grossi Ufwand, tuet die Gmeindskasse weh.
Lang hend mer si chönne gnüsse, Königin Barbara,
es bitzeli frische Wind, müned mer jetzt scho ha.
De Pirate-Thöni als Gmeindspräsident, so schriebte mir Gschichte,
alli Protokoll presänt, mir hätte all Jahr öppis z’brichte.

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