Zuger Tiefgarage wird zum teuren Schrottplatz

Auf diese Dauerparkierer wartet eine saftige Rechnung

Herrenlos, ohne Kennzeichen sind seit einem halben Jahr im Zuger Parkhaus Frauensteinmatt diese zwei Autos parkiert.

(Bild: woz)

In der Zuger Parkgarage Frauensteinmatt fristen derzeit zwei herrenlose Autos ein mysteriöses Dasein. Holt sie der Besitzer nicht bald ab, kommen sie unter den Hammer. Die aufgelaufenen Parkgebühren sind jetzt schon astronomisch.

Wie zwei müde Desperados stehen die beiden Autos völlig verlassen und doch einträchtig nebeneinander – im Parkhaus Frauensteinmatt. Dort gibt es an einem normalen Mittwochnachmittag eine Menge Platz für Parkplatz suchende Autofahrer. Doch der schwarze Opel Corsa und das silberne Peugeot-Cabrio parkieren hier wahrscheinlich schon viel länger. Denn beide Autos sind ohne Kennzeichen.

Ein Auto wurde schon aufgebrochen

Im Peugeot liegen auf dem Rücksitz scheinbar achtlos hingeworfen ein Bleistift, eine schwarze Wollweste und ein weisser Stoffblouson – als ob die Autobesitzerin gerade erst vor wenigen Augenblicken ihren Wagen verlassen hätte.

Im schwarzen Opel Corsa daneben, der etwas mitgenommener aussieht, entdeckt man durch die Rückscheibe eine Metalllampe und Kartons mit Aktenordnern drin. Da wollte wohl jemand umziehen, und irgendetwas ist dazwischengekommen. Jemand scheint den Kleinwagen auch schon ziemlich traktiert zu haben – denn an der Fahrertür erspäht man Spuren eines Aufbruchs.

Das Zuger Parkhaus Frauensteinmatt hat viele freie Parkplätze – auch für so manchen ungeliebten Gast.

Das Zuger Parkhaus Frauensteinmatt hat viele freie Parkplätze – auch für so manchen ungeliebten Gast.

(Bild: woz)

Aber warum bloss stehen die beiden Autos da mutterseelenallein im Parkhaus Frauensteinmatt in Zug? Das Zuger Amtsblatt lässt erahnen, dass die beiden Wagen dort schon eine halbe Ewigkeit stehen.

«So etwas kommt wirklich selten vor.»

Benno Hürlimann, Gebäudeverwalter der Immobilienabteilung Zug

In der jüngsten Ausgabe ist dort nämlich zu lesen, dass die Fahrzeughalter von der städtischen Immobilienabteilung aufgefordert werden, ihre Vehikel in den nächsten zwei Wochen abzuholen. «Wird dieser Aufforderung nicht Folge geleistet, wird das Fahrzeug öffentlich versteigert.»

Seltsam. Was steckt da dahinter? Benno Hürlimann, Gebäudeverwalter der städtischen Immobilienabteilung, versichert, dass er in den letzten vier Jahren in Zug so etwas bisher nicht erlebt habe. «Das kommt wirklich selten vor.»

Man habe alles Mögliche probiert, die Eigentümer zu kontaktieren, damit diese ihre Fahrzeuge abholten, berichtet er. Aber die Autos würden eben immer noch da stehen. Über die Gründe, warum die zwei Autos dort herrenlos und ohne Kennzeichen parkiert seien, könne er aus Datenschutzgründen nichts sagen.

Portugiesin im Ausland und Gebäudereinigungsfirma

Über die beiden Halter der Fahrzeuge, im Fall des schwarzen Corsa: eine Basler Firma, im Fall des silbernen Peugeots: eine Portugiesin, lässt sich nicht viel sagen. Denn der Telefonanschluss der Victoria Facility Services GmbH ist tot. Aus dem Handelsregister ist zumindest zu erfahren, dass die Gesellschaft noch aktiv zu sein scheint. «Sie bezweckt Gebäudereinigungen, Hauswartungen, Gastronomiedienstleistungen, Handel mit Baugerüsten und Eisenwaren sowie Renovierungsarbeiten», heisst es bei monetas.ch.

Von besagter Portugiesin, welcher der Peugeot gehört, ist noch weniger zu erfahren: Sie hält sich laut Amtsblatt derzeit gerade in Portugal auf.

«Wir können zu beiden Fahrzeugen nichts sagen, weil sie uns nicht gemeldet wurden», erklärt Mediensprecher Frank Kleiner von der Zuger Polizei. Zahlen zu solchen Fällen habe man nicht. 

Spuren von Gewalt: Die Türen des schwarzen Corsa wurden schon einmal aufgebrochen.

Spuren von Gewalt: Die Türen des schwarzen Corsa wurden schon einmal aufgebrochen.

(Bild: woz)

Zu den Gründen für solche mysteriösen Dauerpark-Aktionen kann auch Markus Feer, Leiter des Zuger Strassenverkehrsamts in Steinhausen, nichts sagen. Feer: «Wir wissen nicht, wie häufig dies im Kanton Zug vorkommt. Ergo führen wir dazu keine Statistik und können auch aus den Kontrollschildentzugsverfahren zu diesen Fällen nichts ableiten.»

Bleibt zu klären, was es die beiden Halter wohl kosten würde, ihre beiden Fahrzeuge derart «dauerhaft» im Parkhaus Frauensteinmatt zu parkieren – würden sie tatsächlich noch in den nächsten beiden Wochen vorbeikommen und sie abholen.

Parkgebühren kämen wohl auf rund 1200 Franken pro Auto

24 Stunden Parkieren kostet in den Zuger Parkhäusern 29 Franken. Für einen Dauerparkplatz, den die beiden abgängigen Halter sicher nicht gemietet haben, muss man 210 Franken monatlich inklusive Mehrwertsteuer bezahlen. Und für einen Tagesparkplatz von 5 bis 19.30 Uhr müsste man 170 Franken monatlich berappen.

«Die beiden Fahrzeuge stehen ungefähr schon ein halbes Jahr im Parkhaus», klärt Benno Hürlimann von der städtischen Immobilienabteilung auf. Kämen die Fahrzeughalter tatsächlich noch vorbei, um ihre verwaisten Autos abzuholen, würde man wohl den Dauerparkplatztarif anwenden. Also 210 Franken pro Monat. Über den Daumen gepeilt, käme die Parkrechnung dann auf über 1200 Franken.

Wobei die Parkkostenschulden im Fall des schwarzen Corsa durch den Erlös bei der Versteigerung wohl kaum beglichen werden können.

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