Nachfolger für Weihnachtsattraktion gesucht

Baarer Krippe steht auf der Kippe

Seit 22 Jahren Krippenbauer der besonderen Art: Luciano und Pasquale Cioffi (rechts) aus Baar.

(Bild: woz)

Seit 22 Jahren funkelt im Baarer Quartier Zugermatte in der Nähe der St.-Martin-Kirche zur Adventszeit immer eine ausgeklügelte kleine Krippenwelt. Kleine Maurer schwingen ihre Kelle, des Müllers Esel dreht am Rad und Josef und Maria schauen verzückt auf eine zurzeit noch leere Wiege. Nun suchen die Bastelherrren – die Familie Cioffi – einen Nachfolger für ihre Tradition. 

«Jedes Jahr sind zwei bis drei weitere Häuser dazugekommen», erzählt Pasquale Cioffi. Mit der Hilfe von seiner Frau Rosanna Cioffi und seinem Bruder Luciano hat er über die Jahre hinweg die kleine Weihnachtsstadt gebaut, in der es stets geschäftig zu und her geht. 

«Eingekauft haben wir nur die kleinen Puppen.» Die liebevoll dekorierten Häuser haben sie alle von Hand gebaut. Learning by doing. Pasquale Cioffi arbeitet als Kranführer, Bruder Luciano war bis zu seiner Pensionierung Maurer und Schaler. Das Flair fürs Filigrane kommt bei ihnen aus der Liebe zur Tradition.

O du Fröhliche

Jedes Häuschen stellt eine kleine Werkstatt oder Handwerksbude dar, in dem bewegte Puppen ihrer Arbeit nachgehen. Sägen, schmieden, Hufe beschlagen – das weihnachtliche Dörfchen zwischen Moos und Baumrinden schuftet ohne Unterlass.

Ein richtiges Krippen-Dorf ist die tolle Baarer Krippe in der Zugermatte.

Ein richtiges Krippendorf ist die tolle Baarer Krippe in der Zugermatte.

(Bild: woz)

Das heisst: bis zwei Uhr nachts, wenn der Zeitschalter im wildwuchernden Stromkasten dem Schauspiel den Saft abdreht. Bis dahin dudelt besinnlich «O du Fröhliche» in plärrendem sechzehn Bit aus dem Mooshügel in der Mitte. Doch damit ist nun vielleicht bald Schluss.

Diebesbande dingfest gemacht

Mit ihrer Krippe haben die drei Bastler schon einiges erlebt. «Letztes Jahr wurde uns zum Beispiel die Spendenkasse geklaut», erzählt Pasquale Cioffi besorgt. In der Kasse sammeln sie Geld für die Frauenzentrale in Zug. Und auch im krippeneigenen Teich sammeln sie Münzen für das Hilfswerk.

«Die Leute stellen sich mit dem Rücken zum Teich und schnipsen ihre Münzen rein. Das bringt Glück!»

Pasquale Cioffi

«Die Leute stellen sich mit dem Rücken zum Teich und schnipsen ihre Münzen rein. Das bringt Glück!», meint er. Letztes Jahr wurde dieses Geld von Jugendlichen aus der Nachbarschaft geklaut. Doch die Cioffis kamen den Dieben auf die Schliche und stellten sie zur Rede. «Wir hoffen, dass sich das Thema damit erledigt hat.»

Nachfolger gesucht

Zuhauf waren über die Jahre auch verschiedene Zeitungen bei den Cioffis zu Besuch. In ihrem Bastelkeller hängen die schönsten Artikel – eingerahmt an der Wand. Manche schon etwas vergilbt. Nun wollen sich die drei allerdings von ihrer Krippe trennen.

Die Liebe steckt im Detail: «Der Barbiere.»

Die Liebe steckt im Detail: «Der Barbiere.»

(Bild: woz)

«Alles hat einen Anfang und ein Ende», meint Luciano Cioffi. «Wir haben alle viel Arbeit in diese Krippe gesteckt. Jetzt möchten wir uns aber gern wieder anderen Dingen widmen.» In der eigenen Familie findet sich kein Nachfolger. «Die Jungen denken doch nur an Disco und Party», scherzt sein Bruder Pasquale. «Da will sich doch keiner mit so einer Krippe rumschlagen.»

«Am liebsten wäre uns, jemand vom Quartier würde die Krippe übernehmen und weiterführen.»

Luciano Cioffi

So sind die Cioffis auf der Suche nach einem passenden Nachfolger: «Am liebsten wäre uns, jemand vom Quartier würde die Krippe übernehmen und weiterführen», meint Luciano Cioffi. Diesen Mittwochabend treffen sich die drei mit dem Kirchenrat, um eine Lösung für die Nachfolge zu besprechen. Notfalls würden sie die Krippe auch verkaufen. «Aber nur als Ganzes. Wir hatten schon Angebote für einzelne Stücke, fänden es aber schade, wenn die Sammlung auseinandergerissen würde.»

In der Kirche gesegnet

Vorerst steht die Krippe noch bis zum Dreikönigstag in der Zugermatte in Baar und ist dank Ausschilderung auch leicht zu finden. Und auch das kleine Christkind kommt noch an seinen Platz in die Wiege. Am 24. Dezember wird die Jesus-Puppe in der St.-Martin-Kirche gesegnet und anschliessend im Beisein der Kirchengemeinde in die Wiege gelegt. Dazu gibt’s Champagner und schöne Weihnachtsgrüsse.

Pomodoro: Hier gibts Tomatenmark…

Pomodoro: Hier gibts Tomatenmark…

(Bild: woz)

 

«Bei uns im Dorf gab es jedes Jahr eine echte Krippe mit richtigen Menschen. Das war immer ein grosses Schauspiel fürs ganze Dorf», erinnert sich Pasquale Cioffi. Er und seine insgesamt vier Brüder stammen aus dem italienischen Dörfchen Zungoli in der Nähe von Neapel. «Dort baut jede Familie eine kleine Krippe zur Adventszeit.»

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