Einsame Eisenpfosten säumen Strecke Zug–Luzern

Was steckt hinter den mysteriösen Autobahn-Stahlträgern?

Seit Kurzem säumen rund 4 Meter hohe Stahlträger die Autobahn A4.

(Bild: mko)

Wer diese Tage von Zug her nach Luzern fährt, dem fallen sie auf: die neu errichteten Stahlträger am Strassenrand. Wozu wurden diese aufgestellt? Eines ist klar: Gegen den allabendlichen Stau helfen auch die neu errichteten Stahlpfosten nichts.

Wer auf der Autobahn A14 von Zug in Richtung Luzern fährt, dem fallen sie sofort ins Auge: Im Abschnitt zwischen Kantonsgrenze und Stadt Luzern stehen am Strassenrand vereinzelt Stahlpfähle, die senkrecht in die Höhe ragen. Doch wozu wurden diese errichtet? Bekommt die Autobahn eine Flutlichtanlage? Handelt es sich um ein Kunstprojekt?

Ferngesteuerte Geschwindigkeits- und Gefahrensignale

Weder noch: Die in den letzten Nächten eingesetzten Stahlträger sind Teil einer neuen Verkehrsregulierungsanlage. Am Ende wird dort ein fahrbahnüberspannender Signalträger stehen, wie man sie bereits im Kanton Zug zwischen der Verzweigung Blegi und der Verzweigung Rütihof findet.

René Schnüriger, Projektverantwortlicher beim Bundesamt für Strassen (Astra), sagt zur neuen Anlage: «An den Trägern werden Geschwindigkeits- und Gefahrensignale montiert. Dank eingebauten Sensoren können wir die Verkehrsdichte und -geschwindigkeit messen und darauf reagieren.» Das heisst: Hat es viel Verkehr, kann die Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern gedrosselt werden. Erst auf 100, wenn nötig auf 80 km/h.

Mittel gegen Raser?

Kleine Sensorboxen monitoren die Menge und Geschwindigkeit der passierenden Fahrzeuge. Riskieren Bleifüsse nun also vermehrt Bussen auf der Strecke? Will der Staat im grossen Stile Bussen austeilen und die Autofahrer schröpfen? «Nein», beruhigt Schnüriger, «mit der Anlage lassen sich nicht einzelne Fahrzeuge bestimmen, die zu schnell fahren.»

«Der Stau bleibt auch mit der neuen Anlage bestehen.»

René Schnüriger, Projektverantwortlicher beim Bundesamt für Strassen (Astra)

Das sei auch nicht der Zweck. Schnüriger: «Ziel ist eine Harmonisierung des Verkehrsflusses, um so Verkehrszusammenbrüche zu verhindern oder hinauszuzögern.» Sprich: Die Fahrzeuge fahren zwar langsamer, dafür kontinuierlicher. Positiver Nebeneffekt: «Durch das Herabsetzen der Höchstgeschwindigkeit bei hohem Verkehrsaufkommen wird auch die Unfallhäufigkeit reduziert», erklärt Schnüriger.

Ausserdem könne durch die angebrachten Warnsignale den Automobilisten direkt mitgeteilt werden, wenn weiter vorne Stau herrscht oder ein Unfall die Weiterfahrt behindert. 

Stau bleibt, bis Bypass kommt

Und den Stau vor Luzern gibt es praktisch täglich. Grund dafür sind die zu bewältigende Verkehrsmenge in Spitzenzeiten und die dafür zur Verfügung stehenden Kapazitäten. Verbessert wird diese Situation erst mit dem Bypass (zentralplus berichtete).

Schnüriger sagt: «Der Stau bleibt auch mit der neuen Anlage bestehen.» Das Verkehrsaufkommen werde nicht reduziert, doch der Verkehrsfluss werde optimiert.

Bei der Autobahntankstelle werden die Träger zusammengebaut.

Bei der Autobahntankstelle werden die Träger zusammengebaut.

(Bild: hch)

Das Astra lässt sich die Signalanlage rund 5,2 Millionen Franken kosten. «Mit solchen Anpassungen kann das Astra die Verkehrssituation verbessern, ohne strukturelle Massnahmen vornehmen zu müssen», erklärt der Projektleiter. 

Vollsperrung der Strecke

Das Astra baut die Anlage etappenweise – bevorzugt in der Nacht, damit der Verkehr nicht zu sehr eingeschränkt wird. Dennoch braucht es dafür zeitweise gar eine Vollsperrung der Strecke. Die Automobilisten müssen sich beispielsweise in der Nacht von Montag auf Dienstag (23. bis 24. Oktober) und in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (26. bis 27. Oktober) gedulden. Zum Montieren der Stahlquerträger wird die Autobahn wiederholt während 15 Minuten ganz gesperrt.

Während drei Nächten wird der Abschnitt zwischen dem Anschluss Gisikon und dem Anschluss Buchrain sogar zwischen 23 Uhr und 5 Uhr vollständig gesperrt. Weiter kommt es zur Sperrung einzelner Fahrstreifen. Die genauen Verkehrseinschränkungen finden sich auf in der Medienmitteilung des Astra.

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