Serie, Teil 10: Die Zuger Stadträtin Vroni Straub

Mein Kühlschrank: «Wurst und Käse dürfen nie darin fehlen»

Der Kühlschrank der Zuger Stadträtin ist vergleichsweise mager bestückt.

In Vroni Straubs Kühlschrank muss es immer Wurst und Käse haben. Wenn die Zuger Stadträtin spät nach Hause kommt, isst sie gerne ein Sandwich mit Cornichons, verrät sie zentralplus. Sie hasse es überdies, Lebensmittel wegzuschmeissen.

Die Zuger Stadträtin und gelernte Hebamme ist eine der wenigen Zuger Prominenten, die uns ohne Firlefanz einen Blick in ihren Kühlschrank erlaubt. «Irgendwie hat die Öffentlichkeit ja ein Recht, einen gewissen Einblick ins Leben von Politikern zu erhalten», sagt sie als erstes.

Weisse Kühlschränke langweilig

Recht hat sie. Schauen wir also hinein in den kühlen Schrank. Stop, halt. Vroni Straub macht uns darauf aufmerksam, dass das Äussere eines Kühlschranks auch viel über die Bewohner des Hauses aussagt. Nähern wir uns dem Objekt also langsam an. Als erstes stellen wir überrascht fest: Der Kühlschrank ist knallrot. Eine politische Aussage ist damit nicht verbunden. Auch wenn Vroni Straub Mitte-links bei den Christlichsozialen (CSP) politisiert und Ambitionen aufs vom «roten» Dolfi Müller gehaltene Stadtpräsidium hegt. Die Erklärung ist einfach: «Einen weissen Kühlschrank fand ich langweilig», sagt die Inhaberin.

Am Kühlschrank hängt ein Brief, dass die Familie Straub ihr Auto vorführen muss. Neben einer Karte mit einem tiefsinnigen Spruch des verstorbenen Luzerner Stadtoriginals Emil Manser, der Vroni Straub gefiel: «ist mir grosse ehre, von gleicher sorte zu sein». Da hängen auch noch Postkarten und eine rote Leselupe. «Mit dieser kann ich das Verfalldatum auf den Joghurts lesen. So brauche ich keine Lesebrille», erklärt die Stadträtin verschmitzt.

Der rote Kühlschrank der Familie Straub. Daran eine Karte mit  Spruch des Luzerner Stadtoriginals Emil Manser.

Der rote Kühlschrank der Familie Straub. Daran eine Karte mit  Spruch des Luzerner Stadtoriginals Emil Manser.

(Bild: mbe.)

Sie bäckt zwei Mal im Jahr

Öffnen wir den Kühlschrank und blicken hinein. Sie habe nicht extra aufgeräumt, sagt die Stadträtin. Es sieht recht ordentlich aus. Zuoberst finden sich die angebrauchten Konfitüren und allerlei Gläschen. Im zweitobersten Fach muss es immer Käse und Wurst haben. «Manchmal komme ich sehr spät abends heim und habe Hunger. Es ist völlig gegen jede Ernährungsempfehlung, aber dann brauche ich ein Sandwich.»

Ein Fach weiter unten finden sich die zurecht gelegten Zutaten für Kuchen: Schokolade, Teig, Eier usw. «Ich backe zwei Mal im Jahr einen Kuchen», erklärt die Vorsteherin des Bildungsdepartements, einer sei für den Geburtstag ihres Mannes am 30. September, und der zweite für den 24-jährigen Sohn Felix. Ein Gugelhupf mit Schokoladenstückchen ist es immer. Ansonsten sei Backen nicht ihre Stärke, sagt Straub.

«Ich ärgere mich, wenn wir etwas wegschmeissen müssen.»
Vroni Straub

Vroni Straub hasst Foodwaste

Nicht fehlen dürfe im Seitenfach auch ein Champagner, Prosecco oder Weisswein. Es könne ja sein, dass man plötzlich Besuch bekomme. Zuunterst befindet sich das Gemüse, einige Früchte, Kartoffeln. So wie es sich gehört.

Der Kühlschrank sieht gefüllt aus, aber nicht überfüllt. Und das ist durchaus gewollt. «Ich arbeite ja in der Stadt. Wenn ich aus dem Bildungsdepartement an der Ägeristrasse hinaus gehe, stolpere ich schon fast in die Läden hinein, es hat so viele», sagt die Stadträtin. Sie könne zu jeder Zeit einkaufen, deshalb «hamstere» sie keine Lebensmittel. «Ich ärgere mich sonst und gebe mir die Schuld, wenn wir etwas wegschmeissen müssen.»

Wenig drin und ordentlich: Vroni Müller hasst es, Lebensmittel wegzuwerfen, deshalb kauft sie erst gar nicht viel ein.

Wenig drin und ordentlich: Vroni Müller hasst es, Lebensmittel wegzuwerfen, deshalb kauft sie erst gar nicht viel ein.

Kochen, Tatort und glätten

Sie, ihr Mann Peter und der Sohn Felix, der an der PH Zug studiert, seien viel unterwegs. Der Mann arbeitet als Elektroingenieur in Luzern und sie arbeiteten beide oft bis spät abends. Deshalb werde selten gekocht. Aber an einem Ritual hält die Familie Müller-Straub fest. «Der Sonntagabend ist für uns heilig. Dann kochen wir zusammen, schauen Tatort und glätten. Wehe, wenn das nicht eingehalten wird. Dann ist unser Gefüge durcheinander und wir können nicht gut in die Woche starten. Das gibt unserer Familie Halt», sagt sie.

«Ich esse gerne Butter, nicht Margarine. Buttergipfeli und keine Vollkorn- oder Körnligipfeli.»

«Wir sind ganz gewöhnliche Leute»

Von den Ernährungsgewohnheiten seien sie «ganz gewöhnliche Leute», sagt Vroni Straub. Keiner hat Allergien. Niemand ist Vegi. Dennoch achte sie darauf, der Saisonalität folgend Gemüse und Früchte zu kaufen. Also keine Erdbeeren im Winter oder ähnliche Marotten. «Ich bin in Zug geboren, wo mein Vater Stadtschreiber war. Aber unsere Familie stammt aus Gersau», sagt die Stadträtin, «man ist sehr geerdet, wenn man aus einer solchen Gegend kommt.»

«Esst das, was ihr spürt und was euch gut tut.»

Sie brauche nicht das Neuste zu essen, oder das, was in den Gesundheitsheften propagiert werde. Sie esse gerne Butter, nicht Margarine, Buttergipfeli und keine Vollkorn- oder Körnligipfeli. «Wir haben auch gerne einen Butterzopf auf dem Tisch.»

Ihr Leitspruch, den sie auch schon als langjährige Hebamme immer propagiert habe: «Esst das, was ihr spürt und was euch gut tut.»

Nach diesem kleinen Exkurs in ernährungs-philosophische Gefilde neigt sich das Gespräch schon dem Ende zu. Die Stadträtin empfing uns in ihrer Mittagspause, gegessen hat sie nichts, getrunken haben wir Mineralwasser. Vielleicht holt sie es ja noch nach, aber sie sei schon wieder auf dem Weg von Oberwil nach Zug.

Im Seitenfach steht immer ein Champagner oder Prosecco für Besuch.

Im Seitenfach steht immer ein Champagner oder Prosecco für Besuch.

Stadtrat Wicki wohnt Steinwurf entfernt

Beim Hinausgehen bemerken wir noch, dass sie ja nicht weit entfernt von André Wicki wohnt. Beide Familien wohnen an der Stolzengrabenstrasse in Einfamilienhäusern, welche die Landis & Gyr ehemals für ihre Kader baute.

Das Häuschen von Straubs hat die Hausnummer 59, Wickis wohnen an der Nummer 61. «Ich sehe André Wicki manchmal im Garten seine Gemüse giessen. Manchmal schmeisst er mir eine Zuchetti rüber«, sagt Vroni Straub lachend und verabschiedet sich.

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