Mein Kühlschrank: Hier könnte man kaiserliche Kompanien durchfüttern
Ein Wirt muss einen grossen Kühlschrank haben. Er will ja zu Hause nicht verhungern. Das Teil, das Felix Franz alias «Kaiser Franz» in seinem Haus in Baar zu stehen hat, ist auf jeden Appetit vorbereitet. Kein Wunder.
Er sieht aus wie ein Altar. Genauer gesagt: ein Flügelaltar. Der silberne Bosch-Kühlschrank von Felix Franz hat in der Tat barocke Ausmasse. Denn wenn die 56-jährige Wirtelegende ihren Kühlschrank öffnet, ist das, wie wenn Franz die Türen eines Kleiderschranks aufmacht. Statt Hemden und Hosen sind hier Würste, Käse, Obst, Öle, ja fast das ganze Sortiment eines kleinen Lebensmittelladens in den einzelnen Fächern verstaut. Wobei links Tiefgefrorenes gelagert ist, rechts normale Kost.
Das Kuriose ist, dass der gebürtige Steirer, wenn er um Mitternacht nach getaner Arbeit aus seinem Zuger Restaurant zum Kaiser Franz im Rössl auf die Blickensdorfer Höhe in seine eigenen vier Wände zurückkehrt, höchstens noch ein Joghurt zu sich nimmt. «Oder einen Käsekrainer mit frischem Kren, also, Meerrettich», verrät Felix Franz. Denn gegessen hat er ja schon tagsüber im Restaurant in der Zuger Vorstadt.
Doch der Kaiser Franz hat eine vierköpfige Familie, und sein Sohn Maximilian (16), Tochter Lisa (21) und Ehefrau Karin (54) haben schliesslich auch Hunger. «Im Schnitt wird der Kühlschrank alle vier Tage frisch bestückt. Man kann sich das gar nicht vorstellen, denn der Kühlschrank wirkt so gefüllt, dass man glauben würde, ein kaiserliches Husarenregiment liesse sich daraus locker eine Woche verköstigen.
Hier ist eine ordnende weibliche Hand am Werk
Lukullus, der römische Feldherr, der sprichwörtlich bekannt war für seine üppigen Gastmahle, würde sich bei Felix Franz vermutlich sofort wie zu Hause fühlen. Wobei – wenn man sich in den Tiefen des 5’000 Franken teuren Kühlschranks mit hungrigen Blicken verliert, beeindruckt einen zunächst weniger die Fülle an vorhandenen Nahrungsmitteln. Sondern die Ordnung der Dinge. Man erkennt sofort: Hier ist eine weibliche Hand am Werke.
Beginnen wir in der rechten Hälfte: Fruchtjoghurts, Eier und Butter lagern im obersten Fach. Eine Etage tiefer folgen Obst und Früchte. «Wir schauen immer, dass wir Avocados und Papayas im Kühlschrank haben», sagt Felix Franz. Trauben gesellen sich hier zu getrockneten Tomaten und eingelegten Oliven. Aber auch eine Schachtel Streichkäse hält sich hier auf, eine Sulz. Es ist fast wie ein malerisches Stillleben.
Im Fach drunter geht’s weiter mit Käse – frisch und originell verpackt in Tupperboxen mit stilisiertem Käsemotiv als Deckel. Auch hausgemachter Meerrettich hat hier ein Plätzchen. Ebenso wie Feigen. Auch eine Armada an Konfitüre und selbst gemachten Cremes ist aufgereiht.
Darunter lockt Scharfes und Exotisches: Im Garten gezogener, eigener Chili ist bereit für den heissen Tanz auf den Geschmacksnerven. Limetten und Knoblauch stehen ebenso Gewehr bei Fuss.
«Die Kinder sind ja noch im Wachstum.»
Felix Franz, Zuger Wirtelegende
Wieder eine Etage tiefer wird’s wurstig: Aufschnitt in allen Variationen, Schinken, Salami. Und, und, und. Jo mei, denkt sich der geneigte Zeitgenosse. Wer isst das alles bloss – zumal Kaiser Franz ja unter der Woche sowieso so gut wie nicht zu Hause is(s)t? Der Felix grinst und meint: «Ja, meine Familie. Die Kinder sind ja noch im Wachstum.»
Im nächsttieferen Fach schlummern Champignons, Tomaten, Melonen, Maiskolben, Peperoni. Im Erdgeschoss wohnen Karotten, Kartoffeln und Zwiebeln. Uff! Dabei ist das längst noch nicht alles. In den Seitenfächern des «Monsterkühlers» tummeln sich verschiedenste Säfte, zig Packungen Heidi-Milch – «Mein Sohn schwört darauf!» – und verschiedenste Öle. Steirisches Kürbiskernöl aus der Heimat von Kaiser Franz darf da nicht fehlen.
«Meine Tochter experimentiert gerne mit asiatischer Küche.»
Felix Franz, seit 17 Jahren Gastwirt in Zug
Apropos Heimat. Die kommt vollends im Gefrierfach zum Tragen. Denn was dort an Käsekrainern, Germknödeln und Würsten aller Art versammelt ist, lässt kein kulinarisches Heimweh aufkommen. Ganz zu schweigen von saftigen Steaks und Filets, die da vor sich hin frieren.
«Im Sommer kümmere ich mich zu Hause ums Grillieren», sagt Felix Franz und lässt einen bei einem Rundgang ums Haus auch noch den gigantischen Grill bestaunen. «Zu Hause kocht sonst meine Frau», sagt er. Auch seine Tochter sei eine kreative Köchin. «Sie experimentiert gerne mit asiatischer Küche.»
Lachs und Forelle, Randensalat und Apérol
Was hat der Kühlschrank sonst noch zu bieten? Eis natürlich. Zum Schlecken und zum Trinken – kann doch der kluge Kühler sogar fertige Eiswürfel an einer der beiden Türen ins Glas plumpsen lassen. Irre! Nur Whiskey kommt noch noch nicht direkt aus dem Hahn.
Auch noch so mancher Lachs und so manche Forelle schwimmt durch den Kühlschrank. Barbecue-Saucen und Kräuterbutter, Apérol und Randensalat freuen sich an der Kühle. Auch Brotlaibe warten aufs Gegessenwerden. «Das backen wir dann auf, wenn wir’s brauchen.»
Die elementare Frage, die sich beim Betrachten des randvoll gefüllten Kühlschranks ergibt: Wer kauft das alles ein? «Das macht meine Frau, die hat freitags immer frei», berichtet Kaiser Franz. Der Kühlschrank sei immer so voll. Manchmal würden auch die Kinder so manches nachkaufen.
Das Einzige, was im grossen Stil eigentlich fehlt, ist Alkohol. Zwar gönne er sich auch einen guten Schluck Wein am Wochenende, sagt Kaiser Franz. Doch ansonsten sei es im wichtig, klaren Kopf zu behalten. Er nehme auch im Restaurant wenig Alkohol zu sich. «Ich lasse mich von Gästen lieber zu einem Espresso einladen. Zu Hause trinke ich viel Wasser.»
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