Zug: Bei «Baumi's Box» zahlt der Kunde was er will

Wenn Gäste entscheiden, wieviel Gewinn der Take-away machen soll

Der Inhaber Fabian Baumgartner (Mitte) mit seinen Freunden Lionel Aloussy (l.) und Bud Delhees (r.), die ebenfalls bei «Baumi's Box» arbeiten.

(Bild: wia)

Ein junger Zuger kauft einen Kiosk. Nicht, um Zigaretten und Kaugummis zu verkaufen, sondern um seinen langgehegten Wunsch umzusetzen: Eine Gastroidee, bei der nicht nur jeder selbst entscheidet, was genau in welchen Mengen in den Wrap kommt, sondern auch, wie viel er zahlen will.

«Oh, ich dachte, das sei ein Kiosk», sagt eine junge Frau, als sie vor das Häuschen tritt. Ganz verkehrt ist das nicht. Die Box an der Baarerstrasse, die Fabian Baumgartner vor einiger Zeit gekauft hat, war tatsächlich über lange Zeit ein Kiosk.

Seit Mai jedoch ist alles anders. Seither werden bei «Baumi’s Box» Wraps verkauft. Wraps, welche die Herzen aller Sportler, Veganer und Allergiker höherschlagen lassen. Denn hier entscheidet jeder selber, was genau in sein Essen kommt. Dazu hat der Gründer der Firma, Fabian Baumgartner, sich etwas Besonderes einfallen lassen. «Wir wollten ein transparentes System, bei dem jeder Kunde genau weiss, welche Zutaten, wie viele Kalorien und Nährwerte er zu sich nimmt und was das Ganze kosten wird», sagt Baumgartner.

Die Qual der Wahl und der lauernde Kalorienzähler

Auf der Webseite von «Baumi’s Box» können sich Kunden ihre Wraps also von Grund auf selber zusammenstellen. Maisfladen oder Dinkel? Fleisch oder Vegi? Guacamole, Süss-Sauer, oder eine andere Sauce? Die Hauptzutat ändert täglich und bei jeder Option kann der Kunde die Menge anpassen. Tut man das, verändert sich simultan auch gleich die Zahl beim auf der Webseite integrierten Kalorienrechner. Abholen und zahlen kann man sein selbstgebautes Zmittag dann beim Essensstand. Das geht sowieso, auch ohne Vorbestellung.

«Etwa 50 Prozent der Leute bezahlen das Minimum, dann gibt es wenige, die zwei Franken bezahlen, und viele sind grosszügig, bezahlen vier, fünf oder sogar zehn Franken.»

Fabian Baumgartner, Gründer von «Baumi’s Box»

Speziell am ganzen System: Was «Baumi’s Box» tatsächlich verdient am eigenen Wrap, ist ebenfalls transparent deklariert. So kommt auf Warenwert und Betriebskosten mindestens ein Franken, der auf der Seite «Goodwill»-Beitrag genannt wird. Dies ist laut Baumgartner der direkte Gewinn, den die Firma mit der einzelnen Bestellung erwirtschaftet. Auch diese Zahl lässt sich – gegen oben zumindest – verändern.

So sieht das ungefähr aus, wenn man seine Bestellung im Netz aufgibt.

So sieht das ungefähr aus, wenn man seine Bestellung im Netz aufgibt.

(Bild: wia)

Tut das überhaupt jemand? Zahlt tatsächlich jemand mehr, wenn man ja sowieso mindestens einen Franken Gewinn draufzahlt? «Durchaus. Etwa 50 Prozent der Leute bezahlen das Minimum, dann gibt es wenige, die zwei Franken bezahlen, und viele sind grosszügig, bezahlen vier, fünf oder sogar zehn Franken.»

Eine Spur zu teuer für Lehrlinge

Machen wir den Online-Bestell-Test. Ein mittelgrosses Maisfladenbrot mit 140 Gramm Pouletfleisch, etwas Mais und Rucola, 50 Gramm Guacamole und ebenso viel Tomatensalsa. Kostet inklusive einem Franken Goodwill 15.75 Franken. Richtig günstig ist das nicht. Baumgartner relativiert: «Tatsächlich liegen wir wohl gerade so über den Preisen, die sich ein Lehrling vom GIBZ nebenan leisten kann», gibt Baumgartner zu. Und relativiert sogleich: Es sei durchaus möglich, sich einen Wrap zusammenzustellen, der um die 12 Franken kostet. Man müsse nur mit den Reglern spielen, um herausfinden, welche Zutaten die teuren seien. «Ausserdem ist zu bedenken, dass wir mit frischen, wenn immer möglich regionalen, Produkten arbeiten und jeder ganz genau sagen kann, was er will.»

«Eher selten kommen Kunden mit Unverträglichkeiten. Die sind dafür umso dankbarer, dass es uns gibt.»

Fabian Baumgartner, Gründer von «Baumi’s Box»

Ist Gründer Fabian Baumgartner selbst Allergiker, dass er sich diesem doch eher ungewöhnlichen Konzept angenommen hat? «Nein. Bei mir hat das andere Gründe. Ich bin in der Fitnessszene, in der das Essen eine grosse Rolle spielt. Da muss man sich häufig überlegen, ob man nun genügend Proteine, Kohlenhydrate und Fette im richtigen Verhältnis zu sich genommen hat. Ein solches Konzept vereinfacht uns das Leben.»

Was sind die bisherigen Erfahrungen? Wer holt sich sein Essen bei «Baumi’s Box»? Baumgartner sagt: «Tatsächlich sind die eher Gesundheitsbewussten unsere Zielgruppe. Meist sind es Geschäftsleute aus der Umgebung. Eher selten kommen Kunden mit Unverträglichkeiten. Die sind dafür umso dankbarer, dass es uns gibt.»

Direkt an der Baarerstrasse, wo früher ein Kiosk stand, werden heute Fajitas verkauft.

Direkt an der Baarerstrasse, wo früher ein Kiosk stand, werden heute Fajitas verkauft.

(Bild: wia)

Mutter und Stief-Grossvater helfen mit

Schon lange hat in Fabian Baumgartner der Wunsch nach einer solchen Gastroidee geschlummert. «Seit ich 16 war, habe ich mir immer wieder Notizen gemacht und angefangen, Konzepte zu schreiben.» Vor eineinhalb Jahren habe er die Ausschreibung für den Kiosk gesehen, sich gedacht «jetzt oder nie» und das kleine Gebäude gekauft. Und das, obwohl der gebürtige Menzinger als Hochbauzeichner beruflich so gar nichts mit der Gastronomie am Hut hat. «Ich habe jedoch das Glück, dass sich mein Stief-Grossvater in diesem Metier auskennt. Mit ihm und meiner Mutter, die täglich hinter der Theke steht, schmeisse ich den Laden hier hauptsächlich», sagt der 24-Jährige. Ausser gerade jetzt, wo seine Mutter Ferien habe. Nun helfen Baumgartners Freunde am Stand aus.

Die Imbissbude hat zurzeit nur über Mittag offen. Rentiert Baumgartners Projekt bereits? «Nein, noch schreiben wir nicht jeden Tag schwarze Zahlen. An einem guten Tag haben wir 40 Gäste. Das Ziel sind mindestens 70. Aber natürlich kommt es auch immer darauf an, wie viel Goodwill jeder bezahlt.»

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