Wintereinbruch im August lässt Touristen schlottern
Nichts mit Sommer ist es in den letzten Tagen: Regen und Grau prägen das Wetter. In der Nacht auf heute hat es in den Bergen teilweise sogar geschneit. Wir fragen: Ist das normal? Und muss man bei den Pilatus- und Frutt-Bahnen nun massenweise frierende Touristen betreuen?
Wo man vor ein paar Tagen noch gemütlich wandern konnte, herrschen jetzt winterliche Temperaturen: Zwischen zwei und drei Grad Celsius wird sich die Temperatur heute beispielsweise auf dem Pilatus bewegen. Auch in Luzern und Zug dürfte das Thermometer heute nicht über herbstliche 13 Grad klettern. Ist so ein Wettereinbruch im August ungewöhnlich?
Keine Seltenheit
«Wir erleben gerade sicher kühlere Tage als auch schon im August», meint Experte Roger Beret von MeteoNews. Das Phänomen mute zwar untypisch an, sei allerdings keine Seltenheit, fügt Beret an: «Eine Schneefallgrenze von 2’000 Metern im August, wie wir sie jetzt haben, ist nicht aussergewöhnlich.» In früheren Jahren habe diese auch schon bei rund 1’500 Metern gelegen.
«Schlechtwettertage sind in der Regel gut für unser Merchandising.»
Godi Koch, CEO Pilatus
Das bestätigt man auch bei MeteoSwiss: «Dass es um diese Jahreszeit auf Höhen von rund 2’000 Metern schneit, ist in etwa alle 2 bis 3 Jahre der Fall, wie ein Blick in die Reihe der Station Grimsel zeigt», gibt Thomas Schlegel auf Anfrage an. Die letzten Tage seien für den August zwar definitiv zu kühl, insgesamt sei der Monat bisher aber um zwei Grad wärmer gewesen als der Durchschnitt der letzten knapp 30 Jahre.
Pilatus verkauft Extrabekleidung
Wie reagieren die Berggebiete auf den nächtlichen Überraschungsschnee? «Dass es um diese Zeit schneit, ist nicht aussergewöhnlich. Ich bin jetzt seit 12 Jahren bei den Pilatus-Bahnen, und das ist immer wieder vorgekommen», so Pilatus-CEO Godi Koch.
Hingegen sei es schon so, dass an schlechten Tagen vor allem weniger Schweizer Gäste kämen. Die ausländischen reisten zwar an, seien aber nicht immer gut ausgerüstet: «Es gibt schon einige, die es allgemein unterschätzen, dass es auf dem Berg rund 10 Grad kühler ist als im Tal», erklärt Koch. Die könne man einerseits mit der Panoramagalerie abfangen, sodass sie nicht zwingend in die Kälte müssten. «Schlechtwettertage sind auch gut für unser Merchandising; nicht selten kaufen Touristen bei uns zum Beispiel noch Hoodies oder Skijacken nach.»
«Mir wären in diesen Tagen noch keine Touristen in Shorts aufgefallen.»
Ursula Meier, Info- und Verkaufsleiterin Melchsee-Frutt
Wetterdienst wird gut genutzt
Geschneit hat es über Nacht auch auf der Frutt, wie die Webcam-Bilder zeigen. Dass es um diese Jahreszeit bereits schneit, ist aber auch für die Verantwortlichen des Gebiets keine Überraschung. «Es ist eher erstaunlich, dass es nicht vorher geschneit hat», meint Info- und Verkaufsleiterin Ursula Meier.
Schnee auf der Frutt – des einen Users Freud, des anderen Leid:
Wer als Tourist auf die Frutt käme, informiere sich in der Regel im Vorfeld gut über das Wetter. «Unser Wetterdienst wird denke ich gut genutzt», meint Meier weiter. «Mir wären in diesen Tagen noch keine Gäste aufgefallen, die sich in Shorts präsentiert hätten», meint die Dame lachend.
Die dicken Jacken dürfen vorerst trotzdem noch im Schrank bleiben: Schon ab morgen und spätestens am Sonntag ist wieder mit Temperaturen über 20 Grad zu rechnen.
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