PC-7-Flugshow der Swissairforce am Zuger Seefest

Er managt das Konzert der Flieger am Himmel

Per Funk ist Daniel Stämpfli mit den Piloten am Himmel bei der Flugshow des Zuger Seefests verbunden.

(Bild: woz)

Wenn ein Superpuma-Hubschrauber und neun Pilatus-Propellermaschinen beim Zuger Seefest vor Tausenden Besuchern am Ufer vorbeidonnern, ist das eine faszinierende Show. Daniel Stämpfli ist Kommandant der Fliegerstaffel und wacht vom Boden aus, dass in der Luft alles klappt. zentralplus schaute ihm bei der Generalprobe über die Schulter und plauderte mit ihm über Reiz und Gefahren der Fliegerei.

Die Szenerie wirkt ein bisschen wie Hollywood: Wie der Superpuma-Hubschrauber, eskortiert im Dreieck von neun PC-7-Propellermaschinen, auf die Minute genau um den Walchwilerberg biegt und die Formation sich dann imposant der Stadt Zug nähert. Einige Maschinen lassen Rauch ab, den es im Wind allerdings verbläst. Die Sturmlampen am See pulsieren Lichtsignale und untermalen den Bühnenauftritt optisch. Daniel Stämpfli (46), Kommandant der Fliegerstaffel, wirkt für den Moment etwas angespannt und hängt schon mit den Lippen am Funkgerät. Doch gleich ist er wieder total relaxed.

zentralplus: Herr Stämpfli, ist alles OK?

Daniel Stämpfli: Wenn es starken Wind hat, ist es immer schwierig zu fliegen. Zumal der Wind jetzt gerade direkt aufs Ufer zubläst, und die Flieger auch noch aufs Ufer zufliegen, aber nicht übers Publikum fliegen dürfen. Ausserdem gibt es bei viel Wind Turbulenzen.

zentralplus: Aber Ihre Jungs haben das im Griff?

Das Programm des Zuger Seefests am Samstag

Die Hauptattraktionen des Seefests am Samstag sind die Flugshow (von 17 bis 17.30 Uhr) sowie das Feuerwerk von 22.30 bis 23 Uhr. Auf den Bühnen Rössliwiese, Promenade und Gerbiplatz gibt es musikalische Aufführungen von 17.30 bis 0.45 Uhr, auf dem Landsgemeindeplatz von 18 bis 19 Uhr. Das detaillierte Programm des Seefests findet man im Internet unter www.zugerseefest.ch

Stämpfli: Ja. Das, was hier vorgeführt wird, ist im Prinzip nicht wahnsinnig schwierig. Denn es geht um Verbandsflug. Und das muss jeder Militärpilot beherrschen. Gleichzeitig ist das, was die Piloten jetzt hier vorführen, so anstrengend, dass sie hinter sich ein nassgeschwitztes T-Shirt am Leib haben, weil dieser Flug körperlich einfach sehr fordernd ist und weil sie voll konzentriert bei der Sache sein müssen.

zentralplus: Apropos. Wie heiss ist es denn bei denen da oben jetzt im Cockpit?

Stämpfli: Die Klimaanlagen in den Propellermaschinen sind jetzt nicht so wahnsinnig gut. Vielleicht so um die 25 Grad.

zentralplus: Das geht ja noch. Da ist es hier am Ufer mit über 35 Grad in der Sonne deutlich heisser. Warum fliegen Sie nicht selbst mit?

Stämpfli: Weil ich das Ganze dort oben am Himmel vom Boden aus managen muss. Das heisst, ich passe zum Beispiel auf, dass während der Flugshow kein anderes Flugzeug den Himmel kreuzt. Denn das könnte gefährlich werden. Wir haben den Himmel über der Stadt Zug in einem Luftraum von sieben Kilometern reserviert. Und die Piloten haben ja bei ihrer Vorführung keine Zeit, sich auch noch auf anderen Flugverkehr konzentrieren zu können.

zentralplus: Und was machen Sie sonst noch? Die Piloten beherrschen die verschiedenen Formationsgruppen ja sicher aus dem Effeff.

Stämpfli: Ja, klar. Aber ich bin sozusagen das Auge des Zuschauers. Wenn etwas an den Figuren nicht stimmt, gebe ich per Funk sofort die Korrekturen durch. Etwa Befehle wie: Flugzeug Nummer vier, weiter hinten fliegen. Oder Flugzeug Nummer sechs, den Rauch einschalten. Es gibt ja kein Nullrisiko beim Fliegen, und die Flugzeuge nähern sich immerhin bis auf drei Meter Entfernung.

Die PC-7-Propellermaschinen über Zug.

Die PC-7-Propellermaschinen über Zug.

(Bild: VBS)

zentralplus: Wow! Was ist das denn für ein Rauch, der da immer aus den Flugzeugen strömt?

Stämpfli: Das ist Dieselöl, das abgelassen wird. Ich bin natürlich auch derjenige, der so eine Flugshow, von denen es pro Jahr 12 bis 15 gibt, organisiert und vorbereitet. Ich bin quasi Trainer und Sportchef in einer Person.

zentralplus: Was kostet so eine Show den Veranstalter?

Stämpfli: Gar nichts, das ist gratis. Die Schweizer Armee will mit diesen Flugshows schweizerische Werte wie Zuverlässigkeit, Präzision und Dynamik demonstrieren – eben alle Werte, die typisch für unsere «Swissness» sind. Ausserdem möchte man junge Leute motivieren, die immer weniger praktischen Kontakt zur Armee haben, sich der Armee anzuschliessen. Nicht nur als Piloten, sondern auch als Techniker beispielsweise.

zentralplus: Wie schaffen es eigentlich die Piloten, dass es ihnen bei all den Loopings und Kurven nicht schlecht wird?

Stämpfli: Zwar wirken bis zu sechs G auf die Piloten ein. Das ist das Sechsfache des Körpergewichts. Doch die Berufspiloten sind dies durch das tägliche Fliegen gewohnt. Denen wird’s nicht mehr schlecht. Egal, ob die Schnitzel mit Pommes Frites vor dem Flug oder Bohnen oder sonst etwas gegessen haben. Die fliegen ja von Montag bis Freitag die F-18-Düsenjets und am Wochenende die Pilatus-Propellermaschinen. Wobei es schwieriger ist, mit den Propellermaschinen Formation zu fliegen.

zentralplus: Warum?

Stämpfli: Weil die Propellermaschinen nur mit 400 bis 500 Stundenkilometern fliegen. Wenn eine Maschine hinterherhängt, ist es nicht so leicht, wieder aufzuholen. Es ist sehr anspruchsvoll, mit wenig Leistung die Position zu halten. Bei einer F-18, die bei solchen Formationsflügen mit bis zu 1’100 Stundenkilometern herumdüst, ist es einfacher, so einen Makel zu heben – indem man einfach aufs Gas drückt.

Faszinierend, die Fliegerei: Auf dem Kopf.

Faszinierend, die Fliegerei: Auf dem Kopf.

(Bild: VBS)

zentralplus: Ist denn schon einmal etwas passiert mit der PC-7-Fliegerstaffel?

Stämpfli: Sie haben sicher von dem Zwischenfall in St. Moritz während der Ski-WM gehört, als eine Fliegerstaffel beim Zielüberflug eine Kamera vom Lenkseil gerissen hat. Aber nein, ansonsten ist bei den Flugstaffeln noch nie etwas passiert.

zentralplus: Was verdient man denn so als Pilot einer solchen Flugstaffel beziehungsweise als Militärpilot?

Stämpfli: Das ist schwierig zu sagen, weil es stark altersabhängig ist. Es ist vergleichbar mit dem, was man bei der Swiss verdient. Grob eingeteilt, kann man vielleicht sagen, dass ein jüngerer Pilot 5’000 Franken, ein älterer, erfahrener 15’000 Franken verdient.

zentralplus: Wie oft fliegen Sie selbst noch?

Stämpfli: Viel zu wenig. So um die 150 Stunden pro Jahr. Ich fahre Mountainbike in der Freizeit und spiele Unihockey, um mich fit zu halten.

zentralplus: Sie sehen extrem fit aus. Sind Sie auch verheiratet?

Stämpfli: Ja, ich habe zwei Söhne. Der ältere ist zehn und möchte auch mal Pilot werden wie der Papi. Der jüngere möchte später lieber Musik machen.

Der Superpuma-Hubschrauber torkelt akrobatisch in der Luft.

Der Superpuma-Hubschrauber torkelt akrobatisch in der Luft.

(Bild: woz)

zentralplus: Haben Sie noch nie selbst gefährliche Momente in der Luft erlebt?

Stämpfli: Nein, eigentlich nicht. Höchstens während des Luftkampfs, den wir als Militärpiloten auch trainieren, ist es schon passiert, dass man sich mit einem anderen Flugzeug deutlich näher gekreuzt hat als geplant. Da erschrickt man dann hinterher schon etwas. 

zentralplus: Den Schleudersitz mussten Sie auch noch nicht benützen?

Stämpfli: Nein, bisher nicht. Da wird man ja mit 14 G aus der Maschine katapultiert. Wobei das eigentlich nicht so gefährlich ist wie die spätere Landung. Denn man weiss ja nie, wo man am Ende landen wird. Auf einem Gletscher? In einem See? Auf einem Berg? Im Wald?

zentralplus: Zurück zur Zuger Flugshow. Wie lange dauert die?

Stämpfli: Nach dem gemeinsamen Anflug zeigt der Superpuma-Hubschrauber zunächst Figuren wie etwa den Screwdriver und andere. Diese dauern etwa zehn Minuten. Dann kehren die PC-7-Maschinen, die sich solange im Luftraum zurückziehen und warten, zurück und zeigen ihre 27-minütige Show. Danach fliegen die PC-7-Propellermaschinen wieder zurück nach Dübendorf, wo sie gestartet sind. Der Superpuma-Hubschrauber ist ja von Payerne im Kanton Waadt aus nach Zug geflogen. Nach der Show trennen sich die Wege also wieder.

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