Das Zuger Fütter-Verbot, an das sich keiner hält

Brot macht Vögel träge, fett und krank

Das Brot macht viele Vögel wie Stockenten (Bild) oder Tauben krank.

 

(Bild: Flickr Awaya Legends)

Tauben- oder Entenfüttern ist keine süsse Freizeitbeschäftigung: Es setzt die Tierchen unter Stress und macht sie krank. Doch an das existierende Zuger Taubenfütterungsverbot hält sich keiner. Da hilft nur noch eines.

Es ist der perfekte Joker für alle Grosseltern, die es mit den Enkelkindern nicht mehr zuhause aushalten: Entenfüttern ist süss, macht Spass und bringt die Kleinen schon früh mit der Natur da draussen in Berührung. Jedoch könnten Oma und Opa geradeso gut mit den Kindern Autos anzünden oder Graffiti sprayen. Denn seit 1967 verfügt Zug über ein Taubenfütterungsverbot.

Es ist imponierend nutzlos. Denn die kriminellen Familien auf den Parkbänken der Stadt Zug kümmern sich nicht darum. Doch das Verbot hat durchaus seinen Grund: «Die Tiere werden davon krank», weiss Dina Matter vom Zuger Amt für Umwelt und Energie. Und nicht nur die Tauben, auch Wasservögel vertragen die Gratis-Mahlzeiten der Möchtegern-Wohltäter schlecht.

Von der Friedenstaube zur Ratte der Lüfte

Gerade die Taube hat vom übergrossen Nahrungsangebot in Städten einen derben Image-Schaden davongetragen. Von der Friedenstaube wurden die Vogel zu den Städte-verkotenden Ratten der Lüfte, die Krankheiten bringen. Schuld ist die schiere Menge der Vögel. Den Zusammenhang zwischen Nahrungsangebot und Population hat eine Studie der Universität Basel untersucht. Die wenig überraschende Hauptbotschaft: Die Nahrungsgrundlage bestimmt den Fort­pflanzungserfolg und damit die Grösse einer Vogel-Population. Doch es geht weiter.

Grosse Teile der Studie könne man auch auf Seevögel adaptieren, sagt Dina Matter. «Füttern wir nicht, führt dies zu einer gesunden und kleineren Bestandsgrösse.» Überfütterte Populationen leiden dagegen unter grossem Stress. Die Zuger Tauben und Seevögel müssen sich also in etwa so fühlen, wie Menschen, die während dem Ausverkauf am Wühltisch um die letzten Rabatt-Socken balgen.

Ungesunde Ernährung macht krank

Wobei der Stress bloss eine von vielen Konsequenzen ist: «Durch die Fütterung werden die Tiere träge. Die Ansammlung von vielen Vögeln an einem Futterort, erhöht die Ansteckungsgefahr für Krankheiten», sie würden vermehrt krank. «Mehr Nahrung heisst mehr Tiere, was sich auf die Verkotung der Umgebung auswirkt», erklärt Matter. Auf die Krankheiten seien die Tiere dann wegen der ungesunden Ernährung auch anfälliger. Um nochmals den Vergleich zum Menschen zu ziehen: Das wären in etwa die selben Konsequenzen, wie wenn man mit hundert Leuten in einer kleinen Fast-Food-Filiale leben und sich ausschliesslich von Burgern ernähren würde.

Das Problem gibt es nicht erst seit gestern, sondern sei eher ein stetiges Thema. «In nächster Zeit wollen wir wieder vermehrt darauf aufmerksam machen», erzählt Matter. Etwa mit Plakaten und Aktionen, bei denen beispielsweise den Vogelfütterern Rezepte vorgeschlagen werden, um die alten Brotreste lecker zuzubereiten. Das heisst nicht, dass Tauben und Enten nun Brot à la Maison und Toast surprise bekommen, die Rezepte sind natürlich für den Menschen gedacht.

Die Leute denken, sie helfen den Vögeln

Es sei ja so, dass die Leute das eigentlich gut meinen. «Ihnen ist gar nicht bewusst, dass sie den Vögeln damit schaden», meint Dina Matter. Deshalb müsse man auf Aufklärung und Information setzen. Sie, geschätzte Leser, sind nun aufgeklärt und informiert. Nun können sie entweder dem inneren Tierschützer freien Lauf lassen und fröhlich die Enten bei der selbständigen Nahrungssuche beobachten. Oder Sie setzen sich rebellisch über das Verbot hinweg und malen, da Sie sowieso schon kriminell sind, auch noch ein Brot-Graffiti auf die Teslas der Tierschützer.

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