Zuger Badis öffnen am Sonntag – macht das Sinn?

Wer springt schon ins kalte Wasser? Jugendliche und Russen

Noch ist es ruhig auf der Schwimminsel bei der Badi Seeliken. Im Hintergrund hält sich der Winter noch.

(Bild: lob)

Traditionell wird am Muttertag die Badesaison eingeläutet – so auch dieses Wochenende. Doch wer sich in einer Zuger Badi den Bauch bescheinen lässt, hat noch immer schneebedeckte Berge im Blickfeld. Macht es da tatsächlich Sinn, so früh schon die Badis und Freibäder zu eröffnen?

Diese Wochenende werden in Zug die Strandbadi und die Badi Seeliken eröffnet. Am 1. Mai hat bereits das Lättich in Baar auf Sommerbetrieb umgestellt, und auch das Strandbad Walchwil ist seit dem letzten Wochenende offiziell geöffnet. Sonnenhungrige können ab jetzt während der Mittagspause kurz Bräune tanken. Es wird draussen gegessen, nach der Arbeit ein Drink genossen und ganz Mutige kühlen sich bereits im See ab. So weit der Plan.

Nach einem kurzem Blick auf die Wettervorhersage ist klar: Der Plan ist eher zum Scheitern verurteilt.

Ok, ganz so schlimm wie bei Marco Rima ist es nicht – der Schnee ist inzwischen weg. Dass das Wetter für den Rest der Woche aber nicht so rosig aussieht, ist wenig überraschend, sind doch April und Mai nicht gerade als Schönwettermonate bekannt. Lohnt es sich, die Saison zu dieser (Un-)Zeit einzuläuten?

Optimismus beim Strandbad

«Ich sehe dem Eröffnungstag positiv entgegen», meint Strandbad-Bademeister Peter «Pete» Schürmann. «Immerhin werden am Wochenende bis zu 19 Grad und ein paar Sonnenstunden nachmittags erwartet. Da habe ich schon weitaus schlimmere Eröffnungen mit literweise Regen erlebt.» Dass die Badis geöffnet hätten, sei den Leuten ein Bedürfnis.

«Sobald es draussen etwas wärmer wird, wollen die Leute an die Sonne. Wir bieten ihnen einen Ort dafür.» Nur weil es noch zu kalt zum Baden sei, hiesse das nicht, dass die Leute nicht zum Sonnen oder für in einen Imbiss ins Strandbad kommen würden.

«Man soll die Badi nicht nur aufs Baden reduzieren.»

Tina Simeon, Bademeisterin Seebadi Seeliken

Leo, der Pächter des Restaurants beim Strandbad, sieht das genauso: «Das Datum der Eröffnung hat Tradition. Die Leute rechnen damit, dass sie ab dann bei uns einen Kaffee kaufen können, wenn sie vorbeispazieren. Oder dass wir Kindern, die hier ‹sändelen›, etwas anbieten können. Für sie ist das jeweils ein Highlight und sie freuen sich.»

Klar ist: Für diesen Service muss das Restaurant allerdings auch mit Geräten und Lebensmitteln ausgerüstet und eingedeckt sein. Wirkt sich da eine längere Schlechtwetterphase nicht aus? «Die Anfangszeit ist eventuell schon nicht kostendeckend», meint Leo schliesslich. «Das ist aber auch nicht das Ziel, sondern vielmehr, an den schönen Tagen dann bereit zu sein.»

 

Letzte Vorbereitungen: Die Farbe des Bademeisterstuhls wird aufgefrischt.

Letzte Vorbereitungen: Die Farbe des Bademeisterstuhls wird aufgefrischt.

(Bild: lob)

Dienst am Kunden

Wie Leo vom Strandbad versteht auch Barbara Gilardoni, die gemeinsam mit ihrem Mann das Bistro in der Seebadi Seeliken betreibt, die Eröffnung am Wochenende als Dienst an der Bevölkerung. «Nach dem Winter zieht es die Menschen eben nach draussen. Wir hatten schon im April ein Wochenende offen und es waren ziemlich viele Gäste da.»

Bademeisterin und Teamleiterin Tina Simeon bekräftigt diese Aussage. «Die Badi darf nicht nur aufs Baden reduziert werden», führt sie aus. «Hier geht es erst am Nachmittag richtig los, viele Gäste kommen am Feierabend noch auf einen Drink. An ganz schönen Tagen haben wir bis spätabends geöffnet.»

Stichdatum für Vorbereitung wichtig

Spätestens ab dem Muttertag müssen Bademeisterbetrieb und Bistro für Kunden bereit sein – so verlangt es die Stadt. Die Vorbereitungen laufen bei Strandbad wie Seebadi bereits schon seit April. «Es muss viel gemacht werden, was die Gäste natürlich nicht sehen», meint Tina Simeon. Dazu gehört beispielsweise das Putzen und Herrichten der Garderoben und Schliessfächer, Rasenmähen, die Wartung von Rettungsmaterial. Oder – wie beim Strandbad – der neue Anstrich für den Bademeisterstuhl. «Wer zum fünfköpfigen Bademeisterteam gehört, hat auch diese Arbeiten zu erledigen», meint Mitarbeiterin Iris Infanger. Hinzu kämen etwa auch Sanierungen an Platten und Fugen durch Handwerker.

Im Restaurant wird in dieser Zeit ebenfalls geputzt, Lebensmittel werden besorgt, Küchenmaschinen getestet, Personal gesucht und eingearbeitet. Ein fixer Eröffnungstermin – die Damen sind sich einig – ist für sie deshalb sehr wichtig. «Ansonsten würde das ein Larifari-Betrieb», ist sich Gilardoni sicher.

«Die Eröffnung jetzt ist ein Muss.»

Leo, Pächter des Strandbad-Restaurants

Barbara Gilardoni, die Betreiberin des Bistros bei der Badi Seeliken, freut sich auf die neue Saison.

Barbara Gilardoni, die Betreiberin des Bistros bei der Badi Seeliken, freut sich auf die neue Saison.

(Bild: lob)

Längere Saisons wären erwünscht

Schweizweit hat sich eingebürgert, dass die Badesaison am Muttertag beginnt und am Bettag, also um Mitte September, endet. Was nun, wenn man die Eröffnung zukünftig nach hinten verschieben würde? «Ich kann mir gut vorstellen, dass die Zuger darüber gar nicht glücklich wären», meint Pächter Leo. Bademeister Schürmann geht sogar noch weiter: «Ich glaube, das gäbe einen richtigen Shitstorm. Die Leute beim Amt und beim Tourismus kämen gar nicht mehr mit dem Beantworten böser E-Mails hinterher», prognostiziert er.

Auch für die Betreiber der Badi Seeliken ist ein späterer oder flexibler Eröffnungstermin kein Thema. Hingegen – hier herrscht bei den Vertretern beider Badis Einigkeit – wäre es eher sinnvoll, im Herbst etwas länger offen zu bleiben.

«Russische Expats springen auch bei dieser Kälte ins Wasser.»

Tina Simeon

Gerade, wenn Frühling oder Sommer mal wieder nicht so besonders waren. Noch überwiegt anhand der Gespräche bei den Zuger Badis der Optimismus. Man freut sich auf die neue Saisons und hofft auf genügend Schönwettertage. Ausfälle sind jedoch eine Realität, mit der man umgehen muss. Offenbar können das alle Beteiligten, haben sie doch schon einige Saisons hinter sich. Unisono wird beteuert: «Auf das Wetter haben wir am Ende eh keinen Einfluss.»

 

Vorerst die eizigen Badegäste: Zwei Enten beim Strandbad.

Vorerst die einzigen Badegäste: zwei Enten beim Strandbad.

(Bild: lob)

Sprung in den See nichts für «Gfrörli»

Schlussendlich wollen wir wissen: Baden denn ganz Mutige schon im See? Wir können es uns kaum vorstellen, wenn wir kurz die Hand ins Wasser halten. Ganze 11 Grad Wassertemperatur sind es. Offenbar sind andere mutiger.

«Ganzjahresschwimmer und ältere Personen sieht man jetzt schon im Wasser», meint Pete Schürmann. «Und hin und wieder auch Jugendliche, die damit beeindrucken wollen.» Gerade am Anfang der Saison hätten Bademeister darum auch besonders wachsam zu sein. «Bereits nach 10 bis 15 Minuten in so kaltem Wasser können Unterkühlung und Krampferscheinungen auftreten», erklärt Schürmann.

Dies bestätigt auch die Bademeisterkollegin Tina Simeon von der Badi Seeliken: «In den ersten Wochen springen oft Jugendliche ins Wasser, die damit angeben wollen. Ausserdem auch russische Expats, die kennen da nichts», lacht sie. Ein wachsames Auge müssen Simeon, Infanger und die anderen Mitglieder des Teams auch auf Flüchtlinge haben. «Relativ viele kommen zum Baden hierher ins Seeliken, können aber öfters nicht richtig schwimmen.»

Der eine oder andere dürfte am Wochenende den Sprung in den See also vielleicht doch wagen wollen. Aussehen könnte das angesichts der Wassertemperatur in etwa so:

In diesem Sinne: fröhliches Baden allerseits!

Zwei Adressen für Zuger Sonnenhungrige

Strandbad Zug

Öffnungszeiten: Nur bei schönem Wetter geöffnet, Badebetrieb von 09.00 bis 19.30 Uhr. Das Restaurant betreut Gäste jeweils bis ca. 22.00 Uhr.

Eintritt: Gratis

Wo: Chamer Fussweg 13, 6300 Zug

Anfahrt mit ÖV: Bus oder Bahn bis Zug, Schutzengel. Bis zur Seebadi sind es ca. 300 m westwärts.

Seebadi Seeliken

Öffnungszeiten: Badebetrieb nur bei schönem Wetter überwacht, von 09.00 bis 21.00 Uhr. Das Bistro hat in der Regel immer offen, «ausser wenn es Katzen hagelt oder der Zugersee eingefroren ist». An schönen Sommerabenden bleibt es auch mal bis 24.00 Uhr offen.

Eintritt: Gratis

Wo: Artherstrasse 2, 6300 Zug, direkt unterhalb des Casino

Anfahrt mit ÖV: Bus bis Zug, Casino und Theater. Von der Haltestelle nur noch um die Ecke des Casinos biegen.

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