Fasnachtszeitung «Feuerhorn»: Die Highlights

Von Tännlers Champagnerrechnung und Gemeinderäten in der Lorze

So sehen sich die Zuger: Karikatur von der Frontseite des «Feuerhorns».

 

(Bild: Cover Feuerhorn)

Die Zuger Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin war jahrelang Star und Lieblingsopfer der Zuger Fasnachtszeitung «Das Feuerhorn». Heuer schiessen sich die anonymen Autoren der Freiwilligen Feuerwehr Zug auf die Verantwortlichen des «Zuger Finanzdebakels» ein. Und verraten auf gewohnt boshafte Weise Peinlichkeiten aus dem lokalen Geschehen.

Die Idee scheint ebenso genial wie einfach. Stadt Zug und Kanton Zug zahlen ihre millionen- und milliardenschweren Rechnungen künftig einfach mit Bitcoins. Die Kryptowährung ist heute schon erlaubtes Zahlungsmittel bei der Stadt Zug. Und sie lässt sich selber herstellen.

Soweit die Überlegung der Zuger Fasnachtszeitung «Das Feuerhorn». Die hilft in der diesjährigen Ausgabe den Zuger Politikern bei der Bewältigung des «Finanzdebakels». Der Rat ist nicht bierernst gemeint, sondern fasnächtlich spitzzüngig-bissig.

Gesucht: Korrektorin für Stimmzettel

Als Zielscheibe des Spotts taugen Kanton und Stadt, weil sie sich bei ihren aktuellen Sparübungen den einen oder anderen Fauxpas geleistet haben. Die Stadt Zug nannte ihr Streichkonzert «Sparen und verzichten», was irgendwie an ein Zen-Wochenende während der Fastenzeit erinnert. 

Dem Kanton Zug unterlief der Lapsus, Stimmzettel mit Rechtschreibefehlern zu drucken, worauf aus dem – mittlerweile an der Urne abgelehnten – Entlastungsprogramm ein «Entlassungsprogramm» wurde. Das ist dem «Feuerhorn» Anlass, um in der Fasnachtszeitung fürs Departement von Manuela Weichelt ein Stelleninserat für eine Korrektorin oder einen Korrektor zu schalten. Anforderungen: Abgeschlossene Primarschule, der deutschen Sprache mächtig und in der Lage, «den Aperitif vom Genitiv zu unterscheiden».

Vor lauter Algen sieht man den See nicht mehr

Ihr Fett ab kriegt im «Feuerhorn» die Kunst. So erfährt man, dass die Unterwasserskulptur «Seesicht» von Roman Signer bei der Rössliwiese in Zug alle zwei Wochen von einer Freiwilligen von aussen gesäubert werden muss – sonst würden Besucher vor lauter Algenbewuchs nichts sehen.

Einmal mit den Fischen futtern? Mittels «Seesicht» ist das möglich.

Wenn das Unterwasser-Ausichtsfenster nicht jede zweite Woche gereinigt würde, sähen die Besucher der Skulptur «Seesicht» gar nichts.

(Bild: wia)

Ihren Narren gefressen haben die Fasnächtler am «Ship of Tolerance», das derzeit im Brüggli trockengelegt vor sich hin modert, wie sie andeuten. Stapi Dolfi Müller erhält den «Goldenen Hydranten» für seine Begeisterung für das Kunstwerk der Kabakovs. Ansonsten schlägt «Das Feuerhorn» vor, es an Wladimir Putin zu verkaufen.

Naive Polizei

Zum Lachen findet «das Feuerhorn» die Medienmitteilungen der Zuger Polizei. Besonders grandios: eine Meldung, dass ein Autofahrer in Holzhäusern eine Radarfalle zerstört habe. Verbunden mit der Aufforderung an den Täter, sich doch bitte, bitte bei der Polizei zu melden. Ansonsten gibt es viele böse Worte für die Polizei: In Zug herrschten «russische Verhältnisse». Und: «Sogar Erdogans Staatsschutz informiert transparenter als die Zuger Polizei.»

Nach Möglichkeit übt sich die Fasnachtszeitung jedes Jahr in Medienschelte, nörgelt heuer über die «langweilige Tageszeitung» und behauptet, die «Zuger Zeitung» habe das Wort «Neue» aus dem Titel gestrichen, weil es ihr an aktuellen Themen mangle.

Finger weg von Spiess-Hegglin

Und sonst? Wer etwas zu Ex-Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin sucht, die in den letzten Jahren die Hauptzielscheibe für Spott und derbe Sprüche in der Zuger Fasnachtszeitung war, sucht vergebens. Die Oberwilerin hatte wegen der letztjährigen Ausgabe Anzeige gegen Unbekannt eingereicht, worauf – gemäss Spiess-Hegglin – das Kader der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Zug, deren Fasnachtsverein das Blatt unter der Bezeichnung «Styger Rettungskorps» herausgibt, vom Staatsanwalt einvernommen wurde (zentralplus berichtete).

Grenzwertige Anekdoten, die ziemlich stark an Persönlichkeitsrechten kratzen, gibt’s aber auch dieses Jahr: So erfahren wir, wie hoch die Champagnerrechnung war, die Finanzdirektor Heinz Tännler in den Ferien berappen musste (2000 Franken), wie viel Extra-Mietkosten sich die Reformierten in Rotkreuz den Hund ihrer neuen Pfarrerin kosten lassen (24’000 Franken) und wie der für die Zuger Taxis zuständige Stadtrat, Urs Raschle, mit einem inkompetenten Taxifahrer in die Irre fuhr, als seine Gattin zur Entbindung ins Spital nach Baar musste.

Grusswort von Schneider-Ammann

Den Ehrentitel «Star des Tages» erhält der Baarer Gemeinderat Paul Langenegger, der im vergangenen Jahr auf dem Heimweg von einem fröhlichen Beisammensein mit dem Velo in die Lorze gestürzt ist, wie das «Feuerhorn» berichtet.

«Gemeinsames Lachen über andere sind verbindende Momente des Glücks.»

Anonymer Autor des Styger Rettungskorps, Zug

Weiter treten auf: Verschiedene lokale Protagonisten, dann Janosch Nietlispach, Fernseh-Bachelor in der Gestalt des Erlkönigs, sowie der letztjährige Bundespräsident Johann Schneider-Ammann. Ihm wird wegen seiner legendären Rede zum Tag der Kranken das Grusswort «zum Tag des Humors» in den Mund gelegt.

In diesem als Gastkommentar bezeichneten Text setzen die anonymen Autoren von der Zuger Feuerwehr in Schneider-Ammanns Namen zu einem philosophischen Höhenflug an. «Gemeinsames Lachen über andere sind verbindende Momente des Glücks, der Erholung vom täglichen Stress, der Befreiung von biederer Engstirnigkeit und isolierender Verbohrtheit», schreiben sie.

Wenn das nur die anderen auch so sehen.

«Das Feuerhorn» gibt’s während der Fasnacht an Stadtzuger Kiosken sowie im Strassenverkauf. Preis: 6 Franken.

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