Kopfzerbrechen wegen grossem Luzerner ZHB-Finale

Das Fest fällt flach – «Ausser Spesen nichts gewesen»

Das Gebäude der ZHB Luzern ist dringend sanierungsbedürftig.

(Bild: PD / SRF)

Ein riesiger Anlass für Luzern zum Start der ZHB-Sanierung sollte es werden: Alles war gebucht, geplant und vorbereitet. Doch der Kanton machte der ZHB einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Nun hängen die Veranstalter, die Künstler und die erwarteten Gäste im luftleeren Raum.

«Finito», schreibt die Zentrale Hochschulbibliothek auf der eigenen Webseite. «Infolge des budgetlosen Zustands und des sistierten Bauprojekts entfällt auch die grosse ZHB-Schlussveranstaltung.» Über ein Verschiebedatum wolle man rechtzeitig informieren.

Das Problem: Der Kanton Luzern startete ohne Budget ins Jahr 2017 (zentralplus berichtete). Darunter leiden nun unter anderen die ZHB und ihre Nutzer. So war am Samstag, 11. Februar, ein grosses Fest geplant. Und das Finalprogramm hätte sich definitiv sehen lassen (siehe Box).

Das (kaltgestellte) Programm

Zwei historische Ausstellungen waren geplant, dazu ein grosser Antiquariatsverkauf, Kunst am Bau mit Heini Gut und Rene Gisler. Auch kulinarische Überraschungen, Bistrolesungen mit Silvia Planzer und Walter Sigi Arnold, ein Café Philo mit Yves Bossart, alte Märchen neu erzählt von Sonja Riedi, Autorenlesungen mit Heinz Stalder, Barbara Piatti, Franziska Greising, Flavio Steimann und Christian Gasser, ein Wandbild zum Mitmalen für Menschen ab vier, Musik, unter anderem von Canaille du Jour, eine Auktion und Workshops wären Teil des Programms gewesen.

Please kill the date

Auf den kommenden Samstag angesprochen, ist bei der ZHB der Unmut spürbar. «Es ist ein Thema, das uns ziemliches Kopfzerbrechen macht», sagt die Kommunikationsverantwortliche Ina Brückel. «Wie und wo überall kommuniziert man eine gecancelte Grossveranstaltung: Please kill the date?»

Die eigenen Kommunikationsmedien wie Webseite, Facebook oder Newsletter seien bedient, und eine Medienorientierung werde noch rausgehen. Dennoch befürchtet das ZHB-Team, dass nicht alle potenziellen Gäste damit informiert werden. Denn schaut man sich nur schon online auf den Veranstaltungskalendern um, ist das Fest noch einige Male zu finden.

«Das ist ziemlich bitter.»
Ina Brückel, ZHB Luzern

Erfahrungsgemäss erfreue sich die ZHB zudem über eine starke Veranstaltungsfrequenz, insbesondere an Grossveranstaltungen wie dieser. «Noch dazu hätte es sich um einen quasi historischen Moment gehandelt. Ein Abschied nach 66 Jahren und der erwartungsvolle Blick in die Zukunft», so Brückel. Natürlich würde man Besucherinnen und Besucher, die vergebens erscheinen, gerne mit einem Kaffee und einem Gipfeli versöhnen. Doch dafür müsste kurzfristig noch ein Sponsor aufgetrieben werden. Denn: «Im budgetlosen Zustand sind derartige Ausgaben streng untersagt.»

Momentan heisst es also für die ZHB: «Ausser Spesen nichts gewesen. Und das ist ziemlich bitter», so Brückel.

Nicht nur das Fest betroffen

Das Programm mit vielen Höhepunkten ist also eingefroren. «Und ein Verschiebedatum ist ebenso wenig bekannt wie der Fortgang unserer ganzen Geschichte», sagt Brückel. Es bleibe zu hoffen, dass nach der Abstimmung im Mai ein Budget und eine alsbaldige Baufreigabe folge. Falls das so sein sollte, würden auch die Planungen für das Finale wieder beginnen. «Falls nicht, wird es ohnedies sehr, sehr düster.»

«Die Listen jener Bücher, die wir kaufen sollten und nicht kaufen können, wird jeden Tag länger.»
Ina Brückel

Der Zustand ist insgesamt sehr bedrückend. Die ZHB ist die grösste Bibliothek des Kantons und könne ihrem Auftrag nicht oder nur eingeschränkt nachkommen. «Die Listen jener Bücher, die wir kaufen sollten und nicht kaufen können, wird jeden Tag länger», bedauert Brückel. 

Die Einschränkungen in der ZHB aufgrund des budgetlosen Zustandes

  • Der budgetlose Zustand erzwingt die erneute Sistierung des lange erwarteten Sanierungsprojekts. Die Umzüge der einzelnen Abteilungen wurden abgebrochen. Die Sondersammlung inklusive der entsprechenden Bestände wurde im Hinblick auf den Baubeginn bereits Ende November ins Staatsarchiv ausgelagert.
  • Für den Bereich Kantonsbibliothek herrscht ein strenger Medien-Bestellstopp. Ausgenommen sind lediglich bestehende Abonnemente und Luzerner Publikationen.
  • Die Instandsetzung des Infoscreens an der Sempacherstrasse verzögert sich infolge des budgetlosen Zustands und des sistierten Bauprojekts. Neue Infrastrukturen werden in der Regel zurückgestellt oder nur im Ausnahmefall genehmigt.
  • Neben der Final-Party entfallen auch andere Veranstaltungen und Ausstellungen bis auf Weiteres. Lediglich die fremdfinanzierte Ausstellung von Hans Peter Litscher «Erlesenes Luzern» macht im März 2017 eine Ausnahme.
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