Sparübungen im Luzerner Bildungswesen

«Das ist eindeutig ein Leistungsabbau»

In der Schule soll die Sparschraube weiter angezogen werden. (Bild: Emanuel Ammon / Aura)

In ihrem Newsletter informiert die «Dienststelle Gymnasialbildung» über die neusten Sparmassnahmen. Neben einer Einschränkung der freien Schulwahl dürfte vor allem zu Reden geben, dass ein Teil der Lehrpersonen mit einer Lohnreduktion rechnen muss.

In Luzern wird gespart, auch in der Bildung. Nun hat die Rektorenkonferenz konkrete Massnahmen beschlossen. Diese klingen dramatisch: Lohnreduktionen für einzelne Lehrer, Abbau von Lektionen und Optimierung der Klassengrössen «nach Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit» – was nichts anderes als eine Einschränkung der freien Schulwahl bedeutet. Bereits befürchten Politiker, dass der Standort Luzern bei der Lehrersuche weiter geschwächt wird.

«Lohnkürzungen» für Lehrpersonal

Auf den ersten Bick wirkt die Massnahme einleuchtend: Da die Maturaklassen fünf Wochen vor den Prüfungen den Unterricht beenden, sollen Lehrpersonen, welche keine Maturitätsprüfungen durchführen, nicht mehr für diese Zeitspanne entlohnt werden. Laut Felicitas Zopfi, Präsidentin der SP Kanton Luzern, geht diese Rechnung jedoch nicht auf: «Das ist eindeutig ein Leistungsabbau. Diese fünf Wochen standen den Lehrpersonen bisher zur Verfügung, um endlich Lektionen vorbereiten und planen zu können oder die Prüfungen anderer Klassen zu korrigieren. Die betroffenen Lehrpersonen haben nicht einfach ‹nicht gearbeitet›. Für mich ist diese Massnahme ein absolutes No-Go.»

Zopfi betont, dass diese Massnahme in dieser Form nicht vom Kantonsrat beschlossen wurde und reagiert verstimmt: «Darauf wird es ganz sicher politischen Widerstand geben, denn es ist ein ähnlicher Sachverhalt wie bei den Zwangsferien. Es handelt sich ganz klar um Lohnkürzungen.» CVP-Kantonsrat Ludwig Peyer will sich zum Inhalt im Detail nicht äussern. Er fügt aber an, «dass sich bei der Diskussion um die Zwangsferien Ende 2013 die Frage stellte, ob eine Lohnreduktion des Lehrerpersonals durch eine Reduktion der Unterrichtsstunden rechtlich vertretbar gewesen wäre.» Diese Frage könne sich nun auch in diesem Fall stellen, obwohl Peyer davon ausgeht, «dass die Rektorenkonferenz und das Departement diese Sachlage geklärt haben».

Optimierung der Schulklassen ist «sinnvollere Massnahme»

Auf weniger Widerstand dürfte die zweite Massnahme, die Optimierung der Klassengrössen, treffen. «Die Optimierung der Schulklassen wurde ausdrücklich diskutiert und ist aus meiner Sicht absolut vertretbar. Auch bei den Berufsschulen ist es so, dass man je nach Berufswahl automatisch einer Schule zugewiesen wird», sagt Peyer. Ziel der Massnahme ist es, den Klassenbestand an Luzerner Gymnasien jeweils um vier Klassen zu reduzieren.

Auch Zopfi hält dieses Vorhaben sinnvoller, als an den Einkünften des Lehrpersonals zu schrauben: «Es kommt aber darauf an, wie sie umgesetzt wird. Wenn das Ziel vier Klassen abzubauen aber schon jetzt definiert ist, frage ich mich, ob es dann nicht doch zu unsinnigen Umverteilungen kommt.» Betroffen sein werden neu eintretende Klassen. Bei total 40 Klassen, welche jährlich im Kanton Luzern neu in die Gymnasien eintreten, wird der Bestand also um 10 Prozent reduziert.

Jetzt geht die Sparwut ins Detail

Die Zitrone «Bildung» scheint ausgepresst. Dies zeigt ein Blick auf die geplanten Sparmassnahmen: An der Pädagogischen Hochschule Luzern soll die Kurszahl reduziert werden, die Sonderschulbeiträge werden gesenkt, Forschungsbeiträge werden nicht erhöht und Trägerschaftsbeiträge an die Universität Luzern und die HSLU werden gekürzt. Dies sind nur einige Beispiele aus der zweiseitigen Übersicht der Sparmassnahmen.

«Es handelt sich um Sparmassnahmen, welche vom Kantonsrat in dieser Form bewilligt wurden», führt Aldo Magno, Leiter der Dienststelle Gymnasialbildung aus. «Nun geht es um eine intelligente Umsetzung: Wie kann ein möglichst geringer Schaden in der Konkretisierung der Massnahmen erreicht werden?» Und auch der Luzerner Bildungsdirektor Reto Wyss sagt deutlich: «Im Bereich Schuldbildung wird es künftig sehr schwierig, sollten weitere Sparmassnahmen beschlossen werden.»

«Ich hoffe auf einen starken Protest»

Auch Felicitas Zopfi findet, dass in der Bildung die Schmerzgrenze erreicht ist und betont, dass bei langem noch nicht fertig gespart sei: «Das nächste Sparpaket von 250 Millionen Franken ist dabei aber noch nicht berücksichtigt. Das wird die Bildung noch einmal massiv treffen. Dabei wäre die Bildung die Kernaufgabe eines Staates, der Leistungsabbau wird aber ganz klar weitergehen.»

Ein Sparpacket in dieser Dimension sei etwas noch nie dagewesenes, sagt Zopfi und stellt düstere Aussichten in den Raum: «Ich befürchte, dass zwischen 20 und 40 Millionen Franken auf die Bildung fallen werden. Ich hoffe auf einen starken Protest.» Stellt sich die Frage, wo denn nach allen bereits durchgeführten Massnahmen diese weiteren Millionen gespart werden sollen, ohne einen massiven Leistungsabbau in Kauf zu nehmen. Regierungsrat Wyss gibt zu, dass es unvermeidlich sei, «dass die Reihe von Sparmassnahmen zu einem Qualitätsabbau führen. Wo weniger Mittel zur Verfügung stehen, kann in der Regel auch weniger angeboten werden.»

Durch alle bisher beschlossenen Massnahmen wird der Spielraum für die Verantwortlichen immer kleiner. «In Zukunft wird dann wohl versucht werden, über die Erhöhung von Klassengrössen weitere Gelder einzusparen. Gleichzeitig wurde jetzt auf die Integrative Förderung umgestellt. Das ist ein Widerspruch,» blickt Zopfi besorgt in die Zukunft.

Die Standortattraktivität wird leiden

Die Auswirkungen der Sparmassnahmen werden vor allem die Schüler treffen. Und das gleich doppelt. Einerseits werden dem Unterricht weniger Mittel zur Verfügung gestellt und andererseits werden sich qualifizierte Lehrpersonen in Zukunft zweimal überlegen, im Kanton Luzern ihren Beruf auszuüben. «Die Auswirkungen all dieser Sparmassnahmen in der Bildung werden vor allem zu Problemen beim Lehrpersonal führen,» erklärt Felicitas Zopfi. «Schon heute will man nicht mehr im Kanton Luzern unterrichten. Der Standort hat an Attraktivität verloren. Wir werden grösste Mühe haben, qualifiziertes Personal zu finden.»

Zopfi betont weiter, dass die aktuelle Sparwut nicht Gottgegeben sei: «Wir müssen jetzt endlich aufhören nur über die Ausgabenseite zu sprechen und endlich bei den Einnahmen über die Bücher.»

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