Kandidatur für Nationalrat nicht vom Tisch

Billag-Gegner Kleeb hält sich Zuger FDP-Listenplatz warm

Noch ist ein Listenplatz der FDP frei. Ob Andreas Kleeb in die Bresche springt?

(Bild: zVg)

Vor wenigen Wochen hatte die Zuger FDP ihre beiden Listen für die Nationalratswahlen präsentiert. Einer der sechs Listenplätze ist bis dato noch leer. Das mutet seltsam an, hegte doch Andreas Kleeb vor Kurzem noch Ambitionen auf einen Posten in Bern. Noch vor vier Jahren trat er aus der Partei aus, weil er zu stark polarisierte.

Die FDP wird es bei den nationalen Wahlen dieses Jahr schwer haben. Mit SVP-Regierungsrat Heinz Tännler hat Ex-FDP-Regierungsrat Matthias Michel grosse Konkurrenz im Kampf um den frei werdenden Ständeratssitz.

Bei den Nationalratswahlen ist die Konkurrenz durch eine starke Aufstellung der Linken noch grösser. Insbesondere, da die FDP mit eher unbekannten Namen ins Rennen steigt und nur fünf der sechs Listenplätze besetzen konnte (zentralplus berichtete).

Die unvollständige Wahlliste erstaunt nicht zuletzt auch deshalb, da der umstrittene FDP-Politiker Andreas Kleeb noch vor zwei Monaten von den städtischen Freisinnigen als Nationalratskandidat nominiert wurde. Ob etwa heuer dasselbe vorgefallen ist wie bereits vor vier Jahren?

Dank Bekanntheit wertvoll, aber polarisierend

Kleeb hatte bereits 2011 für die Nationalratswahlen kandidiert, und auch 2015 hegte er Interesse an einem Sitz im Nationalrat. Gegenüber den Medien liess er damals jedoch verlauten, dass seine Kandidatur bei der FDP des Kantons Zug nicht erwünscht sei. Dies, weil er bei der FDP zu stark polarisiere. Seine Steckenpferde: Bürokratieabbau, KMU-Entlastung sowie last, but not least die Abschaffung der Billag. Kleeb kämpfte an vorderster Front des Initiativkomitees.

Kleeb war nach dem Zerwürfnis aus der Partei ausgetreten, trat den Freisinnigen jedoch in der Zwischenzeit wieder bei. Eine Anfrage bei der Parteipräsidentin gibt Aufschluss. Carina Brüngger erklärt: «Nein, es handelt sich nicht um einen ähnlichen Fall wie vor vier Jahren. Andreas Kleeb hat aus persönlichen Gründen abgesagt. Es ist sein Entscheid, nicht unserer.» Zwar sei man derzeit auch mit anderen möglichen Kandidaten im Gespräch, doch stehe die Türe – auch für Kleeb – weiterhin offen.

«Es ist in der Partei hinter der Front nichts vorgefallen, was man nicht kommunizieren darf.»

Andreas Kleeb, Zuger FDP-Politiker

Kleeb selber bestätigt, dass es sich um einen persönlichen Entscheid gehandelt habe. «Ich habe ein gutes Einvernehmen mit dem Wahlkampfchef und der Präsidentin. Es ist in der Partei hinter der Front nichts vorgefallen, was man nicht kommunizieren darf.»

Kleeb lässt die Tür einen Spalt breit offen

Der Grund, weshalb er – jedenfalls bis jetzt – nicht auf der Liste stehe: Er sei sich noch nicht sicher, wie viel Zeit er für die Politik, für den Beruf und für Privates investieren möchte. «Ich habe aktuell viele Themen, in denen ich mich engagiere. Beruflich, privat und auch als OK-Mitglied beim ESAF. Mir wird wirklich nicht langweilig.»

«Trotzdem», so Kleeb, «ist für mich die Nationalratskandidatur noch nicht ganz vom Tisch. Das Amt als Nationalrat ist faszinierend, aber auch zeitintensiv.» Einige der Zuger FDP-Nationalratskandidaten kennt man über die Gemeindegrenzen kaum. Ist das ein Grund, warum sich Kleeb die Kandidatur doch noch überlegt?

«Ich rechne damit, dass ich gut abschneiden würde.»

Andreas Kleeb, Zuger FDP-Politiker

«Ja. Es werden anspruchsvolle Wahlen für die FDP. Es wäre eine ganz andere Ausgangslage, wenn unsere Kandidaten bekannter wären. Genau das ist es nämlich, was die Partei dringend bräuchte», sagt der Zuger. «Ich habe mittlerweile über mein berufliches, politisches und gemeinnütziges Engagement eine hohe kantonale Bekanntheit und rechne damit, dass ich auch gut abschneiden würde.»

Er verweist auf die SP, die ihre Kandidaturen letzte Woche bekannt gab (zentralplus berichtete). «Sogar Pensionierte wie etwa Dolfi Müller oder Alt-Nationalrat Armin Jans liessen sich auf die Liste setzen. Sie fungieren zwar nur als Helfer, doch wirken sie unterstützend.» Man erkenne deutlich, dass die SP den Sitz zurückwolle. «Ein solches Engagement vermisse ich bei der FDP. Erst recht bei der hohen Vorgabe, den FDP-Sitz zu halten», sagt Kleeb.

Die langfristige Personalplanung verpasst?

Zwar seien auch in der FDP viele gute Leute, die etwas bewirken wollen, sagt der Zuger dezidiert. «Doch muss man diese gezielt fördern. Es ist sehr schwierig, ein unbekanntes Gesicht während des Wahljahres bekannt zu machen.» Kleeb kritisiert die Verantwortlichen von damals.

«Man hat es verpasst, eine langfristige Personalplanung zu machen, welche auf zwei, drei Legislaturen ausgelegt ist», sagt Kleeb. Deshalb sehe man sich nun mit einem gröberen Personalproblem konfrontiert. Der neuen Leitung stellt der Politiker ein gutes Zeugnis aus: «Das war jedenfalls früher so. Heute haben wir eine objektive, sachlich-kollegiale Führung.»

Auf die Frage, wann er sich spätestens für eine Kandidatur entscheiden werde, antwortet Andreas Kleeb: «Ganz einfach. Bis spätestens beim Wahlanmeldeschluss am 12. August.»

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