Entscheid des Gemeinderats wird angefochten

Zythusareal in Hünenberg See: Motionäre fahren schweres Geschütz auf

Das Zythusareal bildet den aktuellen Zankapfel in Hünenberg.

(Bild: Gemeinde Hünenberg)

Der Hünenberger Gemeinderat hat die Zythus-Motion um die umstrittenen Bauvorhaben für ungültig erklärt. Das lassen die Motionäre nicht auf sich sitzen. Sie kündigen an, den Beschluss anzufechten und richten deutliche Worte in Richtung Gemeinderat.

«Ja, auf jeden Fall!» Motionärin Brigitte Böhi lässt keinen Zweifel daran, was der nächste Schritt der IG Zythusareal sein wird: Sie wird den Beschluss des Hünenberger Gemeinderates beim Regierungsrat anfechten.

Hintergrund für den Unmut ist, dass der Gemeinderat am Mittwoch die Motion «für eine massvolle Entwicklung des Zythusareals» der IG Zythusareal für ungültig erklärte. Zum einen, weil die Motion nicht in einen Aufgabenbereich falle, für den die Gemeinde und somit die Gemeindeversammlung zuständig wäre.

Zum anderen verstosse die Motion gegen den kantonalen Richtplan und somit gegen ein übergeordnetes Recht. Die Motionäre verlangten für eine Überbauung im Zythusareal in Hünenberg See eine Ausnützungsziffer von 0.35. Die Ausnützungsziffer gibt an, wie viel Prozent des Grundstücks genutzt werden können. Der Gemeinderat geht allerdings davon aus, dass in diesem Falle der Verdichtungsauftrag des Richtplanes nicht erfüllt wäre und der Regierungsrat eine Umzonung nicht genehmigen würde (zentralplus berichtete).

Hat Verdichtung schon stattgefunden?

Als Entscheidungshilfe liess der Gemeinderat die Gültigkeit der Motion von zwei Rechtsanwälten überprüfen. Das eine Gutachten beurteilte die Motion als ungültig, das andere tendierte stark in Richtung Rechtswidrigkeit der Motion.

Als eindeutig rechtswidrig könne die Motion jedoch aufgrund der aufgezeigten Vorbehalte nicht bezeichnet werden, wie Böhi aus dem Gutachten zitiert. Eine Zurückweisung der Motion wäre aufgrund der verbleibenden Unklarheit daher mit einem nicht zu vernachlässigenden Prozessrisiko verbunden.

«Die Verdichtung hat durch die beiden ‹Wohntürme› im Zythus schon vor mehr als 30 Jahren stattgefunden.»

Brigitte Böhi, IG Zythusareal

Laut Brigitte Böhi hatten die Motionäre Kenntnis von diesen Papieren. Trotzdem stossen die Argumente des Gemeinderats nur auf wenig Gehör bei ihr. Sie sagt: «Die Verdichtung hat durch die beiden ‹Wohntürme› im Zythus schon vor mehr als 30 Jahren stattgefunden.»

Keine Mindestausnützungsziffer

Ausserdem gebe es gemäss dem Zuger Richtplan zwar Verdichtungsgebiete, die eine maximale Ausnützungsziffer erlauben. Jedoch gebe es im Kanton Zug keine vorgeschriebene Minimaldichte, und so keine Mindestausnützungsziffer wie in anderen Kantonen.

Böhi argumentiert weiter: «Wenn ein unbebautes Gebiet bebaut wird, handelt es sich bereits per se um eine Verdichtung. In unserer Motion erwähnen wir mit keinem Wort eine Umzonung.» Dies würden sie gar nicht verlangen. «Wir wollen einzig eine Begrenzung des Bauvolumens sowie der Gebäudehöhe», sagt Böhi und deutet damit an, was die Motionäre antreibt: Sie fürchten sich davor, dass ihnen überdimensionierte Bauten vor die Nase gesetzt werden.

Monatelange Funkstille

Es ist klar: Zwischen Gemeinderat und IG herrscht Eiszeit. Seit die Motionäre Mitte März ein Angebot des Gemeinderats ablehnten (zentralplus berichtete), herrscht Funkstille, wie Böhi sagt.

«Es entsteht der Eindruck, dass missliebige Motionen für ungültig erklärt werden.»

Brigitte Böhi

«Wir sind enttäuscht, die Anliegen von weit über 300 Bewohnern von Hünenberg See werden nicht berücksichtigt», meint Böhi. «Die Motion kommt so nicht vor die Juni-Gemeindeversammlung. Es entsteht der Eindruck, dass missliebige Motionen für ungültig erklärt werden», so Böhi weiter.

Im September ging es los

Die Fronten sind seit jeher verhärtet. Bei einer Infoveranstaltung im vergangenen November gingen die Wogen hoch, es wurde emotional diskutiert (zentralplus berichtete). Eingereicht hatten die Motion am 5. September 2018 Brigitte Böhi und Ueli Christen sowie rund 300 Mitunterzeichner.

Zwischen dem Hünenberger Gemeinderat und der IG Zythusareal ist also ein tiefer Graben aufgerissen. Mit dem Regierungsrat hingegen stehe man in Kontakt, bestätigt Böhi, welche zusammen mit einem Kernteam die IG gegen aussen vertritt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von htz.oehen gmail.com
    htz.oehen gmail.com, 31.05.2019, 18:12 Uhr

    Eigenartiges Vorgehen

    • Motion Überbauung Zythus-Areal ungültig

    • Kanton & Gemeindebehörden wollen gegen den Willen der lokalen Bevölkerung Hochhäuser bauen

    Dem Vernehmen nach soll der Kauf dieses Grundstücks im Zythus-/Bahnhof-Areal in Hünenberg See noch gar nicht über die Bühne gegangen sein. Verständlich, denn ein solcher Landkauf bedeutet sicherlich, zumindest materiell – wahrlich nicht gerade Peanuts. Dieser in mannigfacher Hinsicht bedeutungsvolle Deal, Verkäuferin ist der Kanton Zug, sollte meiner Ansicht nach von der Bevölkerung zuerst geprüft und approviert werden dürfen.
    Umso mehr erstaunt dieses ziemlich ruchlos und wenig Bürger-freundliche Vorgehen! Es erinnert sehr an die (Hyper-)Aktivitäten der damaligen Handy-Antennen-Protagonisten – sozusagen auf Augenhöhe und in Armlänge der Zythusbevölkerung…
    Bemerkenswert scheint nun aber, dass sich «Hünenberger-Insider» angeblich bereits in die «Liste potentieller Käufer für eine (Attika-)Wohnung» – hoch oben über den Geleisen mit Rigi- und Seeblick – eingetragen haben sollen (…). Aber vermutlich «läuft» dies heute so…
    Ich bitte deswegen alle Bürgerinnen und Bürger – speziell in unserer Gegend (Zythus, Zythusmatt, Kemberg, Huobrain, Langweid und Hünenbergstrasse) – sich gegen diese «Urbanisierung» à la Spreitenbach, Pratteln, Bern Bethlehem, Volketswil, Genf Cointrin und inzwischen viele andere hässliche «Banlieues» – zu wehren und sich entsprechend zu engagieren.
    Es ist zwar verständlich, solche Lagen bzw. Wohnungen ziehen immer Leute an. Die Konsequenzen tragen dann meistens andere und, sie sind allesamt bekannt:
    Es bedeutet (schon wieder…) Ausbau unserer allg. Infrastrukturen: Kitas, Kindergärten, Schulhausbau, komplizierte und extrem teure Strassenanpassungen (für alle Teilnehmer!), im Weiteren Kanalisations-, Frisch- & Abwasser – nebst VBZ-, IT-Kabelanpassungs-Arbeiten und vieles mehr! Es bedeutet aber auch ganz sicher massive Lärmemissionen für uns AnwohnerInnen – über Jahre!
    Die Folgen: Noch mehr Stau, Mehrverkehr und Ärger allenthalben, besonders auf den heute bereits völlig überladenen Strassen und Bahnen! Notabene – inzwischen nicht nur in den Spitzenzeiten, sondern längst auch tagsüber und an Weekends!
    Besonders stossend: Man baut – einmal mehr – «zuerst» neuen Wohnraum, um hinterher(!) feststellen zu müssen, dass es heute bereits an allen Orten und Enden klemmt… Auch die dereinstige Chamer-Umfahrung, das kann man leicht abschätzen, bringt kaum Erleichterungen – geschweige denn Lebensqualität. Das Ganze passt auch überhaupt nicht (mehr) in die heutige Denke und entspricht faktisch reinem Kopfwehverschieben! Obwohl in unserer Gegend bestimmt kaum jemand von einem neuen Stück Wald mit Bienenbahnhof und Bambis am „neuen Zythus-Bahnhofplatz“ träumt…
    Kemmatten’s einsamer und wohl einzigartiger Höhepunkt kultureller Aktivitäten heisst seit Dekaden ausschliesslich «Entsorgung…».
    Bitter.
    Die meisten von uns BewohnerInnen könnten sich tatsächlich eine andere und bestimmt viel schönere und wohl auch sinnvollere „Stätte der Begegnung“ vorstellen als einen leeren Parkplatz und sich ausschliesslich im SPAR-Kaffee und beim Entsorgen des eigenen Gerümpels, meistens „stehend oder im Schuss“ – austauschen zu dürfen. Das heisst aber noch lange nicht, dass sich die Menschen in unserer Gemeinde, insbesondere jene in der Nähe Zythus-/Bahnhof-Gebiet noch mehr solcher «Silos» wünschen!
    Die BewohnerInnen im Zythus-Tower mögen mir verzeihen, aber noch vor wenigen Monaten und Jahren schimpften die heute ganz wenigen Befürworter dieses «Deals» vehement gegen diese vorgenannten «architektonischen Trouvailles» – sie sprachen bei jeder sich bietenden Gelegenheit von «Zythus- und Gemeinde-Schandflecken» und «nie mehr solches bei uns» (Ihre Worte!).
    Inzwischen haben sie sich wohl völlig umbesonnen und, wie oben erwähnt, hat man sich – natürlich sehr diskret und leise, sozusagen an der Quelle und dank «guten Beziehungen», angeblich bereits auf die Interessenten-Liste dieser potentiellen Top-Seesicht-Traum-Wohnungen eintragen lassen (…). Ob es eine solche Liste tatsächlich gibt, bleibt wohl Spekulation, jedoch dieses eher befremdliche und gleichsam durchschaubare «fait accompli-Vorgehen» erinnert doch sehr stark an die frühere «Traum-Idee» der damals geplanten «DDR-Mauer». Notabene ebenfalls in unserem «SPAR-Gebiet».
    Sehr spannend in diesem Zusammenhang wäre auch noch zu erfahren wo denn nun all die «Greta Thunberg-Anhänger» bleiben, jene, deren liebe Mamis mit den grossen SUVs (…) ihre Kinder täglich von der Schule abholen und an Wahl-Sonntagen dafür «die Grünen» wählen…
    Oder sind auch sie für «Wachstum à gogo» und um jeden Preis, oder helfen sie uns jetzt auch diese «urbane Vorstadt» (was auch immer urban heissen mag…) – ich meine im «Hongkong-Spreitenbach-Stil» zu vermeiden?

    Die ganze Geschichte hat mehr als nur ein «Gschmäckle» und ist wahrlich wenig erbaulich oder gar entgegenkommend! Aber Kembergler sind es gewohnt genauer hinzuschauen – aber auch zu kämpfen und, sie bleiben trotzdem fröhlich – irgendwie!

    Rolf F. Oehen, Langholzstrasse 9, 6333 Hünenberg See, [email protected]

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