Luzern: Parteien nominieren Nationalratskandidaten

Listenverbindungen: Partnersuche der SVP wird immer aussichtsloser

Das Ringen um die neun Nationalratssitze des Kantons Luzern ist bereits im vollen Gang.

(Bild: parlament.ch)

Nach den Wahlen ist vor den Wahlen. Nachdem die Regierungsratssitze vergeben sind, richtet sich der Blick auf das nationale Parlament. SVP und CVP nominieren bald ihre Nationalratskandidaten – die FDP meldet, ihre Liste auch noch voll bekommen zu haben. Von Bedeutung ist nicht zuletzt auch, wer mit wem eine Listenverbindung eingeht. 

Wer vertritt den Kanton Luzern künftig in Bern? Sämtliche zehn Nationalräte wollen ihren Sitz verteidigen. Andrea Gmür (CVP) und Franz Grüter (SVP) streben zudem den Sprung ins Stöckli an. Nicht ohne Hintergedanken: Weil Luzern künftig nur noch neun Mandate im Nationalrat hat, müssen CVP und SVP um ihren dritten Sitz zittern. Von einem Verlust des CVP-Mandats gehen viele Beobachter aus. Nach dem Linksrutsch bei den kantonalen Wahlen muss aber auch die SVP bangen (zentralplus berichtete). 

Die Volkspartei nominiert diesen Donnerstag ihr Team, das bei den Nationalratswahlen die Kohlen aus dem Feuer holen soll. Vor vier Jahren war sie bei den nationalen Wahlen die stärkste Luzerner Partei und konnte einen dritten Sitz auf Kosten der GLP erobern.

Für die SVP kandidieren werden die drei Bisherigen Yvette Estermann, Felix Müri und Franz Grüter. Dazu treten die Kantonsräte Dieter Haller, Vroni Thalmann, Willi Knecht, Parteipräsidentin Angela Lüthold und Vizeparteipräsident Oliver Imfeld. «Somit haben wir also acht von neun Plätzen belegt», erklärt Wahlkampfleiter Fredy Winiger. «Einzig aus dem Wahlkreis Hochdorf konnten wir noch niemanden zu einer Kandidatur bewegen.»

Rennen um neunten Sitz

Die Ausgangslage beschreibt Winiger wie folgt: «SVP, FDP, CVP sichern sich nach heutiger Annahme je zwei Sitze und SP und Grüne je einen. Wer den neunten Sitz holt, ist offen.» Winiger erwartet ein enges Rennen zwischen SP, Grünen, GLP und SVP um den letzten Sitz. Der CVP rechnet er offensichtlich keine Chancen aus, ihr drittes Mandat zu halten. 

«Die Gespräche mit der FDP waren noch nicht besonders fruchtbar.»

Fredy Winiger, SVP-Wahlkampfleiter

«Insofern wäre eine grosse Listenverbindung zwischen den drei bürgerlichen Parteien zur Sicherung des Restmandats für die Bürgerlichen die beste Lösung», so der SVP-Kantonsrat. Gespräche hätten stattgefunden, Definitives kann Winiger nicht vermelden. Im Gegenteil: Zuversichtlich, dass es mit der CVP klappt, ist er gar nicht. «Auch die Gespräche mit der FDP waren noch nicht besonders fruchtbar, werden aber weitergeführt», sagt er. Gut möglich also, dass die SVP alleine in den Wahlkampf zieht. Hier sind die Reihen immerhin geschlossen: «Wir werden Listenverbindungen mit der JSVP, den aktiven Senioren und der SVP International eingehen.» 

CVP zeigt sich kampfeslustig

Die CVP nominiert am kommenden Dienstag. Eine Ausmarchung um die neun Plätze wird es lediglich geben, wenn überraschend ein zusätzlicher Nominierungsantrag eingeht. Es kandidieren die drei Bisherigen Andrea Gmür, Ida Glanzmann und Leo Müller. Weiter wollen die Kantonsräte Josef Wyss, Priska Wismer und Inge Lichtsteiner nach Bern. Alles namhafte Persönlichkeiten: Wyss ist seines Zeichens Präsident der CVP-nahen Wirtschaftsorganisation AWG, Wismer kandidierte bereits vor vier Jahren und landete da nur 138 Stimmen hinter Gmür.

«Wir geben den dritten Sitz auf keinen Fall auf.»

Yvonne Hunkeler, CVP-Vizepräsidentin

Darüber hinaus kandidiert Parteipräsident Christian Ineichen, dessen Ambitionen für das Nationalratsmandat schon lange bekannt sind, und die städtische Parteipräsidentin Karin Stadelmann. Jemand Neuntes aus dem Wahlkreis Luzern-Land hat sich einverstanden erklärt, der Name kann jedoch noch nicht kommuniziert werden. 

Vizeparteipräsidentin Yvonne Hunkeler zeigt sich hoch erfreut über diese Liste: «Nebst der Qualität der Kandidaten ist die Ausgewogenheit bezüglich der Geschlechter und Regionen erfreulich.» Hunkeler zeigt sich kampfeslustig: «Wir geben den dritten Sitz auf keinen Fall auf.» Mithelfen soll dabei auch die JCVP, welche anstrebt, mit zwei Listen anzutreten. 

CVP gibt der SVP einen Korb

Vor vier Jahren ging die CVP erstmals eine Listenverbindung mit der FDP ein. Ein historischer Entscheid, waren sich doch Konservative und Liberale in der Vergangenheit spinnefeind (zentralplus berichtete). Hunkeler lässt sich noch nicht wirklich in die Karten blicken. «Wir sind mit verschiedenen Parteien in Gesprächen und schauen in alle Richtungen», sagt sie. Gespräche mit der FDP, der GLP und weiteren Parteien sind geplant oder haben stattgefunden.

Kein Thema dürfte für die CVP eine grosse bürgerliche Liste mit FDP und SVP sein. «Die SVP greift unseren Ständeratssitz an, auch unter diesen Voraussetzungen ist eine Listenverbindung mit der SVP bei den Nationalratswahlen nicht opportun», erklärt Hunkeler. Insofern ist die kaum vorhandene Zuversicht auf Seiten der SVP durchaus nachvollziehbar. 

FDP hat die Liste doch noch voll bekommen

Was die CVP-Avancen bezüglich einer Listenverbindung mit der FDP betrifft, wird sich die Mittepartei gedulden müssen. Die FDP wird den Entscheid erst am 22. August anlässlich einer Delegiertenversammlung fällen. Parteipräsident Markus Zenklusen erklärt: «Wir haben mit verschiedenen Parteien Gespräche geführt.» In der Parteileitung habe man einen Grundsatzentscheid gefällt, dieser werde nun der erweiterten Geschäftsleitung vorgelegt. «Wir werden die Öffentlichkeit rechtzeitig über unsere Absichten informieren», sagt Zenklusen.

Im Gegensatz zur CVP kandidieren bei der FDP nebst den beiden Bisherigen Albert Vitali und Peter Schilliger, politisch weniger bekannte Personen. An der Nominationsversammlung konnte die Partei erst sechs Listenplätze besetzen (zentralplus berichtete). Diese gingen an Kantonsrätin Helen Schurtenberger sowie Martin Huber, Fabienne Brauchli und Anne-Sophie Morand. Später nominierte die FDP Grosswangen Priska Hafner nach. «Ich kann mittlerweile bestätigen, dass wir auch für die beiden verbleibenden Plätze Zusagen haben», sagt Präsident Zenklusen. Die Bekanntmachung der Kandidatur überlasse er den beiden Personen.

Die FDP hat an ihrer Nominationsversammlung erst sechs Personen nominiert. Von links: Fabienne Brauchli, Helen Schurtenberger, Albert Vitali, Anne-Sophie Morand, Martin Huber und Peter Schilliger.

Die FDP hat an ihrer Nominationsversammlung erst sechs Personen nominiert. Von links: Fabienne Brauchli, Helen Schurtenberger, Albert Vitali, Anne-Sophie Morand, Martin Huber und Peter Schilliger.

(Bild: zvg)

 

Das politische Renommee der FDP-Kandidaten ist gerade auch im Vergleich zur CVP-Liste gering. Zenklusen sagt: «Bei uns kandidiert nicht nur die Prominenz, wir geben auch neuen Leuten eine Chance.» Zudem verfüge die FDP mit den beiden Bisherigen sowie Ständerat Damian Müller durchaus über starke Zugpferde. Zenklusen gibt aber zu, dass es ohne Vakanzen schwierig sei, Arrivierte zu einer Kandidatur zu bringen. 

Nichtsdestotrotz versprüht Zenklusen Optimismus. «Ich bin stolz auf die vielen Frauen, die für die FDP kandidieren.» Nebst den drei bereits Nominierten tritt die FDP zusätzlich mit einer reinen Frauenliste an. Dort sind acht von neun Plätze besetzt. Auch die Jungfreisinnigen haben ihre neun Listenplätze bereits vergeben.

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