Grüne verpassen Sitz in der Luzerner Regierung

Enttäuschte Bärtsch: «Vielleicht war es einfach zu früh»

«Es ist ein sensationelles Resultat für die Grünen – aber es hat nun mal leider nicht gereicht», sagte Korintha Bärtsch, nachdem sie den Einzug in die Luzerner Regierung verpasste.

(Bild: ida)

Etwas mehr als 8’000 Stimmen fehlten: Korintha Bärtsch (Grüne) scheiterte im zweiten Wahlgang für den Luzerner Regierungsrat. Die 34-Jährige zeigt sich gefasst – und zugleich enttäuscht. Über die Politik, aber auch darüber, dass eine linke und weibliche Stimme in der Regierung scheinbar vielen Luzernern unwichtig ist.

Jubelschreie, strahlende Gesichter und Champagnerkorken prägten das Bild des ersten Wahlgangs – mit Korintha Bärtsch mittendrin. Diesen Sonntag ist der Jubel verstummt.

Der Regierungsrat bleibt, wie er bis anhin war: bürgerlich und männlich. Paul Winiker (SVP) und Marcel Schwerzmann (parteilos) schaffen die Wiederwahl deutlich (zentralplus berichtete). Bärtsch scheitert, mit 51’640 Stimmen fehlten der 34-Jährigen etwas mehr als 8’000 Stimmen (siehe Grafik)

Als die Stadtluzernerin am Sonntagnachmittag den Lichthof des Luzerner Regierungsgebäudes betritt, wird sie mit Applaus und Blumen empfangen. Doch ein Blick in ihre Augen verrät: Sie ist bitter enttäuscht.

«Zu früh», so Bärtsch

«Ich fühle mich eigentlich gut», sagt Korintha Bärtsch. «Aber ich bin enttäuscht über die Politik, die im Kanton Luzern nach wie vor herrscht.» Weitere vier Jahre müssten die Linksgrünen aussen vor bleiben. Die linke Vertretung in der Regierung und insbesondere auch die Stimme einer Frau: Dinge, die Bärtsch hätte erreichen wollen. «Ich bin enttäuscht, dass es im Kanton Luzern genügend Menschen gibt, die das scheinbar nicht wichtig genug finden», so Bärtsch.

 

 

 

Doch weshalb hat’s nicht gereicht? «Es ist im Kanton Luzern vermutlich einfach zu früh für eine nachhaltige Politik», sagt Bärtsch. Trotz grüner Welle, denn der Kantonsrat ist Ende März deutlich nach links gerutscht (zentralplus berichtete). Eine genaue Analyse konnte die Kandidatin am Sonntagnachmittag aber noch nicht machen.

Anderer Groove als in Zürich

Im Wahlkampf waren viele Augen auf Bärtsch gerichtet. Insbesondere, als dem Grünen Martin Neukom im bürgerlichen Kanton Zürich die grosse Sensation gelang und der 32-Jährige im März den Sprung in die Zürcher Regierung schaffte. Spätestens dann wurde Bärtsch von der grünen Aussenseiterin zur ernsthaften Konkurrentin wahrgenommen. Auch der Frauenbonus erhöhte ihre Chancen für die Wahl (zentralplus berichtete).

«Ich bin enttäuscht, dass es im Kanton Luzern genügend Menschen gibt, die die linke Vertretung in der Regierung und die Stimme einer Frau scheinbar nicht wichtig genug finden.»

Korintha Bärtsch

Der Blick auf Zürich sei für die Luzerner Grünen ein Motivationsschub gewesen. Dennoch sagt Bärtsch: «In einem zweiten Wahlgang herrscht immer eine neue Dynamik.» Nach dem Zürcher System wäre sie bereits beim ersten Wahlgang gewählt worden. Doch im Kanton Luzern herrschen höhere Hürden – und im zweiten Wahlgang werden die Karten nochmals neu gemischt.

Zur Person

Korintha Bärtsch ist in der Stadt Luzern geboren. Seit 14 Jahren politisiert die 34-Jährige im Luzerner Stadtparlament. Zudem ist die seit sechs Jahren Chefin der Grünen-Fraktion und war Präsidentin des Luzerner Stadtparlaments. Bärtsch ist studierte Umweltnaturwissenschaftlerin und arbeitet bei einem Beratungs- und Planungsbüro in Bern.

Und so hat es am Ende trotz vielversprechender Ausgangslage nicht gereicht. Dennoch stellt Korintha Bärtsch eine klare Forderung für die Zukunft: «Die bestehende Regierung muss die linksgrünen Interessen mehr miteinbeziehen.»

«Ein Schuss vor den Bug der bestehenden Regierung»

Denn wie die Grünen trotz aller Enttäuschung hervorstreichen, hat Bärtsch mehr als 50’000 Luzernerinnen und Luzerner überzeugt. «Es ist ein sensationelles Resultat für die Grünen, denn so ein gutes Resultat hatten wir noch nie erreicht», so die Kandidatin selber. Mehr als 50’000 Stimmen für Bärtsch, Wähler, die sich eine linksgrüne Vertreterin in der Regierung wünschten. «Aber es hat nun mal leider nicht gereicht», so Bärtsch.

Auch der Parteipräsident der Grünen, Maurus Frey, spricht von einem starken Ergebnis. Das Resultat Bärtschs sei ein Schuss vor den Bug der nun bestätigten Regierung. «Die Luzernerinnen und Luzerner wünschen sich einen Regierungsrat, der Rücksicht nimmt auf die Schwächsten im Kanton», wird Frey in einer Mitteilung der Grünen Kanton Luzern zitiert. Die Bevölkerung goutiere die kompromisslose Sparpolitik der vergangenen Jahre nicht.

Spätestens bei den nächsten Wahlen in vier Jahren sei es «zwingend nötig, dass die einseitige bürgerlich-konservative Männerregierung der Vergangenheit angehört», blickt Frey bereits voraus.

Mehr zu lesen über Korintha Bärtsch gibt’s im zentralplus-Interview.

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