Luzern: Bärtsch fordert Schwerzmann zum Duell

Von der Aussenseiterin zum linken Zugpferd

Korintha Bärtsch, Regierungsratskandidatin der Grünen und Parteipräsident Maurus Frey machen sich auf, den Sitz von Marcel Schwerzmann zu erobern. 

(Bild: zvg)

Nach dem Rückzug der SP kommt es am 19. Mai zu einem Dreikampf um die zwei verbliebenen Sitze im Regierungsrat. Die Hoffnungen der Linken ruhen nun auf Korintha Bärtsch. Die Kandidatin der Grünen hat sich damit in eine überraschende Position gehievt. Ob ihr der Coup gelingt, hängt mitunter von den Mitte-Wählern ab.

Die Frau der Stunde, Korintha Bärtsch, soll für die Linken im Kanton Luzern den Sitz in der Regierung zurückerobern. Die SP zieht sich zugunsten der grünen Kandidatin aus dem Wahlkampf zurück (zentralplus berichtete). Ihr Kandidat Jörg Meyer schnitt im ersten Wahlgang zwar gut ab, lag allerdings 400 Stimmen hinter der Stadtluzernerin (zentralplus berichtete).

Auch der Regierungsratskandidat der Grünliberalen, Roland Fischer, gab am Montagabend bekannt, nicht mehr anzutreten. Die GLP wird im zweiten Wahlgang nun offiziell Korintha Bärtsch unterstützen. «Damit ökologische Anliegen ein stärkeres Gewicht in der Regierung erhalten, ist es wichtig, die Kräfte zu bändeln», schreibt Fischer in der Mitteilung.

Die Umweltnaturwissenschaftlerin wird sich am 19. Mai daher in einem Dreikampf mit den beiden amtierenden Regierungsräten Paul Winiker (SVP) und Marcel Schwerzmann (parteilos) messen.

Duell Bärtsch-Schwerzmann

Nun heisst es also: eine linke Frau, zwei bürgerliche Männer. Diese Konstellation gab es bereits 2015 im zweiten Wahlgang. Damals unterlag SP-Frau Felicitas Zopfi am Ende Winiker und Schwerzmann.

Dass die Ausgangslage ähnlich ist wie vor vier Jahren, glaubt Bärtsch selber nicht: «Damals war eine Frau in der Regierung und die Frauenfrage war nicht so präsent wie heuer.» Ebenso wolle die Luzerner Bevölkerung ein Zeichen gegen den Klimawandel setzen, sagt Bärtsch. Deshalb ist sie überzeugt, dass sie als einzige Kandidatin mit beiden Attributen – grün und weiblich – einen wichtigen Trumpf im Ärmel hat.

Der grosse Trumpf sind indes die Wählerinnen und Wähler der Mitteparteien. CVP und FDP haben ihre Regierungsräte bereits im Trockenen – die Frage ist, wo diese Stimmen im Mai hinfliessen.

Korintha Bärtsch und Marcel Schwerzmann.

Korintha Bärtsch und Marcel Schwerzmann.

(Bild: bic)

Man darf annehmen, dass Winiker einen der beiden verbliebenen Sitze ergattern wird. Dem 62-Jährigen fehlten im ersten Wahlgang nur knapp 700 Stimmen zum absoluten Mehr. Schwieriger könnte es aber für den parteilosen Finanzdirektor werden. Der «Sparvogt» hat im ersten Wahlgang schlechter abgeschnitten als vor vier Jahren. Will er gegen Bärtsch siegen, muss er im Mai zulegen.

Schwerzmann geniesst nach wie vor die Unterstützung der Wirtschaftsverbände und voraussichtlich der FDP. Die Parteileitung setzt im zweiten Wahlgang nämlich auf das bürgerliche Zweierticket Schwerzmann/Winiker, wie sie am Montagabend verlauten liess. Die Delegierten entschieden am Dienstagabend.

Auch die SVP hat sich bisher stets klar für die bürgerliche Regierung ausgesprochen, lässt aber offen, in welcher Form sie Schwerzmann unterstützt. Sicherlich indirekt: Dass Winiker die Wahl nicht in der ersten Runde schaffte, dürfte dem 54-jährigen Finanzdirektor nämlich in die Karten spielen, da dies mehr bürgerliche Wähler an die Urne bringt. Marcel Schwerzmann selber sagte am Wahlsonntag, für ihn ändere sich aufgrund des Resultats nichts Grundsätzliches.

«Frauenfrage ist wichtiger als vor vier Jahren»

Sukkurs könnte es für Bärtsch von der CVP geben. Denn die Partei hat sich bereits in der Vergangenheit immer wieder für die Konkordanz ausgesprochen. Insofern wäre es nicht überraschend, wenn sie sich diesmal für Paul Winiker und Korintha Bärtsch starkmachen würde. Parteipräsident Christian Ineichen wollte den Entscheid der Parteileitung, die ebenfalls diesen Montag zusammensitzt, jedoch nicht vorwegnehmen.

«Es geht jetzt darum, möglichst viele bürgerliche Frauen zu überzeugen.»

Korintha Bärtsch, Regierungsratskandidatin

Die Partei hatte schon vor vier Jahren offiziell Felicitas Zopfi von der SP empfohlen. Trotzdem reichte es nicht zur Wahl, auch weil die CVP-Basis dieser Empfehlung nicht folgte.

Bärtschs Chancen dürften also ironischerweise gerade durch die Nichtwahl von Zopfi damals und der fehlenden Frauenvertretung gestiegen sein. Insgesamt knapp 40 Prozent aller Wähler schrieben ihren Namen diesen Sonntag auf die Liste – bereits im ersten Wahlgang konnte sie also über das linksgrüne Lager hinaus punkten.

Mobilisierung ist entscheidend

Das braucht es auch im Mai. «Die Grünen erwarten, dass auch die Unterstützung von bürgerlichen Kräften nicht ausbleiben wird», hält Parteipräsident Maurus Frey fest. «Das schwache Resultat von Marcel Schwerzmann zeigt: Wählerinnen und Wähler bis in die Mitte sind mit dem amtierenden Finanzdirektor nicht zufrieden und haben ihre Stimme Korintha Bärtsch gegeben.»

 

Dass sich die SP so schnell zum Verzicht durchringen konnte, überrascht Bärtsch. «Jörg Meyer und die ganze Partei haben Grösse gezeigt und schnell Fakten für die Ausgangslage geschaffen», bedankt sie sich bei den Genossen.

«Nun können wir mit vereinten Kräften für den Einzug von Korintha Bärtsch in der Luzerner Regierung kämpfen», ergänzt Grünen-Präsident Maurus Frey. Er ist überzeugt, dass mit diesem Einerticket der Weg für einen links-grünen Regierungsratssitz frei ist. «Damit werden nicht nur ökologische Anliegen wieder ein Gewicht in der Arbeit der Regierung bekommen.»

Obwohl sich ihre persönliche Ausgangslage stark verändert hat, möchte Bärtsch ihre Kampagne im gleichen Stil weiterführen wie bisher. «Das sensationelle Resultat gibt einen enormen Motivationsschub. Es geht jetzt darum, noch stärker zu mobilisieren und insbesondere noch mehr bürgerliche Frauen und auch Männer zu überzeugen», sagt Bärtsch.

Auf städtischer Ebene profiliert

Diese Mobilisierung gelang den Linksgrünen im ersten Wahlgang besonders in der Stadt sowie im Wahlkreis Luzern-Land gut, wo Bärtsch den Finanzdirektor ausstach. Schwerzmann übertrumpfte die Grüne dafür im Hinterland, Entlebuch und, wenn auch weniger deutlich, in Sursee und Hochdorf.

Auf dem Land kennt man Korintha Bärtsch kaum. Mit ein Grund, wieso ihr viele nicht ein derart gutes Resultat zugetraut hätten. Das hat auch damit zu tun, dass die Stadtluzernerin bislang nicht auf der kantonalen Politbühne aktiv war. Ein Greenhorn ist sie aber keineswegs. Seit 14 Jahren sitzt sie für die Grünen im Stadtparlament, seit 2012 als Fraktionschefin. Dabei hat sie sich einen Namen gemacht als Sachpolitikerin ohne Scheuklappen. Ähnlich wie der Zürcher Martin Neukom, der eine Woche zuvor überraschend in die Regierung einzog. 

Ohnehin sind die Parallelen der beiden Grünen – beide sind ähnlich jung und im Umweltbereich tätig – augenfällig. Und sie haben dazu geführt, dass Bärtsch auch ohne grosse Führungserfahrung plötzlich als ernsthafte Konkurrentin wahrgenommen wurde.

Auch die kantonale Verwaltung kennt sie übrigens bereits: Während sieben Jahren war sie im Bereich Lärmschutz für die Dienststelle Umwelt und Energie tätig, mitunter als Teamleiterin. Im Mai wird sich zeigen, ob sie unverhofft bald zurückkehrt – als Regierungsrätin.

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