Mit der «Mängel-App» helfen Zuger bald ihrer Stadt

«Sie, da liegen drei herrenlose Flaschen am Zugersee»

Künftig soll es in Zug möglich sein, Mängel im öffentlichen Raum per App zu melden.

(Bild: zentralplus)

Stadtzuger sollen die Verwaltung künftig auf Misstände im öffentlichen Raum aufmerksam machen. Der entsprechende Vorstoss zweier GLP-Gemeinderäte, eine Mängel-App zu lancieren, stiess auf offene Ohren. Die Stadt plant zudem, die Bevölkerung auch sonst mehr einzubinden.

«Seit einer Woche liegt hier dieses Altpapier herum. Mittlerweile durchnässt», schreibt ein besorgter Zürcher auf der Plattform «Züri wie neu». Auf der Karte ist der genaue Standort des unseligen Fundes markiert. Die Zürcher Entsorgungsstelle reagiert denn auch rasch, verspricht, das triefende Altpapier am kommenden Mittwoch im Rahmen der ordentlichen Tour mitzunehmen. Eine weitere Person schickt ein Bild eines offenbar abmontierten Fahrverbot-Schildes.

Die Idee einer solchen App gefällt zwei Stadtzuger Politikern. Die beiden GLP-Gemeinderäte Stefan W. Huber und David Meyer forderten mit dem Postulat «Zug noch besser – Engagement im Taschenformat», dass es eine solche Mängel-App auch in der Stadt Zug geben solle.

«Natürlich geht es um die Meldungen, welche die Bevölkerung machen kann und um einen entsprechenden Effizienzgewinn», erklärt Huber auf Anfrage. «Fast mehr geht es jedoch darum, der Bevölkerung ein Gefühl zu geben, mitwirken zu können.»

Zug orientiert sich an Zürcher App

Die Antwort des Zuger Stadtrats auf das Anliegen? Durchaus positiv. Nicht zuletzt, da die App gerade wie angegossen in die Strategie passt, die die Stadt derzeit verfolgt. «Eine Übernahme der App ‹Züri wie neu› für Zug ist möglich.»

Eine Umsetzung des Tools wird auf drei bis sechs Monate geschätzt. Für die Anpassung der Abläufe und die Etablierung des Systems müssten ungefähr neun bis zwölf Monate eingeplant werden, rechnen die Verantwortlichen.

Für die Stadt steigt der Druck

Das klingt verheissungsvoll. Eine App, mit der Mängel innert Sekunden gemeldet werden können und die dann flugs behoben werden. Wie die Stadt Zug schreibt, werde zwar die Zürcher App von der dortigen Bevölkerung sehr gut aufgenommen, doch gebe es auch Herausforderungen. Insbesondere für die Mitarbeiter.

«Durch die öffentliche Publikation der Meldungen entsteht ein gewisser Druck auf die entsprechenden Verwaltungsstellen, rasch zu reagieren.» Insbesondere weil gerade im Bereich Sicherheit und Ordnung eine Einschätzung von Fachleuten und Beobachtern nicht immer deckungsgleich sei.

Der Preis für die Mängel-App: 55’000 Franken

Weiter solle die Instandhaltung «unter angemessenem Einsatz der Mittel» erfolgen. Die Einführung einer App setze die Einführung einer professionell besetzten Koordinationsstelle voraus. So würden Schadensmeldungen möglichst rasch der richtigen Stelle zugewiesen werden, die Kommunikation gegen aussen könne professionell gehandhabt werden.

Natürlich kostet das etwas. Die Stadt Zug rechnet mit Kosten von etwa 55’000 Franken für die Umsetzung der Mängel-App, die jährlichen Betriebskosten werden auf 8’000 Franken geschätzt. Dabei werden interne Kosten nicht berücksichtigt. Während der Einführungsphase sei von einem Pensum von 20 Prozent auszugehen. Insbesondere für Schulungen und Anpassungen der Abläufe.

«Ich denke nicht, dass im grossen Stil Bagatellen gemeldet werden.»

Karl Kobelt, Zuger Stadtpräsident

Dass nach der Lancierung der App plötzlich unzählige belanglose Mängelmeldungen bei der Stadt Zug eingehen, glaubt Stadtpräsident Karl Kobelt nicht. «Ich denke nicht, dass im grossen Stil Bagatellen gemeldet werden. Ausserdem wird die Stadtverwaltung jeweils eine Priorisierung vornehmen.»

Eine umfassende Partizipationsplattform ist in Planung

Die Mängel-App, bei der Bürger aktiv an der Verbesserung in der Stadt teilnehmen können, ist jedoch nur ein Teil einer geplanten integralen Plattform zur E-Partizipation. «Zuger am Zug» soll eine zentrale und departementsübergreifende Dialog-, Partizipations- und Informationsplattform umfassen. Die Stadt stellt sich vor, dass auf dieser ein temporärer oder laufender Austausch zu aktuellen Themen und Projekten in Zug gepflegt werden soll.

«Wir möchten keine Pferdefüsse entwickeln.»

Karl Kobelt, Zuger Stadtpräsident

Wie muss man sich eine konkrete Anwendung vorstellen? «Es soll vor allem um normale Prozesse zwischen der Bevölkerung und der Verwaltung gehen. So ist etwa denkbar, dass jemand Baupläne neu elektronisch einsehen kann, ohne dass diese hin- und hergeschickt werden müssen», sagt der Stadtpräsident auf Anfrage von zentralplus. «Die Plattform soll die Arbeit der Stadt letztlich erleichtern und womöglich Prozesse beschleunigen. Wir möchten keine Pferdefüsse entwickeln.»

Frühstens Mitte 2020 in Betrieb

Geplante Kosten für die gesamte Plattform: 200’000 Franken. Nach heutigem Zeitplan könnte eine Lancierung der Partizipations-Plattform Mitte 2020 in Betrieb gehen.

Die Postulanten sind sehr zufrieden mit der grossen Bereitschaft, mit welcher der Zuger Stadtrat das Anliegen aufgefasst hat. «Das entspricht genau dem, was wir gefordert haben und freut uns sehr», so Stefan W. Huber.

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