Christoph Iten und die Krux mit der Jungpartei

Von der Pfadi ins Zuger Stadtparlament – und nun nach Bundesbern?

Geht es für Christoph Iten auch politisch bald hoch hinaus?

(Bild: Christoph Iten)

Die Zuger CVP zeichnet sich durch ein Paradoxon aus: Mit Christoph Iten (30) ist der aktuelle Präsident der Jungen älter als die neue Präsidentin der Mutterpartei Laura Dittli (27). Dies soll allerdings nicht lange Bestand haben. Denn an die Stelle von Iten soll die nächste Generation treten.

Die Zeiger stehen bei 20.30 Uhr. Längst ist es dunkel draussen, als wir uns in einem Zuger Café verabreden. Dies hat seinen Grund: Christoph Iten ist momentan beruflich mehr als gut ausgelastet, wie er sagt. Er absolviert unter anderem eine Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer.

Der 30-Jährige amtet seit rund vier Jahren als Präsident der JCVP Kanton Zug. Er hat die Jungpartei unter anderem gemeinsam mit Laura Dittli gegründet. Diese wurde vor Kurzem zur Präsidentin der Kantonalpartei gewählt (zentralplus berichtete).

Die paradoxe Situation bringt mit sich, dass die 27-jährige Dittli jünger ist als der Präsident der JCVP. Dabei soll es jedoch nicht lange bleiben, wie Iten verrät. «Diesen Frühling werde ich mein Amt weitergeben.» Namen von potenziellen Nachfolgern von ihm will er jedoch noch keine verraten.

Der Opa unter den Jungen

Man kann argumentieren, Christoph Iten sei einer Jungpartei inzwischen sowieso entwachsen. Im Vergleich schwingt er alterstechnisch obenaus. Seine Zuger «Jung-Präsidialkollegen» heissen Gian Brun (Jungfreisinnige), Anna Spescha, Zofia Zouhir (Juso, zentralplus berichtete), Konradin Franzini, Gurbetelli Yener (Junge Alternative) oder Nicolas Burnier (SVP, zentralplus berichtete) und sind jeweils Anfang 20.

«Bei der CVP ist der ‹Generationengap› kleiner als rechts und links aussen.»

Christoph Iten, Präsident JCVP Kanton Zug

Iten wurde vergangenen Herbst wieder in den GGR gewählt und hat dort seine zweite Legislaturperiode in Angriff genommen. Neu ist er Fraktionschef der CVP Stadt Zug (zentralplus berichtete). «Als Fraktionschef möchte ich für die nächsten vier Jahre Schwerpunkte setzen», ist er sich bewusst.

Dabei denkt er unter anderem an das Thema Raumplanung mit der dazugehörigen Frage, wie und wo man in der Stadt Zug wachsen möchte. Auch die Herausforderungen im Bereich ausserschulische Betreuung hat er sich auf die Fahne geschrieben.

Die Extreme werden anderen überlassen

Weiter sitzt der Stadtzuger als Vertreter der Jungpartei im Präsidium der kantonalen CVP. Trotz seines Erfahrungsschatzes und der Möglichkeit, an Ü30-Partys zu gehen, sagt Iten: «Ich habe nicht das Gefühl, dass ich meilenweit von den ‹Jungen› entfernt bin. Aber sicherlich habe ich teilweise schon andere Ansichten als ein 18-Jähriger.»

Christoph Iten ist neuer Fraktionschef der Stadtzuger CVP.

Christoph Iten ist neuer Fraktionschef der Stadtzuger CVP.

(Bild: zvg)

«Bei der CVP ist der ‹Generationengap› jedoch kleiner als rechts und links aussen», ist er überzeugt. Dies liege daran, dass die JCVP nie in eine extreme Richtung tendiert habe.

Ideologie muss hinten anstehen

Bei den Jungparteien am linken und rechten Rand steht oft der ideologische Aspekt im Vordergrund. Der passionierte Volleyballspieler vom LK Zug konnte sich damit nie identifizieren. Ihm sei es immer um eine realistische und umsetzbare Lösung gegangen. Als aktuelles Beispiel nennt er die Zersiedelungs-Initiative. «Die Initiative nimmt ein extrem wichtiges Thema auf. Jedoch ist der Ansatz zu einfach und ideologisch – und daher zum Scheitern verurteilt.»

«Ich nehme mir die christlichen Grundwerte wie Bescheidenheit und Nächstenliebe heraus.»

Christoph Iten

Iten zögert bei der Frage, ob er aus einer politischen Familie stamme. «Mein Vater war zwar in der Rechnungsprüfungskommission, hatte jedoch kein politisches Amt inne. Meine Familie ist politisch sehr interessiert, nach aussen aber nicht aktiv.»

Die Pfadi musste daran glauben

Entsprechend dauerte es auch etwas länger, bis der Zuger vom politischen Fieber erfasst wurde. Iten war Anfang 20 und ausgelastet durch seine Aktivitäten im LK Zug und in der Pfadi. Doch dann machte ihn ein CVP-Mitglied auf den GGR aufmerksam und, dass man sich dort für die Stadt Zug sowie deren Interessen einsetzen kann. Iten war irgendwann gepackt und die Pfadi hatte schliesslich das Nachsehen.

«Die CVP war immer jene Partei, welche mir am nächsten gewesen ist», sagt der Wirtschaftsprüfer. Er bezeichnet sich als «sehr liberal und wirtschaftsfreundlich», hat an der Hochschule St. Gallen studiert. Also doch eher FDP?

«Die Wirtschaft muss dem Menschen dienen. Denn dieser steht zuoberst und nicht die Wirtschaft», sagt Iten. Dies unterscheide ihn von der bedingungslosen Liberalität. Er plädiere für eine soziale Marktwirtschaft. Und: «Ich würde behaupten, dass im Kanton Zug die CVP die Wirtschafts- und Gewerbepartei ist.»

Das C, eine Definitionssache

Und gibt es auch ein Thema, bei dem der Fraktionschef so gar nicht auf der CVP-Linie liegt? Iten überlegt lange, bittet um Gedenkzeit bis zum Ende des Gesprächs. Schliesslich nennt er seine gesellschaftliche Liberalität, die ihn von konservativeren CVP-Flügeln unterscheide. Als Beispiel nennt er die sexuelle Orientierung, wo er relativ offen sei.

«Die Parkrauminitiative ist schlecht formuliert.»

Christoph Iten

Ein Problem mit dem vieldiskutierten C im Parteinamen hat er trotzdem «überhaupt nicht». Jeder könne für sich definieren, was er darunter versteht. «Ich nehme mir die christlichen Grundwerte wie Bescheidenheit und Nächstenliebe heraus», so Iten.

Die nationale Bühne kann warten

Seit 2016 ist mit Gerhard Pfister ein Zuger Chef der CVP. «Natürlich ist er in Zug nicht mehr so präsent, seit er die Nationalpartei führt. Trotzdem schafft er es immer wieder hierher und ich glaube, er ist auch etwas stolz auf die Zuger CVP», sagt der Gemeinderat. Denn die hiesige Kantonalpartei sei stark und gut aufgestellt.

Kokettiert auch Christoph Iten mit dem Sprung auf die nationale Bühne in einigen Jahren? «Momentan ist die kantonale Bühne sicher noch die richtige. Wir haben aktuell National- und Ständeräte, die ihre Sache sehr gut machen.»

…Und immer wieder Parkplätze

Am Sonntag wird über die aktuelle Parkrauminitiative abgestimmt. Es geht um die Höhe der Parkgebühren in der Stadt Zug. Iten dazu: «Ich bin das Thema Parkplätze selbst langsam leid.» Weshalb dies in Zug ein solcher Dauerbrenner ist, kann er sich selbst nicht recht erklären.

Christoph Iten ist in seiner Freizeit oftmals in der Natur anzutreffen – ob hierzulande oder anderswo.

Christoph Iten ist in seiner Freizeit oftmals in der Natur anzutreffen – ob hierzulande oder anderswo.

(Bild: Christoph Iten)

Zur Initiative vertritt er eine dezidierte Meinung: «Ich finde die Forderung, dass die Parkgebühren nicht steigen sollen, absolut legitim. Ob man sie senken muss, ist eine andere Frage. Jedoch ist die Initiative schlecht ausgearbeitet, die Folgen sind schwammig. Deswegen bin ich dagegen.»

Vom enormen Druck

Auch wenn in der Stadt Zug momentan vieles richtig laufen mag – Iten macht trotzdem Punkte aus, bei denen ihm die Entwicklung in eine ungewünschte Richtung geht. Stichwort schnelles Wachstum: «Dabei ist bezüglich Bauten die Qualität manchmal etwas auf der Strecke geblieben. Ich denke da beispielsweise an die Feldhof-Überbauung. Die ist schnell gewachsen und vor allem funktional.»

Zudem gelte es, das Gleichgewicht zu halten in diesem «globalisierten Dorf». Der Druck auf Zug bezüglich Arbeitsplätze, Verkehr und Wohnungen sei enorm. Gleichzeitig sei es auch wichtig, das Gesellschaftliche und den ursprünglichen Teil von Zug zu erhalten.

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