Wegen Bauplänen gehen in Hünenberg See Wogen hoch

Veranstaltung zum Zythus-Areal: Gemeinderat und Kanton unter Feuer

Das Quartett steht Rede und Antwort (von links): René Hutter, Urs Kamber, Thomas Anderegg und Regula Hürlimann.

(Bild: sib)

Am Mittwochabend luden Vertreter der Gemeinde Hünenberg und des Kantons zu einer weiteren Infoveranstaltung zur Zukunft des Zythus-Areals. Die Gegner um die IG Zythusareal erschienen dabei zahlreich und machten Gemeindepräsidentin Regula Hürlimann und Co. die Hölle heiss.

Als der Hünenberger Gemeinderat eine zweite Informationsveranstaltung zur Zukunft des Zythus-Areals ankündigte, war bereits zu erwarten, dass es emotional werden könnte – zumal auch die IG Zythusareal ihren Besuch in der Aula des Eichmatt-Schulhauses in Hünenberg See ankündigte (zentralplus berichtete). Die IG Zythusareal wehrt sich vehement gegen die Zukunftspläne des Kantons und der Gemeinde Hünenberg.

In der fast vollen Aula war denn auch für ordentlich Zündstoff gesorgt. Auf dem Rednerpodest nahmen neben der abtretenden Gemeindepräsidentin Regula Hürlimann (FDP) der Hünenberger Bau- und Planungsvorsteher Thomas Anderegg (CVP), Kantonsbaumeister Urs Kamber sowie Kantonsplaner René Hutter Platz.

Der Stich ins Wespennest

Gleich zu Beginn, noch vor jedem Schlagabtausch, stach Hutter in ein Wespennest. Er sagte: «In Hünenberg schlagen zwei Herzen.» Dabei betonten die Vertreter der IG Zythusareal immer, dass Hünenberg ein Dorf sei mit einem Dorfkern – und so soll es auch bleiben.

«Ein Richtplan ist kein Gesetz. Im Kanton Zug gibt es keine Pflicht zu einer Mindestdichte.»

Mitglied der IG Zythusareal

Schon bald kam Hutter auf eines der Reizwörter zu sprechen: Ausnützungsziffer. «Die IG Zythusareal verlangt in ihrer eingereichten Motion, dass sie keine höhere Ausnützungsziffer als 0.35 duldet. Im Verdichtungsgebiet Zythus neben einer Stadtbahahaltestellte ist dies jedoch nicht genehmigungsfähig.»

Was folgte, war der erste Zwischenruf aus dem Publikum: «Woher haben Sie das?» Hutter argumentierte, dass dies dem kantonalen Richtplan widerspreche. Es folgten weitere Wordmeldungen, doch Hutter blockte ab mit dem Hinweis, dass am Ende Zeit für Fragen sei.

Architekturwettbewerb kommt 2020

Als nächstes trat Kantonsbaumeister Urs Kamber ans Mikrofon. Er kam auf die Machbarkeitsstudie zu sprechen, welche im Mai vorgestellt wurde (zentralplus berichtete). Auch er kam auf die Ausnützungsziffer zu sprechen: «Der vorgestellte Bereich von 1.2 bis 1.4 ist bloss eine Bandbreite, in welcher sich die Projekte voraussichtlich bewegen werden.»

Regula Hürlimann hatte selbst mal zwei Monate in Hünenberg See gewohnt.

Regula Hürlimann hatte selbst mal zwei Monate in Hünenberg See gewohnt.

(Bild: sib)

Zudem stellte er den weiteren Zeitplan vor: 2020 werde der Architekturwettbewerb ausgeschrieben und durchgeführt. Ab 2021 erfolge die Erarbeitung des Bebauungsplans und der Zonenplanänderung. Er hoffe, dass 2023 der Bebauungsplan sowie die Zonenplanänderung genehmigt werden.

Für die Motion sieht’s nicht gut aus

Dann war die Reihe an Thomas Anderegg. Er ging auf die eingereichte Motion ein und ob diese denn überhaupt gültig sei. «Der Gemeinderat hat zwei rechtliche Gutachten eingeholt», erklärte er.

«Was tut der Gemeinderat, um das Vertrauen wiederherzustellen?»

Gian Brun, Präsident Zuger Jungfreisinnige

Fazit: Dadurch dass die verlangte Ausnützungsziffer von 0.35 dem kantonalen Richtplan widerspreche, dürfte sich die Motion als ungültig erweisen. Im selben Atemzug betonte er jedoch: «Der Beschluss des Gemeinderats über die Gültigkeit der Motion ist noch ausstehend.»

Applaus für die IG

Was folgte war der nächste Einwurf aus dem Publikum. Jemand aus den Reihen der IG Zythusareal meldete sich zu Wort. «Ein Richtplan ist kein Gesetz. Im Kanton Zug gibt es keine Pflicht zu einer Mindestdichte. Also kann man sie auch nicht als nicht genehmigungsbedürftig bezeichnen.» Im Saal brandete warmer Applaus auf.

Bei einer anderen Gelegenheit betonte Gemeindepräsidentin Regula Hürlimann, man wolle kein zweites Dorfzentrum in Hünenberg See errichten. Dafür erntete sie kollektives Raunen. Der Gemeinderat scheint bei den See-Bewohnern viel Kredit verspielt zu haben.

Die Vertrauensfrage

Deshalb fragte der anwesende Präsident der Zuger Jungfreisinnigen Gian Brun auch: «Was tut der Gemeinderat, um das Vertrauen wiederherzustellen?» Hürlimann verwies auf den heutigen Abend. Zudem hoffe sie auf ein gegenseitiges Aufeinanderzukommen.

«Unser Gemeinderat fährt uns an den Karren.»

Ueli Christen, IG Zythusareal

So richtig hoch gingen die Wogen bei der Fragerunde. So blaffte ein Mitglied der IG Zythusareal in Richtung Hutter: «Sie wollen Hochhäuser bauen!» «Stimmt nicht. Das waren nur erste Überlegungen», erwiderte dieser.

Höhnisches Gelächter

Regula Hürlimann beschwor derweil wieder Unruhe im Publikum als sie sagte, man könne später das ganze Projekt natürlich ablehnen – doch löse dies die Probleme nicht.

Hutter wurde des Weiteren mit der Frage konfrontiert, was die Juristen bei den rechtlichen Gutachten denn herausgefunden hätten, was die minimale Ausnützungsziffer sein müsste. Seine Antwort: «Ich werde Ihnen diese Zahl heute Abend nicht nennen können.» Das Resultat: höhnisches Gelächter.

Angriff gegen Anderegg

Dann wagte Ueli Christen von der IG den Frontalangriff. Zuerst widersprach er Hutter. «Es gibt keine Mindestziffer im Richtplan!» Dann folgte die Attacke gegen Thomas Anderegg. 

«Wir hatten etwas Bammel vor dem heutigen Abend.»

Regula Hürlimann, Gemeindepräsidentin von Hünenberg

«Wir haben den Kontakt gesucht, doch in zweieinhalb Monaten keine Antwort bekommen. Anderegg tut so, als wären wir schlecht informiert.» Dabei habe er nie Zeit für sie gehabt. «Wir haben uns bemüht. Doch unser Gemeinderat fährt uns an den Karren. Er will nicht mit uns kommunizieren.» Wieder Applaus.

Anderegg wiederum reagierte mit versteinerter Miene. Der Gesichtsausdruck verriet: Bitte lass das verbale Trommelfeuer bald vorüber sein.

Der Graben ist tief

Eine Frage wurde immer und immer wieder in den Raum geworfen: Was bringen die Projekte der Gemeinde Hünenberg und seinen Bewohnern überhaupt? Als zusätzlich das Stichwort Vermögensverlust aufkam, entstand einenen Moment lang entlarvende Stille auf dem Rednerpult.

Als die Frage ein nächstes Mal aufkam, erhob ein Mann aus dem Publikum die Stimme. «Bezahlbarer Wohnraum», schleuderte er in Richtung Fragesteller. Doch dafür erntete er einzig Gelächter.

René Hutter ist seit 20 Jahren Kantonsplaner. Er sah sich als Sprachrohr des Kantonsrats.

René Hutter ist seit 20 Jahren Kantonsplaner. Er sah sich als Sprachrohr des Kantonsrats.

(Bild: sib)

Der Graben scheint tief zu sein. Gebetsmühlenartig versicherte das Quartett auf dem Podest, dass es bezahlbare, kleine Wohnungen geben werde. Das schien bis zum Schluss niemand wirklich zu glauben.

Versöhnliche Worte zum Schluss

Die Gemeinde- und Kantonsvertreter schienen zunehmend genervt. Es kamen auch Fragen zur Zukunft der Park-and-Ride-Anlage oder den vollen S-Bahnen. Nach zwei Stunden zog Moderator Marcel Schlatter einen Schlussstrich. Für noch ungestellte Fragen bliebe der anschliessende Apéro.

Und auch wenn Regula Hürlimann zugeben musste, dass man von einem Kompromiss noch weit entfernt sei, fand sie zum Schluss einigermassen versöhnliche Worte. «Wir hatten etwas Bammel vor dem heutigen Abend. Schlussendlich ging es aber doch ganz gut.»

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