Luzerner Stadtrat beantragt Sonderkredit

Grenzhof: 8-Millionen-Provisorium statt verseuchtes Schulhaus

Denkmalgeschützt oder nicht? Das ist die Frage bei der Grenzhof-Anlage in Littau.

(Bild: jal)

Die Schadstoffe lassen keinen Unterricht mehr zu: Bei der Grenzhof-Schule in der Stadt Luzern soll innert anderthalb Jahren ein Provisorium entstehen. Dafür braucht es über 8 Millionen Franken. Baudirektorin Manuela Jost sagt, wieso die Kosten gerechtfertigt seien und weshalb das Parlament eigentlich nicht Nein sagen darf.

Noch bis zur Fasnacht 2020 dauert die Gnadenfrist. Dann soll Schluss sein mit dem Unterricht in der Grenzhof-Anlage eingangs Littau: Der Stadtrat will auf dem Areal ein Provisorium errichten. Dafür beantragt er dem Parlament einen Sonderkredit von 8,2 Millionen Franken.

Seit 2015 ist bekannt, dass das Schulhaus Grenzhof schadstoffbelastet ist. Bei Nachmessungen letzten Frühling wurden erhöhte Werte des Schadstoffes Naphthalin – der in Ebikon ein Provisorium nötig machte (zentralplus berichtete) – und anderer Stoffe festgestellt. Der Pavillon 2 wurde daraufhin geschlossen. Mit Zumieten und Rochaden konnte der Betrieb für das laufende Schuljahr sichergestellt werden.

Doch diese Übergangslösung verlange von den Schülern, Lehrpersonen und Eltern Kompromisse und sollte nur so lange wie nötig dauern, hält der Stadtrat in einer Mitteilung fest. Deshalb soll bis März 2020 auf dem Sandplatz südlich der Schulanlage Grenzhof ein Provisorium gebaut werden. Dort sollen 150 Kinder Platz finden. Die Stadt rechnet mit 6 Primarklassen und zwei Kindergärten. Die nicht mit Naphthalin belastete Turnhalle des Schulhauses Grenzhof kann weiterhin genutzt werden.

Mobiles Holzhaus, kein Container

Mehr als 8 Millionen für eine provisorische Baute klingt nach viel Geld. Baudirektorin Manuela Jost (GLP) hält die Kosten aber nicht für überrissen: «Es handelt sich dabei nicht um einen Container, sondern um einen komplett ausgerüsteten Modulbau aus Holz, der energetisch und auch von der Atmosphäre her deutlich besser ist.» Die Erfahrungen mit Containern an anderen Schulen, zum Beispiel im Maihof, hätten gezeigt, dass diese von Lehrern und Schülern nicht geschätzt würden. Laut Stadtrat bieten sie sich nur als Lösung an, wenn ein Provisorium für ein bis zwei Jahre gedacht ist.

Vier Standorte wurden geprüft, jener auf dem Sandplatz oberhalb des Grenzhof-Schulhauses (rot markiert) erwies sich als der beste. (Grafik: zvg)

Vier Standorte wurden geprüft, jener auf dem Sandplatz oberhalb des Grenzhof-Schulhauses (rot markiert) erwies sich als der beste. (Grafik: zvg)

Der vorgeschlagene Modulbau beim Grenzhof hat laut Jost hingegen eine Lebensdauer von 20 Jahren, was ebenfalls die höheren Kosten erklärt. Beim Grenzhof indes wird die Baute nur bis 2025 verwendet. Danach soll der geplante Neubau im Rönnimoos stehen. Das Stadtparlament hat dafür bereits vor einem Jahr einen Wettbewerbs- und Projektierungskredit von knapp 2,5 Millionen Franken gesprochen. Nach einem zwischenzeitlichen, politisch verordneten Marschhalt hat die Baudirektion die Arbeiten für das Projekt diesen Sommer wieder aufgenommen.

Das nun geplante Provisorium soll später an anderen Schulen verwendet werden können. Wo genau, soll im Rahmen der aktualisierten Schulraumplanung analysiert werden. Klar ist zumindest jetzt schon: Für die Schulanlage St. Karli, die zurzeit saniert wird, braucht die Stadt ein eigenes Provisorium. Dennoch stellt der Stadtrat in Aussicht, dass man mit der gemeinsamen Ausschreibung der beiden Modulbauten Kosten von rund 80’000 Franken sparen könne.

«Wir müssen das Schulhaus so oder so leeren – dies ist unabhängig vom Schutzstatus.»

Manuela Jost, Baudirektorin Stadt Luzern

Der Grosse Stadtrat wird voraussichtlich am 20. Dezember 2018 über den Kredit entscheiden. Viel Spielraum hat er dabei nicht, denn der Zeitdruck lässt kaum Extraschlaufen zu. Jost räumt ein, dass der Zeitplan sehr eng gesteckt sei. Die Projektierung läuft bereits, im nächsten Frühling sollen die Bauarbeiten starten, das Provisorium dann im zweiten Halbjahr 2019 montiert werden. Und was, wenn das Parlament diesen Weg nicht goutiert? «Wir brauchen einfach eine Lösung», sagt Manuela Jost. «Denn in einem Jahr müssen alle aus der Grenzhof-Anlage raus. Und im Moment gibt es keine Alternative, wohin Kinder und Lehrpersonen gehen könnten.»

Beschwerde nach wie vor hängig

In den letzten Monaten gab die Grenzhof-Schule viel zu reden. Zum einen wegen der Schadstoffbelastung. Zum anderen aber auch, weil Architekten und Denkmalschützer den Entscheid der Stadt kritisierten, das Gebäude abzureissen. Auch der Kanton Luzern schob den städtischen Plänen einen Riegel: Die Schulanlage Grenzhof wurde unter Denkmalschutz gestellt. Dagegen wehrt sich die Stadt auf juristischem Weg. Die Pläne für das Provisorium hätten keinen direkten Zusammenhang zu dieser Frage, sagt Jost. «Wir müssen das Schulhaus so oder so leeren – dies ist unabhängig vom Schutzstatus.»

Was danach mit den Gebäuden passiert, ist noch offen. Das Stadtparlament hat im September entschieden, dass es als Schule keine Zukunft hat. Sollte die Anlage definitiv unter Denkmalschutz gestellt werden, muss die Stadt sich eine alternative Nutzung überlegen (zentralplus berichtete). Die entsprechende Beschwerde ist nach wie vor bei Regierungsrat Reto Wyss (CVP) hängig.

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